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Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Titel: Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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dem Unfall wieder auf ihre Stute zu steigen, aber stattdessen hatte sie das Gefühl, heimgekehrt zu sein. Snowgum blieb ruhig stehen und genoss ganz offensichtlich den ganzen Aufruhr. Als sich Emily schließlich zurechtgesetzt hatte, spürte sie, wie sich ihre Laune aufhellte.
    Aus der Menge hörte sie einen dröhnenden Ruf.
    »Los, zeigen wir es diesen Mistkerlen!«
    Rod, Flo und Emily stöhnten insgeheim auf. Wieder meinte Emily Evies Abschiedsworte zu hören.
    »Es bringt nichts, selbstgerecht zu sein, Demut ist der Schlüssel zu allem. Macht euch nicht größer, als ihr seid. Versucht positiv, proaktiv vorzugehen. Sät in den Köpfen der Menschen Samen des Zweifels, die später dem Land zugutekommen werden. Dieses ›Cattlemen gegen Regierung‹ wird weder euch noch dem Land etwas bringen.«
    Bob saß schwer auf seinem braunen Wallach, und sein Bierbauch schwappte über den Knauf des Sattels. Seine Nase kam Emily noch röter vor als sonst. Er ritt zu ihr und Tilly.
    »Kannst von Glück reden, dass es in der Stadt praktisch keine Bäume gibt, wie, Em?«, begrüßte er sie.
    »Hallo, Onkel Bog«, antwortete sie nur. Tilly hatte ihn Bog genannt, als sie knapp zwei Jahre alt gewesen war. Wie nicht anders zu erwarten, war der Name hängen geblieben, und die Mädchen nannten ihn heute noch so, wenn sie ihn trafen. Er schien es zu genießen, als Schlammloch bezeichnet zu werden.
    »Sagt Hallo, Mädchen«, mahnte Emily.
    »Hi, Onkel Bog«, erwiderten die beiden im Chor.
    »Mann, Weib, was hast du mit dir angestellt?« Bob musterte Flo kritisch. »Du hast doch nicht etwa Make-up aufgelegt? Du hast dir die Haare gefärbt.«
    Flo zog den Hut ein Stück nach oben und klimperte mit den Wimpern.
    »Brauen nachgezogen und Lidschatten. Beauty im Busch, mein Liebling.« Sie pustete ihrem Bruder einen Kuss zu.
    »Ich werd nicht mehr. Du Flittchen.«
    »Sie sieht toll aus, Onkel Bog, meinst du nicht auch?«, mischte sich Emily ein.
    »Hat sich schon lange nicht mehr so hübsch rausgeputzt wie heute.«
    Flo beugte sich vor und zog die nachgezogene Oberlippe nach unten. »Bridie hat der ollen Flo sogar eins aufs Maul gegeben!«
    Alle lachten. Emily freute sich, dass die ganze Familie vereint war, auch wenn sie wusste, dass Bob irgendwann allen auf die Nerven fallen würde. Fast wie bei der Kavallerie brachten sie ihre Pferde in Formation und gesellten sich zu den anderen Reitern. Einige hielten australische Flaggen oder Protestschilder, andere hatten die Hüte tief ins Gesicht gezogen und drehten im Nieselregen Zigaretten.
    Emily führte Meg auf Blossom, deren Fell strahlend weiß shampooniert war, während Tilly allein ritt und völlig ruhig im Sattel ihrer lebhaften Jemma saß. Die Wochen, während der die Mädchen allein über die Hochebene geritten waren, hatten ihnen ein ganz neues Selbstvertrauen gegeben, und Emily war ungeheuer stolz, dass ihre beiden Kleinen heute an ihrer Seite reiten konnten. Vor ihnen schwebte ein großes grün-goldenes Banner mit der Aufschrift »Cattlemen für den Erhalt des Hochlandes«.
    Das Geklapper der Hufe, mit dem die teils beschlagenen, teils unbeschlagenen Pferde über den Asphalt trabten, hörte sich an wie schwerer Regen. Dem Demonstrationszug folgte ein Laster, neben dem mit Schaufeln bewaffnete Männer und Frauen gingen. Sobald ein Pferd den Schweif hob und einen Rossapfel fallen ließ, wurde er von der »Apfelbrigade« auf die Lasterfläche geworfen. An der Seitenverkleidung hing ein Schild: Mobiles Parlament – Beschlüsse, die zum Himmel stinken.
    Hinter ihnen hörten sie jemanden rufen.
    »Hey, Emily!«, schrie Baz Webberly.
    »Hey, Baz!« Ihr Gesicht leuchtete auf, als sie ihn sah. »Danke, dass du Snowgum heimgebracht hast.«
    Er sah sich die Stute an und betrachtete die graue Haut, die vor Kurzem noch von zornigen roten Abschürfungen übersät war. Allmählich bedeckte neues Fell die Narben. Nur der tiefe Riss am Bauch sah noch empfindlich aus, dort bildete das frisch gewachsene Gewebe einen rot glänzenden Fleck. Auch Emily trug keinen Schulterverband mehr. Allein der Gips, der diese Woche abgenommen werden sollte, erinnerte noch an den schrecklichen Unfall, den sie und das Pferd überstanden hatten. Selbst ihre Haare waren inzwischen nachgewachsen und strahlten in neuem Glanz.
    »Sie hat sich gut gemacht«, kommentierte Baz.
    »Flo hat mir erzählt, dass du ein verkappter Tierarzt bist.«
    Er nickte zu ihrer Tante hin. »Sie ist der Tierarzt. Flo hat sie letztendlich

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