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Australien 03 - Tal der Sehnsucht

Australien 03 - Tal der Sehnsucht

Titel: Australien 03 - Tal der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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Hund, der ihm mit hängendem Kopf und hängender Zunge folgte und dessen Lider so weit nach unten gesackt waren, dass rund um die trüben Augäpfel das rosa Fleisch zu sehen war.
    »Ach ja, der Hund. Faulpelz heißt er. Er wurde mir von einer alten Witwe geschenkt, für die ich unterwegs gearbeitet habe.«
    »So wie es aussieht, war sie nicht allzu zufrieden mit Ihrer Arbeit«, lachte Cawker.
    Jack warf einen skeptischen Blick auf den schwarzen Hund mit der ergrauenden Schnauze und den arthritischen Beinen. Er hatte ihn aus Höflichkeit mitgenommen, aber auch, weil er wusste, dass er mindestens einen Arbeitshund brauchte, wenn er auf einer der großen Stationen im Westen Arbeit finden wollte.
    »Den größten Teil des Weges musste ich ihn tragen! Er sieht nicht so aus, als wäre er versessen darauf, das Leben eines Treiberhundes zu führen.« Jack lachte leise vor sich hin und schüttelte dann den Kopf. »Allmählich wird es mir zur Gewohnheit, die Tiere der Toten aufzunehmen! Eines Tages werde ich mir den allerbesten Hund auswählen… keinen alten Streuner wie ihn! Nachdem er schon Faulpelz heißt, kann ich mich wohl glücklich schätzen, wenn ich ihn überhaupt zum Arbeiten bringe.«
    »Und wie haben Sie Ihr Fohlen getauft? Der Name Quality würde ihm gewiss gut anstehen.«
    Das Fohlen hatte sich mittlerweile an das Fuhrwerk gewöhnt und ließ sich nun problemlos von der Stute aus führen. Der fedrige Fohlenschwanz wurde allmählich voller, und in den Hinterbacken hatten sich über die Wochen schlanke, sehnige Muskeln gebildet.
    »Ich habe ihn Cooley genannt, nach einer Geschichte, die meine Tante mir zu erzählen pflegte. Der Rinderraub von Cooley. Aber ein englischer Edelmann wie Sie kennt die Legende wahrscheinlich nicht.«
    »Das kann ich wahrlich nicht behaupten«, sagte Cawker.
    Jack hatte auf seinen Reisen festgestellt, dass viele, denen er begegnete, auf seine irische Abstammung herabsahen. Dieser Engländer schien ihn hingegen zu akzeptieren. Seine Tage als Kutscher mussten ihn gelehrt haben, auf den ersten Blick die Absichten eines Mitreisenden zu durchschauen. Auch Jack achtete darauf, in wessen Gesellschaft er reiste. Am liebsten blieb er für sich oder unter seinesgleichen. Manche seiner irischen Landsleute hatten ihm versichert, er sei von Sinnen, die zivilisierte Gegend um Koroit zu verlassen, um sich in das wilde Landesinnere vorzuwagen. Sie hatten ihn nachdrücklich vor den Städten gewarnt, in denen sich die Männer auf der Straße Faustkämpfe lieferten und sich betranken, bis sie in den Straßenstaub kippten. Es war eine Gegend, in die es nur wenige anständige Frauen aus eigenem Antrieb verschlug, erklärten ihm die Reisenden oft und nahmen dabei den gut aussehenden jungen Mann in Augenschein. Dann folgten wieder und wieder die Geschichten – von Männern, die mit Schweinen kopulierten, und von gottesfürchtigen Kirchenmännern, die ihr Bett mit jungen Knaben teilten; von Angriffen der Wilden und grauenvollen Metzeleien abseits der Lagerfeuer; von ganzen Bäumen voller Leichen der Schwarzen; vom Gestank der Kadaver im heißen Unterholz und von Fliegenschwärmen, dicht wie Schlamm, deren Flügelsurren lauter war als der Nordwind. Aber Jack hatte all ihre Geschichten in den Wind geschlagen. Er ließ sich nicht beirren. Er war auf dem Weg nach Westen, um die riesigen Schaf- und Rinderweiden zu finden, von denen er träumte.
    In manchen Nächten winkte er klopfenden Herzens vorbeikommenden Aborigines zu, ihm an seinem Lagerfeuer Gesellschaft zu leisten, und teilte mit ihnen sein Mahl. Zu teilen war immer noch besser, als sich aufspießen zu lassen, war seine Überzeugung. Im Lauf der Zeit begann Jack, den Geruch des Kängurufelles zu mögen, wenn es über gelben Flammen versengte und die Haut blubbernd und spuckend aufplatzte. Die Eingeborenen rissen das frisch gebratene Fleisch mit Zähnen so strahlend und weiß wie Sterne vom Knochen. Aber morgens erlosch jedes Mal das Lächeln der Männer und wich einem tiefen Argwohn in ihren ernsten Augen. Sie waren Krieger. Dann sammelten sie ihre Sachen ein und marschierten schweigend eine Weile neben Jack her, als wollten sie ihn beschützen. Irgendwann verschwanden sie dann jedes Mal im Unterholz und waren verschwunden.
    Jack wandte sich erneut an Cawker.
    »Wie weit fahren Sie noch, ehe Sie Ihre kostbare Fracht abliefern, Mr Cawker?«
    »So wie der Weg beschaffen ist, benötigen wir noch drei Stunden — gewiss kommen wir vor Einbruch der Dunkelheit an,

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