Australien 03 - Tal der Sehnsucht
Kochgeschirr am Sattel festzuschnüren. Dann kamen die Beutel mit Zucker, Tee und Mehl. Seine kräftigen Finger kämpften mit den kleineren Schnallen der Satteltaschen, in denen seine Habseligkeiten verstaut waren. Den Mantel machte er vorn am Sattel fest, Alberts alte Bettrolle kam nach hinten. Das Fohlen stand dicht bei der Mutter und spitzte neugierig die Ohren. Der kleine Hengst reckte die schwarze Nase vor, schnupperte am Sattel und begann dann, an dem Mehlbeutel zu nagen und zu zupfen.
»Nimm deine Nase da raus, du freches Ding«, sagte Jack und streckte langsam die Hand aus. Das Fohlen schnaubte, blieb aber still stehen, während Jack es am Widerrist kraulte. »Wenn du meinen Proviant futterst, bekommst du Ärger.«
Jack schob behutsam das Halfter über den Kopf des Fohlens und erklärte ihm: »Du wirst schon bald deinen Teil tragen.« Das Fohlen senkte den Kopf und versuchte, das Halfter abzuschütteln, es würde sich schon bald daran gewöhnt haben, von der Stute aus geführt zu werden.
Jack dachte an die langen Stunden, die vor ihm lagen. Er hätte lang genug Zeit, einen Namen für das Fohlen zu finden.
Er führte Bailey aus dem Stall, gefolgt von dem Fohlen. Dann lenkte er das Pferd von der Meeresbrise weg, die von der grauen See hereinwehte, und ritt gemächlich die Straße in Richtung Norden entlang. Er drehte sich nicht mehr um.
Kapitel 9
D as Rascheln und Schnauben der Pferde, die unruhig in ihren Boxen standen, weckte Rosie schon bei Tagesanbruch. Sie streckte sich und stand auf, sofort aufbruchbereit und mit ihren Gedanken nur bei den Tieren, ohne Zeit mit Waschen oder Umziehen zu vergeuden. Auf keinen Fall wollte sie ihrer Mutter oder der Wahrheit ins Auge sehen. Von Julian war nichts zu sehen. Er hatte offenbar verschlafen, schloss Rosie.
In seiner Box blieb Oakwood starr und steif stehen wie ein königliches Gardepferd, während sie sich hochreckte und ihm mühsam das Zaumzeug über die Ohren zog. Geduldig wartete er ab, bis sie den Sattel auf seinen Rücken gehievt hatte. So weit, so gut, dachte Rosie und zog den Gurt um ein weiteres Loch an. Aber sobald er draußen im Freien war, wirkte er wie verwandelt. Er tänzelte und warf jedes Mal, wenn Rosie am Gebiss ruckte, den Kopf zurück.
»Bleib stehen!«, rief sie frustriert, aber Oakwood drehte sich weiter im Kreis. Vor Anstrengung stand ein leichter Schweißfilm auf ihrer Stirn. Sie blieb kurz stehen, atmete langsam und tief durch und versuchte, zur Ruhe zu kommen. Dann fasste sie die Zügel fester.
»Steh!«, befahl sie energisch. Diesmal kam Oakwood zur Ruhe. Sie kletterte in den Sattel und merkte zu ihrer Erleichterung, dass sich Oakwood unter ihr entspannte. Sein schlanker Hals schien sich endlos vor ihr zu erstrecken, und seine Ohren zuckten vor und zurück, während er sich im Hof umsah. Sie fühlte sich wie in schwindelnder Höhe. Sassy, die inzwischen in einem Pferch hinter dem Stall weidete, trottete ängstlich wiehernd am Zaun auf und ab. Rosie spürte, wie Oakwood unter ihr erbebte, als er ihr aus vollem Hals antwortete.
»Ach, krieg dich wieder ein!«, sagte sie. » So schlimm ist es nicht!«
Ehe sie Oakwood gesattelt hatte, hatte sie die Hunde aus dem Stall gelassen, die jetzt überall im Hof herumschnüffelten. Der größte, der schwarz-braune Diesel, hob in aller Seelenruhe das Bein an Margarets Topfpflanzen, und die rauchfarbene Hündin Dixie setzte gerade mitten im Hof einen Haufen.
Rosie schaute ihnen zu und spürte so etwas wie Schadenfreude. Der Groll gegen ihre Mutter wallte von neuem auf. Die ganzen Jahre hatte sie sich von Margaret herumschubsen und herumkommandieren lassen müssen, dieser scheinbar perfekten Dame — dabei war alles nur Fassade. Ihre Mutter hatte sie belogen! Tja, von jetzt an würde sie ihre Träume ausleben, sollte ihre Mutter doch denken, was sie wollte. Rosie nutzte ihre Gefühle dazu, ihre Nerven zu stählen, bevor sie Oakwood lostraben ließ, durch den Torbogen hindurch, am Scherstall vorbei und dann an den Pferchen entlang.
Sie war erst eine halbe Stunde geritten, als die Hunde die Schafe witterten. Rosie sah sie im Wind schnuppern und dann leicht geduckt voranlaufen, elastisch trabend. In der Ferne konnte sie die Schafe erkennen, die im Morgenlicht am Weiher tranken. Die Hunde gingen tiefer und stellten die Ohren auf. Vorsichtig schlichen sie näher.
»Nein«, sagte Rosie. »Kommt, Hunde!«
Aber sie reagierten nicht. Gibbo, der jüngste Hund, zitterte vor Aufregung. Als sie näher
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