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Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Titel: Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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Sie hatten mit eigenen Augen gesehen, wie das Land im Lauf der Zeit ein neues Gleichgewicht gefunden hatte. Mittlerweile waren die eingeschleppten Unkräuter die größte Sorge. Jedes Jahr halfen die Flanaghans, Bob ausgenommen, jene Ranken auszumerzen, die am wildesten wucherten – die Brombeeren. Sam und Emily wussten, dass das Land auf den Weideflächen, die sie nutzen durften, in erstklassiger Verfassung war und dass die leichte Beweidung während der Sommermonate sich nur positiv auswirkte.
    Natürlich war ihnen klar, dass sie nicht immer alles richtig machten. In schweren Zeiten, wenn die Fleischpreise in den Keller fielen und es nicht regnete, musste die Umweltarbeit hintanstehen, weil das Geld dafür fehlte. Dann steckte ihr Vater bis über beide Ohren in Formularen, mit denen er Hilfsgelder beantragte, um an Bächen Zäune zu errichten oder die wuchernden Brombeeren zu bekämpfen. Sie hatten gesehen, wie tief es ihn getroffen hatte, als das billigste Mittel zur Unkrautkontrolle verboten worden war – die Brandrodung. Sie hatten die schmerzvolle Erfahrung gemacht, dass ein Antrag fast immer abgewiesen wurde, sobald ihr Name darauf stand. Der Name Flanaghan war inzwischen zum Symbol für extensive Weidewirtschaft geworden, und sie spürten die tiefe Ablehnung, die man bei den Behörden gegen sie hegte, wo sie zu notorischen Umweltsündern abgestempelt worden waren – Menschen, die kostbare Naturschutzgebiete zerstörten, Torfteiche verschlammten und deren Rinder empfindliche Blumen zertrampelten.
    An manchen Tagen wäre Sam lieber kein Flanaghan gewesen, und seit er in die Stadt gegangen war, gab er nicht mehr viel auf seine Herkunft.
    »Du weißt, dass keiner von uns Cattlemen die nötige Ausbildung hat, um sich mit diesem riesigen Behördenapparat anzulegen«, sagte er sanfter. »Wir können für unser Land und unsere Tiere sorgen, aber die Presse füttern und politische Debatten beeinflussen können wir nicht.«
    »Aber deine Musik, Sam! Wenn ein Song wirklich von Herzen kommt, kann er die Herzen der Menschen für neue Ideen öffnen. Nur darum hast du deine Gabe … Du kannst die Menschen aus tiefstem Herzen überzeugen, dass das, was wir hier oben tun, der Umwelt nicht schadet, sondern im Gegenteil dem Hochland nützt.«
    Er lachte. »Da bleibe ich lieber ein Stadtcowboy und überlasse das Protestieren ein paar müden alten Cattlemen.«
    Emily seufzte. »Dann bist du ein verfluchter Feigling und Deserteur.«
    »Ach ja? Und wenn?« Er schauderte. »Ich lege mich wieder hin. Ich friere mir hier draußen noch die Eier ab.«
    Gerade als er ihre Zimmertür zuziehen wollte, rief Emily: »Hey, Sam?«
    »Ja?«
    »Der Traum, aus dem du mich geweckt hast … was habe ich da eigentlich gesungen?«
    Er hielt inne, senkte den Kopf im Lampenschein und überlegte.
    »Keine Ahnung, ehrlich. Ich hab noch halb geschlafen. Aber es hat sich angehört wie ein Kirchenlied.«
    »Ein Kirchenlied?«
    »Genau. Schräg, wie? Ich hätte nicht gedacht, dass du auch nur ein Kirchenlied kennst.«
    »Ich kenne auch keines.«

15
    An seiner Kette am Holzschuppen stieß Rousie ein tiefes Bellen aus, das Emily verriet, dass jemand am Tor war. Sie schlug die Bettdecke zurück und setzte die Füße auf den Boden. Ein scharfer Schmerz durchfuhr sie, und für einen Augenblick geriet das Zimmer ins Schlingern. Sie schloss die Augen und wartete ab, bis der Schwindelanfall überstanden war.
    »Komm schon, komm schon«, sprach sie sich Mut zu, denn sie wollte keinesfalls Schwäche zeigen. In der Küche sah Sam von einer alten Zeitung auf.
    »Warum hast du mich nicht geweckt?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Du hast den Schlaf wohl gebraucht.«
    »Wie spät ist es?«
    »Fast elf.«
    » Wie bitte?«
    Emily trat barfuß auf die abgewetzten Verandabretter und spähte den Weg zwischen den Bäumen entlang, die sich gegen einen perfekten blauen Himmel abzeichneten. Sie konnte den staubigen weißen Geländewagen ihres Vaters erkennen, gefolgt von Flos rotem Hilux-Pick-up und dem Pferdeanhänger. Ein breites Lächeln erstrahlte in Emilys Gesicht.
    » Ja!« , rief sie begeistert aus, als sie Tilly und Meg im ersten Wagen sitzen sah und gleich darauf Snowgums dunkle neugierige Augen und die aufgeregt zuckenden Ohren hinter dem Fenster des Pferdeanhängers bemerkte. Die Mädchen purzelten aus dem Geländewagen und kamen auf ihre Mutter zugerannt.
    Emily trat von der Veranda und ging in die Hocke, um die beiden in die Arme zu nehmen. Erleichtert schloss sie

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