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Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Titel: Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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groß. Evie konnte also tatsächlich Gedanken lesen. »Es passiert einfach. Die Reise durchs Leben bestreitet man immer allein, von der Geburt bis zum Tod, und auch wenn wir oft beschließen, in einer Ehe die Reise zeitweilig gemeinsam fortzusetzen, so kann es doch passieren, dass sich einer der beiden weiterentwickelt und verändert und daraufhin beschließt, in eine andere Richtung aufzubrechen. Mehr ist nicht dabei.« Evie zuckte mit den Achseln und nahm einen Schluck Tee. Emily blinzelte. Spielte sie damit auf die Beziehung zwischen ihr und Penny und Clancy an? Und wenn ja, wie viel wusste diese Frau darüber?
    »Clancy hat sich also verändert?«
    »Nein, meine Liebe. Sie haben sich verändert.«
    Evie zog den leichten Blumenschal um ihre Schultern, schloss die Augen und atmete wie ein Yogi schnaufend durch die Nase aus. Sam ließ den Finger neben der Schläfe kreiseln und verdrehte die Augen, um deutlich zu machen, was er von der Frau hielt. Dann schlug Evie die Augen wieder auf und beugte sich zu Emily.
    »Ich weiß noch etwas. Männer können echte Schweine sein und beschließen, nie erwachsen zu werden. Manchmal sind wir Frauen mit einem Abstecher in den Sexshop besser bedient als mit einem lebendigen Mann.« Evie zwinkerte Emily zu, während Sam prustend den Tee ausspuckte, den er gerade trinken wollte.
    »Sehr gut, Konfuzius«, sagte er und wischte über sein nasses Hemd. »Aber warum müssen Sie ausgerechnet hier bei unserer Familie aufkreuzen, um Ihren Kräutermist und Ihre unerbetenen Ratschläge zu verteilen?« Emily warf ihm einen giftigen Blick zu, doch Evie schien gar nicht zu bemerken, wie aggressiv er geworden war.
    »Ich war auf genug abgelegenen Krankenstationen draußen im Busch, um zu wissen, wie es den Geist belasten kann, wenn man von seinem Land getrennt wird. Unser Körper und unsere Gesundheit spiegeln unsere Gedanken und Emotionen wider, müssen Sie wissen, und diese Berge sind der Ort, an dem Ihr Herz hängt. Die Ärzte würden das wahrscheinlich als Hippie-Quark abtun, aber je harmonischer sich Wissenschaft und Spiritualität verbinden, desto schneller werden die Menschen gesunden.«
    »Und was ist mit Ihnen?« Sam knickte ein Knie ab und stützte den Fuß gegen einen Verandapfosten. »Können Sie auch mit solchen Perlen der Weisheit über sich selbst aufwarten?«
    Evie lächelte. »Fragen Sie das, weil Sie lieber nicht über Ihre eigene Situation nachdenken wollen? Haben Sie deshalb Ihre Sucht noch nicht aufgegeben?«
    Sam stieß einen erstickten frustrierten Schrei aus, griff nach seinem Tabak und den Zündhölzern und stürmte zu den Stallungen.
    »Er nimmt es immer noch?«, fragte Emily, während sie ihm nachsah.
    »Ich glaube schon.«
    »Er hat behauptet, er hätte mir alles gegeben, was er dabeihatte. Ich habe es verbrannt, aber offenbar hat er irgendwo etwas versteckt. Normalerweise ist er nicht so feindselig.«
    »Soll ich mal nachsehen?«
    »Das wird ihn wütend machen«, meinte Emily traurig.
    »Es geht nicht anders.«
    »Ich weiß.«
    »Überlassen Sie das mir.«
    Evie ging ins Haus und gab Emily damit Zeit, darüber nachzusinnen, was eben über sie und Sam gesagt worden war. Diese Frau, eine völlig Fremde, hatte ihr Leben und das ihrer Familie perfekt analysiert. Jeder schmerzhafte Atemzug erinnerte sie an die Schlachten, die sie während der letzten sechs Jahre mit Clancy ausgefochten hatte, genauso wie an den Kampf ihrer Familie gegen die Bürokratie. Anfangs hatte sie sich in ihrer Ehe in absoluter Harmonie mit ihm gefühlt, aber nachdem die Babys gekommen waren und sich ihr Leben von Grund auf geändert hatte, schien sie jede Verbindung zu dem Mann in ihrem Bett verloren zu haben. Sie hatte inzwischen das Gefühl, dass sie klüger und umsichtiger war als Clancy, obwohl er älter war als sie. Sie sah nicht mehr zu ihm auf. Stattdessen ärgerte sie sich über seine Einfältigkeit und seine beschränkte Weltsicht. Evie meinte also, sie wäre in eine andere Richtung aufgebrochen. Irgendwie fand Emily die Vorstellung tröstlich – es klang viel besser als das Etikett »geschiedene Frau«.
    Evie kam mit einem Plastikpäckchen in der Hand wieder heraus. »Das müsste alles gewesen sein.«
    »Danke«, sagte Emily.
    Eine Weile saßen sie schweigend da und hörten zu, wie die Märzfliegen ab und zu die Hunde aufschreckten. Aus dem Busch hörten sie eine Kuh muhen.
    »Evie?«
    »Mm?«
    »Warum ist es mit mir so bergab gegangen? Demnächst geschieden. Demnächst von den

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