Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit
einfach hierher gesetzt und gewartet.“
“Sie haben ja ein Gottvertrauen. Und wenn ich jetzt nicht gekommen wäre?“
“Irgendwann wäre schon jemand gekommen, und irgendwann hätte ich auch wieder alleine weitergekonnt. Helfen Sie mir bitte auf! Mit Ihrer Hilfe schaffe ich es. Ich glaube, ich habe nur ein paar fürchterliche Prellungen. Übrigens, mein Name ist Anette Moda.“
Es hörte sich so an, als sei es das Natürlichste, hier im U-Bahnschacht herumzuliegen.
“Bernd Take“, stellte sich Bernd kurz vor. Er half ihr auf und stützte Anette Moda am Arm.
“Nein, so geht das nicht“, schüttelte sie den Kopf und legte kurzerhand ihren Arm um Bernds Schulter. “Entschuldigen Sie, aber so ist es für mich leichter.“
“Haben Sie sonst noch jemanden gesehen, der diesem Chaos heil entkommen ist?“
Anette schüttelte den Kopf.
“Keinen. Ich war der einzige Fahrgast in diesem Wagen und andere sind nicht bei mir vorbeigekommen. Wie haben Sie es denn geschafft, unverletzt diesen Zusammenprall zu überleben“, wollte sie wissen.
Take berichtete ihr kurz, was gesehen war.
“Mein Gott“, meinte sie am Ende seines Berichts, “dann ist der Unfall also durch den Ausfall der Elektrik verursacht worden. Eine Katastrophe!“
Die Papierfackel war mittlerweile fast ausgebrannt.
“Es wird Zeit, dass wir gehen“, drängte Bernd Take. “ Das Papier geht langsam zur Neige und ich habe kein neues mehr zum Verbrennen.“
Sie humpelten los und gerade als die Fackel erlosch, sahen sie vor sich einen Lichtschein, der den Schacht spärlich beleuchtete. Bereits nach wenigen Metern wurde der Lichtschein deutlich heller.
“Das muss die U-Bahnstation sein“, stellte Bernd erleichtert fest. “Merkwürdig, hier scheint das Licht noch zu brennen. Hier ist also noch Strom vorhanden.“
Es dauerte keine zwei Minuten, und sie hatten tatsächlich die Station, in der, wie bei einem ganz gewöhnlichen Tag alle elektrischen Lampen strahlten, erreicht. Der Bahnsteig war restlos mit Menschen überfüllt, die sie erstaunt und verständnislos anstarrten, als sie verschmutzt und mit zerrissenen Kleidern aus dem Dunkel des U-Bahnschachts heraus traten.
“Jetzt pennen die schon in den U-Bahnschächten“, war der erste Kommentar, den Bernd hören konnte. “Es wird endlich Zeit, dass die Regierung härter durchgreift.“
“Reden Sie nicht so dumm daher, Sie Trottel,“ ging Anette sofort zum Angriff über. “Es hat ein verheerendes U-Bahnunglück im Schacht gegeben. Viele Tote und Schwerverletzte. Alarmieren sie sofort die Polizei!“
Anette tat so, als hätte sie selbst die Toten und Schwerverletzten gesehen. In Wirklichkeit hatte sie das alles von Bernd erfahren, denn sie hatte lediglich Vermutungen von dem, was sich in den Wagen hinter ihr abgespielt hatte.
“Darum warten wir hier schon eine Ewigkeit auf die U-Bahn“, war die Reaktion einiger Menschen auf dem Bahnsteig.
“Eine Unverschämtheit, dass man uns nicht Bescheid gibt und hier einfach stehen lässt“, war die Reaktion eines anderen.
Endlich kam einer auf die Idee, Anette und Bernd aus dem tief liegenden Gleisbett herauszuhelfen, in dem sie immer noch standen. Keiner hatte sich bisher bewegt, um die Polizei zu benachrichtigen.
“Was ist denn genau passiert? Erzählen sie mal,“ forderte einer der Wartenden die beiden neugierig auf.
Deutlich war ihm die Sensationslust anzusehen. Sofort bildete sich eine dichte Menschentraube um sie herum, im Bestreben, die Aufsehen erregende Neuigkeit aus nächster Nähe zu erfahren.
“Lassen Sie uns in Ruhe!“, antwortete Bernd Take ungehalten. “Die Menschen dort unten brauchen Hilfe, und zwar sofort! Zum Erzählen ist jetzt keine Zeit.“
Keiner rührte sich. Alle standen nur lethargisch herum und glotzten blöd in die Gegend. Schließlich schob sich Bernd, Anette hinter sich herziehend, einfach mitten durch die Menschentraube hindurch und ging zu einer der Telefonzellen, die im Ausgangsbereich der U-Bahnstation standen.
“Ist das ein unfreundlicher Typ!“, ärgerte sich einer der Wartenden.
“Ach, kümmern Sie sich doch nicht um den“, meinte ein anderer, “die Menschen sind eben heute unhöflich. Kommen Sie, wir gehen mal nach hinten und sehen nach, was eigentlich geschehen ist. Wahrscheinlich ist es gar nicht so schlimm. Die Leute übertreiben ja immer fürchterlich. Wer geht mit mir
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