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Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Titel: Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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Anwesenheit wirkte eigentümlich beruhigend auf Emily, auch wenn sie die unvertrauten Gerüche aus dem offenen Küchenfenster irritierten. Schon nach zwei Tagen merkte sie, wie der tief sitzende Schmerz sich zu lockern begann. Sie schob das auf die vielen frischen Sachen, die Evie ihr zu essen gab. Selbst Meg und Tilly genossen nach Clancys beschränktem Repertoire an Fastfood und Rods bodenständigem, aber einfallslosem Speiseplan, der sich auf Fleisch mit Kartoffeln und Gemüse beschränkte, die frische Kost.
    Friede und Stille wurden kurz durchbrochen, als in der Küche das alte grüne Funktelefon schrillte. Der sechste Anruf an diesem Vormittag. Es war wieder so weit, dachte Emily traurig. Ständig kamen hektische Anrufe von Rod und Flo, die damit beschäftigt waren, die Pressekampagne für die Cattlemen zu organisieren, um ihr Recht auf die Beweidung der Hochebene zu verteidigen. Die endlose, immer wieder aufflackernde Schlacht, die schon seit den Achtzigerjahren geführt wurde, hatte Emilys ganze Kraft und ihren ganzen Mut aufgezehrt.
    »Soll ich drangehen?«, rief Evie, aber Sam sprintete schon zum Haus.
    »Vielleicht ist es mein Agent«, schnaufte er.
    »Mach dir keine Hoffnungen. Bestimmt ist es jemand von der Mountain Cattlemen’s Association, der Dad sprechen will«, rief Emily ihm nach.
    Die Mädchen kamen zu ihr. Fasziniert betrachteten sie die Narben, Schorfstellen und allmählich verblassenden Blutergüsse ihrer Mutter. Sie spürte den zaghaften Druck ihrer Finger und verzog das Gesicht, sobald sie zu nahe an eine empfindliche Stelle kamen.
    »Vorsichtig!«
    »Ich finde es gut, dass Evie hier ist«, sagte Meg.
    »Ja? Und warum?«, fragte Emily gedankenverloren.
    »Sie ist ein Engel.«
    »Ist sie nicht.« Tilly hatte die Hände in die Hüften gestemmt. »Sie hat gar keine Flügel.«
    »Ist sie wohl«, sagte Meg, und die beiden begannen zu streiten, bis Emily sie mit sacht erhobener Stimme zum Schweigen brachte und sie im nächsten Moment freundlich ermunterte, Feuerholz für das abendliche Lagerfeuer zu sammeln. Sie freute sich schon darauf, unter den Sternen zu sitzen und Sam zu überreden, ein Lied zu spielen. Die Mädchen spazierten davon, immer noch in ihre Debatte über die unverzichtbaren Merkmale eines Engels vertieft.
    Genau in diesem Moment kam Sam mit einem Tablett in den Händen aus der Tür gepoltert. Auf dem Tablett standen eine dampfende Teekanne und die zierlichen Tassen ihrer Großmutter, die ganz hinten im Schrank aufbewahrt und nie benutzt wurden. Sie sahen zerbrechlich und vornehm aus und schienen gar nicht in die schroffe Schönheit des Buschlandes um sie herum zu passen.
    »Du hattest recht. Die Sekretärin der Association wollte Dad sprechen«, sagte Sam, der sich über die Unterbrechung ärgerte.
    Er stellte das Tablett ab und beugte sich über Emily. »Die Alte da drin spinnt total! Du solltest sehen, was sie an Kräutern dabeihat.« Das Wort »Kräuter« setzte er mit den Fingerspitzen in Anführungszeichen. »Ich habe noch nie so viel Rauchzeug auf einem Haufen gesehen. Wahrscheinlich hat sie dir was in den Tee getan, genau wie in ihre Kekse und den Eintopf, den es heute Mittag geben soll. Bis heute Abend sind wir alle breit wie ein Schnitzel.«
    »Du musst es ja wissen, oder?«, reagierte Emily schnippisch, doch sie bereute es sofort. »Entschuldige, Sam. Ich bin im Moment ein bisschen durch den Wind. Clancy, der Unfall, die Sache mit dem Parlament, mein Körper. Ich habe zu viel Zeit zum Nachdenken.«
    »Dann machen Sie einen Anfang, indem Sie Ihren Tee trinken«, sagte Evie, die gerade aus dem Haus kam. »Kamille zur Beruhigung«, erläuterte sie. »Und ja, Sam, ich habe viele Kräuter dabei, aber die wirken rein medizinisch.«
    »Na sicher «, antwortete er zwinkernd. » Sicher tun sie das.«
    »Nichts, was ich dabeihabe, kann geraucht werden oder macht in irgendeiner Weise high, tut mir leid. Es sind entweder Buschkräuter oder europäische Heilpflanzen. Ein paar chinesische Sachen habe ich auch, aber ich habe gemerkt, dass ich die bei mir im Garten nur schlecht anbauen kann.«
    »Ich kann Ihnen einen Hirschpenis besorgen, wenn Sie möchten«, bot Sam ihr an.
    Emily schlug ihn kräftig auf den Arm. »Benimm dich.«
    »Kein Problem.« Evie ließ sich auf einen alten Stuhl sinken. »Ich liebe Witze über Hintern und Schwänze. Nur keine Hemmungen.«
    Emily presste amüsiert die Lippen zusammen, als sie diese Erklärung aus dem Mund der so unschuldig wirkenden alten Dame

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