Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit
Verkaufsidee. Aber wer fragte schon da nach? Hauptsache, der Erfolg war da, alles andere interessierte nicht.
Take mochte etwa die Hälfte der Strecke zurückgelegt haben, als die U-Bahn mit einem ziemlich abrupten Ruck mitten im U-Bahnschacht stehen blieb. Wieder mal ein Lehrling am Steuer, dachte sich Take. Es war nichts Außergewöhnliches für die Münchner Verkehrsbetriebe, dass die Bahn stehen blieb. So etwas passierte dauernd. Wahrscheinlich hatte die U-Bahn vor ihnen den nächsten Haltepunkt noch nicht verlassen. Also wartete er geduldig, bis die Fahrt weiterging. Eine Minute, zwei Minuten, drei Minuten - nichts rührte sich. Der Lautsprecher knackte, und der U-Bahnführer meldete sich. Umständlich erklärte er, dass die U-Bahn stehen geblieben war. Eine Erklärung die überflüssig war, da dies mittlerweile der Begriffsstutzigste bemerkt hatte. Immerhin gab es die Mitteilung sogar auf Englisch, damit es die Ausländer ebenso begriffen. Die zweite Erklärung war dann schon etwas interessanter. Take erfuhr, dass momentan weder Kontakt zur Zentrale noch zu den anderen U-Bahnen bestand. Offensichtlich sei die Kommunikation zwischen den einzelnen Zügen untereinander sowie zwischen den Zügen und der Zentrale restlos zusammengebrochen. Da man sich nicht mehr untereinander verständigen könnte, sei die Gefahr eines Zusammenstoßes mit dem nachfolgenden Zug nicht auszuschließen. Er bat eindringlich, die U-Bahn sofort zu verlassen und am Rand des Geleises zu Fuß zur nächsten Station weiterzugehen.
Zunächst sahen sich die wenigen Mitfahrenden stumm untereinander an, so als erwarte jeder vom anderen eine entsprechende Bemerkung zu dem eben Gehörten. Aus den Gesichtern war zu lesen, dass man weni- ger erschrocken über die mögliche Gefahr war, als vielmehr missmutig über die Unzulänglichkeiten der Verkehrsbetriebe. Und da sich jeder vom Gesichtsausdruck des anderen in seiner stillen Meinung bestätigt sah, wurde unwilliges Murren laut. Man suchte seine Sachen zusammen und machte sich zum Aussteigen bereit. Die Türen meldeten sich mit einem deutlichen Klicken, was ein Signal war, dass die automatische Verriegelung jetzt zum Öffnen freigegeben war. Gleichzeitig mit dem Klicken fiel im Wagen und im U-Bahnschacht die gesamte Beleuchtung aus. Alle waren vom Dunkel umgeben.
“Macht das Licht an, sofort!“, schrie eine Frau.
“Eine Unverschämtheit“, äußerte der Sitznachbar von Take, der mittlerweile neben ihm im Wageneingang stand. “Laufend den Fahrpreis erhöhen, aber ständig Ausfälle. Und jetzt sollen wir auch noch zu Fuß gehen. Im Dunkeln. Die spinnen doch komplett.“
Ein anderer Fahrgast zündete sein Feuerzeug an, damit die Menschen in einem gespenstisch dunkel flackernden Licht erahnen konnten, wie sie sich fortzubewegen hatten.
“Was sollen wir denn nun machen?“, rief wieder die erste Frau. „Man kann ja kaum etwas sehen!“
“Es bleibt nichts anderes übrig“, schlug ein weiterer Fahrgast vor. “Wir müssen die ganzen Zeitungen die im Wagen herumliegen, sammeln und zu Fackeln zusammendrehen.“
“Gute Idee“, stimmte Takes Sitznachbar zu, ein Glück, dass die U-Bahn frühmorgens immer wie ein Sauhaufen aussieht. Zeitungen haben wir also genügend.“
Unter dem Licht einiger Feuerzeuge, die eifrig angezündet wurden, tasteten sich die Fahrgäste von Sitz zu Sitz und sammelten alle liegen gebliebenen Zeitungen ein. Take grinste insgeheim, weil er sich dachte, dass es heute weniger sein müssten, da seine Zeitung ja nicht erschienen war. Trotzdem gab es in dem Wagen keinen, der nicht eine Zeitung oder ein größeres Stück Papier gefunden hatte. Vorsichtig stiegen sie alle aus und stellten sich am Rand des Geleises auf. Von den anderen Waggons hatten sich ebenfalls bereits einige Passagiere versammelt. Alle waren auf die gleiche Idee, nämlich die mit den Zeitungen gekommen. Damit war der U-Bahnschacht relativ gut beleuchtet. Sofort entstand jedoch ein neues Problem: Man konnte keine Einigung erzielen, in welche Richtung man gehen sollte, nach vorne oder nach hinten.
“Was soll dieses ewige Gequatsche? Los, gehen wir“, drängte Bernds Sitznachbar, der jetzt sein Stehnachbar geworden war und marschierte los. Er lief, ohne nachzudenken, in die Richtung, aus der die U-Bahn gekommen war.
“Halt!“, schrie Bernd. “Nicht in diese Richtung! Wir müssen nach vorne gehen!“
“Warum denn nach vorne? Die Station hinten liegt viel
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