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Ausweichmanöver (German Edition)

Ausweichmanöver (German Edition)

Titel: Ausweichmanöver (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Hartmann
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Werner Jäckel, zuständig für Stadtmarketing und andere nutzlose Dinge, die unerwünschte Elemente in unsere Stadt locken.“ Er beugte sich zu mir und flüsterte: „Übrigens, die beiden sind passionierte Radfahrer, genau wie Sie.“
    Woher wusste er das? Ich war in Holzminden noch nie mit dem Rad gefahren. In den ersten Monaten war ich morgens aus Hameln zum Dienst angereist. Jetzt hatte ich zwar seit drei Wochen eine Wohnung im Herzen von Holzminden, war aber noch nicht dazu gekommen, meine beiden Räder aus dem Keller zu holen.
    „Setzen Sie sich doch. Das Essen wird kalt. Burgunderbraten. Sie mögen doch Fleisch?“
    Er wusste ganz genau, dass ich Fleisch aß. Wahrscheinlich wusste er, wann ich das letzte Mal Fußpilz hatte.
    Ich setzte mich, schaufelte mir ein paar Bratkartoffeln auf und stieg in den Small Talk ein. Der Überfall aufs Campe wurde mit keinem Wort erwähnt.
    Nach dem Essen löste sich die große Runde auf. Man unterhielt sich zu zweit oder dritt, und ich sah mich plötzlich zwischen Stadtbaurat und Stadtmarketing eingekeilt. Jetzt ging’s los.
    „Herr Ollner, Sie beschäftigen sich mit den Einbrüchen ohne Spuren“, sagte Werner Jäckel ohne Einleitung, mit ernster Miene. Es war keine Frage.
    „Zusammen mit meinem Kollegen Kofi Kayi.“
    „Wir haben eine Vermutung.“
    „Eine Befürchtung“, ergänzte Knesebeck.
    „Eine Ahnung, dass wir auch betroffen sein könnten.“
    „Ein Einbruch beim Stadtmarketing?“
    Wollten die mich verklapsen? Hatte einer Flyer geklaut, oder was?
    „Im Rathaus. Sehen Sie“, Knesebeck senkte die Stimme noch weiter, „das ist sensibel. Wir sind überzeugt davon, dass jemand Zugang zu den Büros hat, zu den Aktenschränken und scheinbar auch zu den gespeicherten Daten.“
    „Wurden Daten verändert?“
    „Das ist es nicht, nichts wirklich Auffälliges, es sind nur Kleinigkeiten.“ Er räusperte sich. „Mir ist ein Geruch aufgefallen, nach Öl und Metall. Lachen Sie nicht. Bisher ist es mir dreimal aufgefallen. Ich komme morgens immer als Erster, und an diesen Tagen hatte ich das Gefühl, es war schon jemand vor mir da – obwohl das Büro leer war.“ Ihm war sichtlich unwohl bei der ganzen Sache.
    Ich sagte nichts. Es musste was dran sein. Schließlich hatte er schon mit seinem Schwager gesprochen und mit Mausig wahrscheinlich auch. Er sah mir nicht aus wie jemand, der zu Gespenstergeschichten neigt. Scheinbar warteten sie auf eine Reaktion meinerseits. „Ich verstehe. Was haben Sie unternommen?“
    „Nachdem ich alles überprüft habe, meinen Sie? Nun, wir haben uns so kleine Sherlock-Holmes-Tricks einfallen lassen.“
    „Haare über Schubladen, Tesafilm an Türen?“
    „Genau.“
    „Und?“
    „Sie waren weg.“
    „Weg?“
    „Vorige Woche roch es wieder fremd. Da fehlte das Tesafilm über meiner Tür, und von zwei Schubladen war das Haar verschwunden.“
    Ich fragte mich, wie viele Haare der Mann geopfert hatte.
    Er kniff die Augen zusammen. „Ich habe übrigens Katzenhaare verwendet. Nur falls sie allergisch sein sollten.“
    „Was könnte man in Ihrem Büro stehlen? Geld?“
    „Kein Geld, nur Informationen.“
    „Worüber?“
    „Ausschreibungen, Bauvorhaben, Pläne, Karten, alles, was irgendwie mit der Stadt, ihren Gebäuden und Grundstücken zu tun hat.“
    „Wer könnte ein Interesse daran haben?“
    „Leute, die etwas bauen oder kaufen wollen, zum Beispiel.“
    „Sie sprechen dabei nicht von Einfamilienhäusern.“
    „Ich denke eher an Pläne, für die man Investoren braucht. Das beträfe nur unseren Bereich. Allerdings sind wir der Auffassung, dass jemand, der nach Belieben durch unsere Büros im Bauamt spazieren kann, vermutlich auch Zugang zu allen anderen Abteilungen hat.“
    „Sozialamt“, fügte ich hinzu.
    „Kämmerei und Kasse“, sagte Knesebeck.
    „Einwohnermeldeamt und Abwasserverband“, sagte Jäckel.
    „Gibt es für Sie Anhaltspunkte aus Ihrem Bereich, die auf den Missbrauch Ihrer Daten hinweisen?“
    „Zum Beispiel“, sagte Knesebeck und neigte dabei seinen Kopf, sodass er auf den Bauunternehmer Rahner wies, „hat nicht der Bauunternehmer aus Eschershausen das Los für die Umbauten gewonnen, sondern ein Unternehmen aus Höxter.“
    Rahner sah auffällig unauffällig zu uns herüber. Ahnte er, dass wir über ihn sprachen?
    „Sie hatten erwartet, dass Herr Rahner die Ausschreibung gewinnt?“, fragte ich eher reflexhaft.
    „Herr Rahner hat alle Ausschreibungen der letzten zwei Jahre dominiert.“
    „Sie

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