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Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Titel: Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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Prägung überwinden. Sie war zwar in die Welt ihrer Jugend zurückgekehrt, doch sie schien nicht mehr hineinzupassen. Inzwischen konnte sie sich wie von außen beobachten, und die Lücken im Gewebe ihrer Überzeugungen waren unübersehbar. Und schockierend. Sie dachte an Luke, den sie verbal demontiert und verurteilt hatte. Sie dachte an Evie und ihre ständigen Ermahnungen, zu lieben und zu vergeben. Sie nahm sich fest vor, ihren Fehler wiedergutzumachen. Sich zu entschuldigen.
    Als Emily ins Pub zurückkehrte, strafte Bridie Sam mit Missachtung, während sie mit dem alten Reg, einem schrulligen Stammgast, der alle vierzehn Tage am Donnerstag den Müll einsammelte, zu »The Gambler« tanzte. Sam und Luke saßen mit hängenden Köpfen an der Theke und tranken schweigend ihr Bier.
    »Es tut mir leid«, sagte Emily. Luke drehte sich zu ihr um, doch seine Miene blieb verschlossen.
    »Willst du dich auch bei mir entschuldigen?«, fragte Sam.
    Emily sah ihn kurz wütend an und fragte Luke dann verlegen: »Möchtest du vielleicht tanzen? Oder noch ein Bier?«
    »Nein.« Aus Lukes Augen blitzte unverholen Ablehnung, dann wandte er sich wieder ab.
    Autsch, dachte Emily. Verschämt wandte sie ebenfalls den Blick ab und wollte schon zu einer zweiten Entschuldigung ansetzen, als sie aus dem Fenster sah und ihr jedes Wort im Hals stecken blieb.
    Ein Neunachser, beleuchtet wie ein Weihnachtsbaum, rollte in den Ort. Der Truck hielt vor dem Pub, die hydraulischen Bremsen zischten wie zornige Schlangen, und Emily erstarrte. Das war Clancy. Nicht nur reagieren, dachte sie. Sondern mit der Situation umgehen.
    Clancy stand breitbeinig auf der Straße, die Hände in die Hüften gestemmt, wie ein Revolverheld aus dem Wilden Westen. Sein roter Truck ragte hinter ihm auf wie ein riesiger gepanzerter Streithengst. Er sah sie durch das Fenster an.
    Emily spürte, wie sich Angst in ihrem Herzen breitmachte.
    Dann kam ihr Mann in den Pub und baute sich vor ihr auf.
    »Nett, dich zu sehen, Em«, sagte er. »Gut siehst du aus. Eigentlich fast zu gut, wenn man es richtig betrachtet.«
    Ihm war deutlich anzusehen, dass er getrunken hatte. Emily wusste, dass es ihm wirklich übel gehen musste. Wenn er mit Alkohol im Blut am Steuer seines Trucks erwischt wurde, würde er auf der Stelle den Führerschein verlieren. Offenbar hatte er alle Hemmungen weggetrunken.
    »Was willst du, Clancy?«
    »Ich kann doch mit dir reden, oder? Du bist immer noch meine Frau.«
    »Nein, bin ich nicht. Das weißt du auch.«
    Er nickte zu Luke hin. »Das ist wohl dein neuer Stecher, wie?«
    »Clancy«, beschwichtigte Emily ihn, als wollte sie einen tollwütigen Hund beruhigen. »Er ist nicht mit mir zusammen.«
    Er kniff die Augen zusammen und sah Luke bohrend an.
    »Hast du sie gefickt?«
    Luke verzog erschrocken das Gesicht. »Nein, Kumpel! Ich habe sie gerade erst …«
    »Ich bin nicht dein Kumpel ! « Clancy stürmte vorwärts und schubste Emily dabei rücksichtslos gegen die Wand. »Schlampe!« Die Schmerzen in ihrer Schulter verschlugen ihr kurz den Atem.
    Bridie eilte sofort an ihre Seite und versuchte, sie aus Clancys wütendem Griff zu befreien, während Luke und Sam ihn von hinten von ihr wegzuzerren versuchten. Von Rum und Selbstmitleid beflügelt, droschen Clancys lange Arme durch die Luft. Er riss sich aus Sams Griff los und fuhr blindlings herum. Seine Faust traf auf Lukes Gesicht. Luke spürte Knochen knacken und schmeckte das warme Blut, das aus seiner Nase spritzte. Eine Hand aufs Gesicht gepresst, sackte er zusammen. Dann begriff er, dass Clancy schon wieder auf ihn losgehen wollte.
    »Weg von ihm!«, brüllte Sam. Inzwischen war auch Donna da und schrie sie an, sofort aufzuhören. Drei Holzfäller im Restaurantbereich ließen ihr Besteck fallen und kamen herbeigelaufen, um Clancy von ihnen weg und auf den Parkplatz zu ziehen.
    Sobald sie ihn aus dem Pub geschafft hatten, schienen alle tief Luft zu holen. In der eintretenden Stille ging Emily zu Luke und brachte ihm ein paar Servietten, um die Blutung zu stoppen, während sie sich gleichzeitig immer wieder entschuldigte.
    »Es geht schon«, antwortete er, ohne sie anzusehen. »Lass es einfach gut sein, okay? Ich komme schon zurecht.«
    »Es tut mir wirklich leid«, sagte sie wieder. Luke wandte sich ab.
    Sam legte eine Hand auf seine Schulter. »Alles okay, Alter?«
    Luke nickte. Schwer atmend wischte er sich das Blut von der Nase und stand auf. »Wir sehen uns später, okay?«
    »Kann ich …?«,

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