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Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Titel: Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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Kettenköter, sie sollten ihn und die Kleinen in Frieden lassen. Er sagte, er würde mit den Mädchen nach Melbourne kommen, wenn sie dazu bereit waren. Für Emily empfand er nur Zorn und Verbitterung, weil sie sich so zugerichtet und ihm die Mädchen an den Hals gehängt hatte, während seine Trucks nun nutzlos herumstanden. Er merkte, dass sein Zorn allmählich auch ihre Verwandten erfasste, die ihn von Anfang an als Versager betrachtet hatten.
    Doch schon bald begann Clancy, der mittags die ersten Biere öffnete, Penny mit Textnachrichten bombardierte und die Kinder anschrie, wenn sie ihn das Cricketmatch vor Play School nicht ansehen lassen wollten, in seinem Entschluss zu wanken, die Kinder zu behalten und sie von den Flanaghans fernzuhalten. Die Woche, in der er allein zu Hause gesessen und für die Kleinen die »Küchenschlampe« gespielt hatte, war die schlimmste, die er je erlebt hatte.
    Wären Penny und ihre Anrufe und Textnachrichten nicht gewesen, er wäre verrückt geworden, hätte sich die Fäuste an den Wänden blutig geschlagen oder Emilys blöden Kläffer erschossen. Penny hatte sich zwar geweigert, ihn zu besuchen, solange die Mädchen zu Hause waren, doch dafür hatte sie, nur um ihn aufzuheitern, ein paar Fotos ihrer hübschen kleinen Titten auf sein Handy geschickt. Clancy kam zu dem Schluss, dass er sie gut leiden konnte. Wirklich. Mit ihr hatte man immer Spaß. In einem Augenblick alkoholseliger Schwäche spielte er sogar mit dem Gedanken, ihr zu erklären, dass er sie liebte. Aber dann tauchten Emily und die Kids wieder vor seinem inneren Auge auf und damit die verschwommene Erinnerung daran, was er am Abend vor dem Rennen getan hatte, und augenblicklich zischten die Schuldgefühle wieder durch seinen Kopf wie eine Silvesterrakete.
    Während er nach Münzen angelte und den Automaten damit fütterte, rätselte er, warum er ausgerechnet jetzt an Penny dachte, wo er doch eigentlich an seine Frau denken sollte, die nebenan im Krankenhausbett lag und aussah wie ausgespuckt. Emily würde ihm nie ein Foto von ihren Titten schicken, dachte Clancy griesgrämig.
    »Ich will die lila Kartoffelchips! Die lila Kartoffelchips!«, kreischte Meg, während Tilly immer nur »Schokolade!« rief. Beide Mädchen hüpften wie wild auf und ab.
    »Klappe!«, sagte er so laut, dass eine ältere Frau mit einem Blumenstrauß in der Hand ihm im Vorbeigehen einen tadelnden Blick zuwarf.
    »Ich mache ja schon«, ergänzte er ruhiger.
    »Mach schnell, Daddy, mit den A-Tomaten!«, rief Tilly. O Gott, dachte er, er wollte nur noch weg. Raus in seinen Laster. Irgendwohin. Egal wohin, Hauptsache weg von hier.
    Während Emily auf Clancys Rückkehr wartete, wurde ihr plötzlich eng ums Herz. Sie wusste, dass er auf seine ganz eigene Art die Mädchen liebte, und doch würde sie gleich ihre Familie auseinanderreißen – selbst wenn diese Familie nur noch Fassade war. Wie würden die Mädchen mit der Trennung fertigwerden, rätselte sie. War es richtig, sich zu trennen? Oder sollte sie bei Clancy bleiben und ihm noch eine Chance geben? Vielleicht konnten sie ja zur Partnerberatung gehen und sich wieder lieben lernen. Sie brauchte Antworten, und sie fühlte sich völlig verloren.
    Sie breitete Megs und Tillys Werke auf dem Bett aus und betrachtete sie zum ersten Mal genauer. Matilda hatte ein Bild von Mummy mit ihrem Pferd gemalt. Snowgum trug Verbände um die Beine und um den Kopf. Emily verzog das Gesicht und wandte sich dem nächsten Bild zu. Es war von Meg und verschlug Emily den Atem. Eine Hand auf den Mund gepresst, starrte sie auf die Zeichnung.
    Sie zeigte ein Haus – aber nicht irgendein Haus. Es war eine Hütte mit einem ungeschlachten Kamin, genau wie die in ihrem Traum. Meg hatte auch Bäume gezeichnet, viele Bäume, und zwischen den unbeholfenen Kreidefahrern stand eine Frau mit grauen Haaren, die sie in einen Dutt gebunden hatte. Sie trug ein langes dunkles Kleid. Über der Hütte schwebte ein Engel. Er hatte kurze dunkle Haare wie Emily. Neben dem Engel schwebte ein Pferd, das ebenfalls Flügel hatte. Ein graues Pferd mit einem rauchigen Schweif. Auf dieser einen Seite war alles zusammengefasst. Meg hatte die Nahtoderfahrung ihrer Mutter zu Papier gebracht. Emily zitterte. Die Berge, dachte sie. Wieder bekam sie die Berge gezeigt.
    In ihrem Geist sah sie ein weiteres Heim vor sich, das erste handgezimmerte Farmhaus der Flanaghans – in dem sie immer noch nächtigten, wenn sie die Rinder auf die Bergweiden brachten.

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