Australien 03 - Tal der Sehnsucht
stand. Er war triefend nass und bibberte vor Kälte. Rosie stellte sich auf die Zehenspitzen, umschlang ihn mit beiden Armen und drückte ihre warmen Lippen auf seinen eiskalten Mund.
»Mein Gott! Ich dachte, du wärst ertrunken«, sagte sie. »Komm, wir wärmen dich auf.« Sie begann, ihn auszuziehen, und küsste ihn, als sie sein Arbeitshemd abgestreift hatte, auf Hals und Schultern.
»O Rosie. Rosie! Gott sei Dank bist du in Sicherheit!«, hauchte Jim und begann, ihr seinerseits die Kleider vom Leib zu ziehen. Er umfasste mit seinen großen Händen ihre Brüste und beugte sich vor, um sie zu küssen. Rosie zerrte mit zitternden Fingern an den Knöpfen seiner Jeans und schälte den steifen Denim von seinen kalten, bleichen Beinen. Bald lagen sie nackt neben dem Ofen, bibbernd und eng umschlungen. Und während sie so zusammen auf der uralten Matratze lagen, suchte Jim Rosies Blick.
»Ich dachte, ich hätte dich verloren«, gestand er.
Rosie hielt Jim mit aller Kraft fest und fühlte, wie sie ein warmes Gefühl durchströmte. Ihre Fingerspitzen wanderten scheinbar ziellos über seine Haut und ertasteten dabei seinen Puls, der unter ihrer Berührung flatterte wie ein gefangener Schmetterling. Er war am Leben, und sie war es auch. Sie bewegten sich im Einklang, wie in einem langsamen, feierlichen Tanz, voller Hunger und fasziniert von der Lebendigkeit und der Wärme des anderen. Als Jim sie endlich nahm, stöhnte Rosie kehlig auf und legte den Kopf in den Nacken, bis sie zu den Dachziegeln über ihnen aufsah. Ganz langsam begann sich Jim zu bewegen. An seinen kraftvollen Körper geklammert, spürte Rosie die bittersüße Qual, die es bedeutet, eine so tiefe Leidenschaft für einen anderen Menschen zu empfinden. Und dann schauderten beide und schrien ihre Lust in den Wind und den Regen hinaus.
Hinterher hielt Jim sie so zärtlich in den Armen und flüsterte ihr so liebevoll ins Ohr, dass Rosie glaubte, ihr müsste das Herz brechen.
»Ach Rosie, mein wunderschönes Mädchen. Gott sei Dank habe ich dich gefunden«, murmelte er in ihr Haar.
Kapitel 24
A m nächsten Tag war der Regen zu einem Nieseln geworden, aber noch schafften es die Sonnenstrahlen nicht, die düsteren, schweren Wolken zu durchdringen. Jim und Rosie zogen ihre inzwischen getrockneten Sachen an, dann kniete Jim nieder und umwickelte Rosies Beine mit Fetzen von Sackleinen, die er mit einer orangenen Packschnur an ihre Waden band.
»Nicht gerade der letzte Schrei, aber besser, als barfuß zu gehen. «
»Es würde mich interessieren, wo meine Stiefel und mein Mantel gelandet sind. Wahrscheinlich hängen sie zwei Meter hoch in einem Baum.«
»Oder sie liegen zwei Meter unter dem Schlick im Flussbett!«
Jim redete beharrlich auf Rosie ein, seinen Sattel zu nehmen, aber sie konnte ihn überzeugen, dass sie gern ohne Sattel auf Oakwood ritt. Es gefiel ihr, wenn sie das Pferd direkt unter ihren Schenkeln spürte. Oakwoods Körperwärme und sein Muskelspiel schienen ihren steifen, schmerzenden Körper zu entspannen.
Während sie über den Hügelkamm ritten, erzählte ihr Jim, wie er am Vortag stundenlang am Flussufer nach ihr gesucht hatte, bis es zu dunkel war, um noch etwas zu erkennen. Sein Gesicht verdüsterte sich, als er noch einmal die grauenvollen Sekunden durchlebte, in denen Rosie vom Fluss verschlungen wurde.
»Ich dachte, du wärst ertrunken«, sagte er so leise, dass Rosie ihn kaum verstehen konnte. »Aber dann schienen meine Hunde Witterung aufzunehmen, und in dem Augenblick wusste ich es. Ich wusste, dass du oben in der Hütte warst.«
»Dem Himmel sei Dank für die Hunde und Pferde. Wenn sie nicht gewesen wären, wäre ich immer noch da draußen oder schon ertrunken.«
Sie schauderte, als in ihrem Geist das Bild der wirbelnden Fluten aufblitzte. Jim zügelte sein Pferd und sah sie an.
»Ich kann immer noch kaum glauben, dass du wirklich lebst. Aber jetzt ist alles okay«, sagte er. »Wir sind beide hier. Und zusammen. «
»Mir geht es genauso«, bestätigte Rosie. »Ich dachte auch, dass du ertrunken wärst. Und dabei wurde mir klar… also, mir wurde klar, dass das Leben einfach zu kurz ist.«
Jim beugte sich zu ihr herüber, machte die Augen zu und küsste sie.
Oben auf der Hügelkuppe hielten sie die Pferde an und prüften, wie hoch unten im Tal das Wasser stand. Die Wiesen in der Talniederung, auf denen tags zuvor die Rinder geweidet hatten, standen jetzt komplett unter Wasser. In den Fluten spiegelte sich der graue Himmel.
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