Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit
ihm über das Gesicht. “Ich gehe ohnehin noch schnell zum Einkaufen. Ich nehme den Wagen, sonst muss ich wieder alles so weit schleppen“.
“Bist du denn gezwungen, unbedingt noch heute zum einzukaufen?“, fragte Bernd. “Das kannst du doch auch morgen machen.“
“Nein, morgen ist Freitag und da sind die Läden immer restlos überfüllt. Es dauert ja nicht lange. In spätestens einer Stunde bin ich wieder zurück. Also bis gleich.“
Rita verließ blitzschnell das Wohnzimmer, um nicht auf weitere Einwände ihres Mannes antworten zu müssen. Sie nahm den Autoschlüssel und ging die Treppe hinunter zum Innenhof, wo sie einen Stellplatz für ihren Wagen hatte. Sie hatte etwas Mühe, aus der Parklücke heraus zukommen, weil knapp hinter ihr ein Kleintransporter stand und ihr das Rangieren fast unmöglich machte. Um ein Haar hätte sie doch noch Bernds Vorschlag angenommen und wäre erst am nächsten Tag zum Einkaufen gefahren, als es ihr schließlich nach mehrmaligem Vorwärts- und Rückwärtsfahren gelang, endlich die Parklücke zu verlassen.
Nachdem sie in die Hauptstraße eingebogen war, war sie überrascht, wie viel Verkehr heute herrschte und wie schleppend sich die Autos vorwärts bewegten. Völlig ungewöhnlich um diese Zeit. Am Straßenrand standen einige Wagen, die den Verkehrsfluss blockierten und dadurch einen ziemlichen Stau verursachten. Idioten, schimpfte Rita für sich. Können die denn nicht anderswo anhal- ten? Wäre sie in diesem Augenblick auf die Idee gekommen, den Verkehrsfunk im Radio einzuschalten, hätte sie sicher die Meldungen über liegen gebliebene Autos, ausgefallene Ampeln und unzählige Verkehrs- unfälle mitbekommen. Vielleicht hätte sie dann tatsächlich ihre Einkäufe auf den nächsten Tag verschoben und alles wäre anders gekommen. Sie war jedoch völlig genervt durch den Verkehr und wollte nicht noch zusätzlich den Lärm des Radios ertragen. Das Radio blieb also stumm, und ahnungslos fuhr sie dadurch ihrem sicheren Tod entgegen.
Immer mehr Autos blieben links und rechts der Straße liegen. Rita wunderte sich zwar, schöpfte aber keinerlei Verdacht. Ganz im Gegenteil: Sie freute sich, dass die Straße allmählich freier wurde und die mittlere Fahrspur jetzt nahezu ungehindert befahrbar war. An der nächsten Kreuzung trat sie etwas kräftiger auf das Gaspedal, um noch bei Grün über die Ampel zu kommen. Genau zu diesem Zeitpunkt begann die Elektrik dieser Ampelanlage verrückt zu spielen.
Nicht nur sie hatte die Grünphase, sondern auch beim quer laufenden Verkehr leuchteten die Ampeln hinterhältig in der grünen Farbe. Logischerweise ging diese Merkwürdigkeit an Rita vorüber. Wie auch hätte sie dies ahnen können? Sie hatte gerade die Mitte der Kreuzung erreicht, als in voller Fahrt ein von links kommendes Auto mit hoher Geschwindigkeit und ungebremst in die Fahrerseite ihres Wagens krachte. Das gegnerische Fahrzeug hatte ihren Wagen so unglücklich erwischt, dass der Türholm in der Mitte gebrochen war, die untere Hälfte umgebogen wurde und sich von hinten durch ihren Oberkörper gebohrt hatte. Rita war auf der Stelle tot. Der Fahrer des anderen Wagens hing schwer verletzt über seinem Lenkrad. Doch auch er starb zwei Stunden später, immer noch in die Trümmer seines Fahrzeugs eingekeilt, da weder die Polizei, noch der Rettungsdienst den Unfallort erreichten.
Es dauerte ewig, bis die Behörden reagierten. Lange war niemandem klar, dass diese Situation nichts mit hohem Verkehrsaufkommen zu tun hatte, sondern es sich um einen regelrechten Notstand handelte. Nachdem sowohl Polizei als auch die Rettungsdienste heillos überlastet waren, wurde letztlich das Militär zur Unterstützung eingesetzt. Erst allmählich konnten dann die Leichen aus ihren Fahrzeugen befreit und abtransportiert werden. Das war aber viele Stunden später und zu diesem Zeitpunkt war durch die sich immer mehr verbreitenden weltweiten Stromausfälle die Ordnung bereits völlig zusammengebrochen.
Bernd Take hatte inzwischen zu Hause das Radio eingeschaltet und sich noch einen Cognac eingeschenkt, der ihm jetzt wesentlich besser schmeckte. Entsetzt hörte er, was sich draußen in der Stadt, in ganz Deutschland und offensichtlich auf der ganzen Welt abspielte.
“Verdammt! Und Rita ist genau in dieses Schlamassel hinein gefahren. Hoffentlich hat sie das Radio eingeschaltet und bekommt mit, was los ist. Sonst steht sie stundenlang irgendwo auf der
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