Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen
Strategie für eventuelle Trockenperioden auszutüfteln. Den Rest der Zeit war sie mit ihren Mädchen beschäftigt.
Statt sich Sorgen über Clancy zu machen, machte sich Emily jetzt Sorgen, dass sie Luke über den Weg laufen könnte, sie unternahm alles, um ein Zusammentreffen zu vermeiden. Bis jetzt mit Erfolg. Während sie in ihrem Truck dahinrollte und die Mädchen zu einer CD sangen, schweiften Emilys Gedanken weit ab. In einem guten Jahr konnte sie im Tiefland immer noch dreihundert Rinder halten. Allerdings nur in einem guten Jahr. Seit dem Herbst war abgesehen von ein paar dürftigen Schauern im Frühjahr kein Regen mehr gefallen, und das Land rund um Dargo war so ausgetrocknet, dass sogar einige der aufgestauten Teiche auf den Weiden kein Wasser mehr führten. Es war noch nicht einmal Dezember, und schon jetzt hatten sie eine Reihe von höllisch heißen, windigen Tagen erlebt.
In einem Jahr wie diesem konnte sie höchstens zweihundert Rinder im Tiefland halten, und Bobs Weideland in den Bergen musste sich erst noch erholen. Sie hatte vor, es während der ersten beiden Sommer mit höchstens hundertfünfzig Kühen zu besetzen. Weil sie auch die Weiden im Tiefland nicht über Gebühr beanspruchen wollte, hatte sie sich dazu durchgerungen, fünfzig Rinder zu verkaufen. Die Kühe standen gut im Futter, und die zusätzlichen Einnahmen würde sie dazu verwenden, Bobs Weiden einzuzäunen. Endlich hatte sie die Chance, die Weidegebiete dort oben wieder in Schuss zu bringen und zu ihrer früheren Pracht zurückzuführen.
Statt die hundertfünfzig Rinder per Pferd zu treiben, würde Emily sie in mehreren Fuhren mit dem Laster in die Berge transportieren, denn nach dem Weideverbot war die Herde stark geschrumpft. Einerseits tat es Emily leid, dass der Viehtrieb ausfallen musste, andererseits konnte sie ihre Tage in diesem Jahr besser nutzen, indem sie jene Bereiche abzäunte, die sich noch ein Jahr erholen mussten. Sie tröstete sich mit dem Gedanken, dass sie wieder zum Treiben übergehen konnte, wenn die Weiden fetter waren und Bobs Land in besserer Verfassung war.
Sie warf einen letzten Blick auf den Garten, der in der Hitze schmoren würde, sobald die Sonne aufgegangen war. Gestern hatten die Mädchen in einer Handbreit Wasser in ihrem aufblasbaren Schwimmbecken unter einer Trauerweide geplanscht. Weder in den Tanks noch im Fluss war so viel Wasser, dass sie den Sprinkler lange laufen lassen konnten, aber von der Straße aus wirkte der Garten nichtsdestotrotz wie eine grüne Oase in der ausgebleichten Landschaft. Wenigstens hatten sie angesichts der drohenden, gefährlichen Waldbrandsaison einen Grund, den Garten rund ums Haus notdürftig zu bewässern, sodass die Mädchen im Wasser spielen konnten. Dieser schmale Grünpuffer konnte sie retten, falls im Sommer ein großer Waldbrand ausbrechen sollte. Sie schaltete einen Gang höher und rumpelte weiter.
Luke Bradshaw zog die Stirn in Falten, als er mitten im Nichts einen großen, staubigen Truck mit Viehanhänger parken sah. Er hielt mit seinem VPP -Fahrzeug hinter dem Schlepper, sah sich um und schnupperte den stechenden Geruch von Kuhdung, der aus dem leeren Auflieger wehte. Westlich der Straße hörte er einen Hund bellen und sah jemanden an einem Bach stehen. Er machte sich auf den Weg über die mit niedrigen Sträuchern bewachsene Lichtung. Bald sprang ihm Emilys braun-schwarzer Kelpie mit einem breiten Kelpiegrinsen im Gesicht und mit begeistert wedelnder Rute entgegen.
Luke sah Emily am Bach stehen. Sie sah einfach phantastisch aus in ihren abgewetzten Jeans, dem breiten Gürtel und dem engen blauen Trägerhemd, das jede ihrer Kurven nachzeichnete. Ihre vom Flusswasser nassen, sonnengebräunten Schultern glitzerten in der warmen Nachmittagssonne. Das niedliche Gesicht wurde von einem breiten Akubrahut überschattet. Luke wusste, dass sie erschrecken würde, weil sie mit einem Hund im Nationalpark »erwischt« worden war. Die beiden mit Goldsieben beschäftigten Kinder hoben die zerzausten Schöpfe, und Luke sah ihnen die Angst an, dass ihre Mutter schon wieder in Schwierigkeiten kommen könnte.
Aber heute würde Luke auf die Vorschriften pfeifen.
»Hi!«, begrüßte er sie so freundlich und locker wie möglich. »Habt ihr schon Gold gefunden?« Er bückte sich und kraulte Rousie hinter den Ohren.
Emily legte den Kopf schief und antwortete argwöhnisch: »Nein. Noch nicht.«
»Wie geht es dir?«, fragte er leise und mit unsicherem
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