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Australien 03 - Tal der Sehnsucht

Australien 03 - Tal der Sehnsucht

Titel: Australien 03 - Tal der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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halten. Sie heulten und bellten, als wollten sie Rosie anbetteln, aus dem Wasser zu kommen.
    »Okay, okay«, rief sie. Ich hab’ schon kapiert.«
    Sie watete ans Ufer, ging in die Hocke und schloss alle drei Hunde fest in die Arme.

Kapitel 10
    W ieder daheim bei den Stallungen griff Rosie, immer noch durchnässt und verschlammt nach ihrer unfreiwilligen Taufe im Weiher, zu einer Schaufel und öffnete sämtliche Tore zu den leicht erhöhten Hundezwingern. Die Bodenbretter waren mit Hundehaufen übersät, die von der Sonne weiß gebrannt worden waren. In einem der Zwinger sprang Julians zerzauster Collie auf und ab und bellte aus vollem Hals Sams Hunde an, die höhnisch vor ihm herumtrotteten. Rosie schabte mit der Schaufelklinge über das Gitter und versuchte, den Gestank zu ignorieren. Dann wickelte sie einen Schlauch ab und spritzte das Gitter sauber. Die Hunde blieben in ihrer Nähe, beschnupperten alles, setzten Haufen oder hoben ihre Beine in den Schafspferchen, bis Rosie sie herbeirief. Dann befahl sie den Hunden, nacheinander raufzuspringen, so wie sie es bei Sam beobachtet hatte, wenn er die Hunde wegschloss. Diesel und Dixie gehorchten, aber Gibbo ließ sich Zeit. Rosie ging in die Hocke und streckte ihm die Hand hin.
    »Komm her, Gibbo.« Er senkte den Kopf und kam angetrottet. »Nur keine Eile«, sagte sie und kraulte ihn hinter den Ohren. Sie hob ihn in den Zwinger, schloss das Tor und wandte sich dann dem Stall zu. Im selben Augenblick wurde ihr eng ums Herz. Irgendwann müsste sie ins Haus gehen. Früher oder später musste sie ihren Eltern gegenübertreten … oder genauer gesagt ihrer Mutter und dem Mann, der nicht mehr ihr Vater war. Mein Gott, dachte sie, wie sollte sie ihn in Zukunft nennen? Sie schloss die Augen und kämpfte ein weiteres Mal gegen die Tränen an.
    In der Küche fuhrwerkte Margaret geräuschvoll mit ihren Töpfen und Schüsseln herum. Normalerweise bereitete sie ihre wöchentlichen »Essen-auf-Rädern«-Rationen für die Alten im Distrikt mit militärischer Präzision zu. Aber heute hatte sie hastig ein paar halb fertig gebratene Scheiben Lammbraten und einen Schlag halb rohes Gemüse auf die Teller gehäuft und alles notdürftig mit Alufolie abgedeckt. Rosie fiel auf, wie wacklig ihre Mutter die Mahlzeiten in den Weidenkorb stapelte. Als Margaret aufblickte und ihre schlamm- und dungbedeckte Tochter in den gleichen Kleidern wie gestern sah, brach sie in Tränen aus. Mit zitternden Händen kramte sie in ihrer Handtasche herum und zog die Autoschlüssel hervor.
    »Ich fahre in die Stadt«, verkündete sie trotzig.
    Rosie schüttelte seufzend den Kopf. Der Zorn auf ihre Mutter wurde von Mitleid gedämpft. Plötzlich kam sie sich vor wie die Erwachsene.
    »Nicht so. Auf keinen Fall.«
    Margaret drehte Rosie den Rücken zu und stützte sich auf die Bank.
    »Ich muss das Essen rechtzeitig ausliefern«, sagte sie mit zittriger Stimme.
    »Wann hörst du endlich auf, so zu tun, als sei nichts passiert?«, schrie Rosie sie an. »Wir müssen über diese Sache reden !«
    Aber gerade als Rosie ihrem Zorn freien Lauf lassen wollte, bemerkte sie das kleine Pillendöschen neben der Spüle und die Whiskyflasche daneben. O Gott, dachte sie, sie könnte im Moment sowieso kein vernünftiges Gespräch mit ihrer Mutter führen. Sie seufzte und hörte sich im nächsten Moment sagen: »Ich fahre dich, Mum. Lass mir nur eine Minute Zeit zum Duschen.«
    In ihrer Stimme lag eine Schärfe und Bitterkeit, die Margaret nie zuvor gehört hatte.

    Margaret starrte eisern ins Leere, während sie in Richtung Casterton fuhren. Rosie musste sich zwingen, nicht laut zu werden.
    »Also, wie ist es passiert?«
    Ihre Mutter schaute weiter auf die Straße.
    »Es ist schon so lange her«, war ihre Antwort.
    »Ja, Mum. Genau dreiundzwanzig Jahre«, bestätigte Rosie sarkastisch.
    »Du darfst nicht wütend auf mich sein, Rose. Dein Vater ist schon so wütend auf mich. Ich könnte es nicht ertragen, wenn du auch noch wütend wärst.«
    » Mein Vater. Mum, Gerald ist nicht mein Vater – nicht mehr, dir zufolge!«
    Margaret zuckte zusammen und rutschte, in dem fahrenden Wagen gefangen, auf ihrem Sitz herum.
    »Bitte. Bitte sei nicht wütend auf mich.«
    »Aber ich habe doch wohl das Recht zu erfahren, wer mein wahrer Vater ist, oder?«, rief Rosie und schlug auf das Lenkrad ein.
    »Ich weiß, dass das ein Schock ist«, sagte Margaret. »Aber dies ist nicht der richtige Zeitpunkt. Im Augenblick zählt nur, dass die Familie

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