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Auszeit - Ein Schwarz Weiss Tot Krimi

Titel: Auszeit - Ein Schwarz Weiss Tot Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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herausfinden, wer er ist.«
    »Angenommen, wir schnappen ihn wirklich. Was dann?«
    »Wie meinst du das?«
    Sie kehrte an seinen Schreibtisch zurück, bevor sie antwortete. »Wo finden wir ein Gericht, das uns das alles glaubt?«
    Er erwiderte nichts, denn so weit hatte er noch gar nicht gedacht.
    »Wir sollten lieber rechtzeitig einen Plan schmieden, Oom. Wir können es uns nicht leisten, den Kerl aufzuscheuchen und ihn dann entwischen zu lassen.«

7.
    In der Küche des Restaurants fiel ihm Pearlie um den Hals und verkündete: »
Die Burger
kommt!«, als stehe eine Invasion kurz bevor.
    »Heute Abend?«, fragte Superintendent John October, während er seine Frau an sich drückte.
    »Nein, nächste Woche Freitag. Die Chefredakteurin der Wochenendbeilage hat angerufen und gesagt, sie wolle einen Artikel über uns schreiben und ob wir ihr einen Tisch reservieren könnten. Ist das nicht ein Wink des Schicksals, mein Herz?«
    »Ja, ganz bestimmt. Wenn Zuyane dich bloß nicht im Stich lässt!«
    »Wir haben uns heute Morgen mal unter vier Augen unterhalten, er will sich bessern.«
    October schüttelte nur den Kopf. »Wo ist er denn jetzt?«
    »Er ist eine rauchen gegangen.«
    »Jetzt raucht er auch noch?«
    »Genau darüber haben wir uns unterhalten, und da hat er alles zugegeben. Sein Vater weiß nicht, dass er raucht, und deswegen kommt er so oft zu spät, weil er bei Tiger Valley erst noch eine Rauchpause einlegt.«
    »Das ist einer«, sagte October, der ahnte, dass Zuyane log.
    »Ach was, mein Herz, er ist eben einfach noch jung.«
    »Willst du mich nicht fragen, wie mein Tag war?«
    »Ich kann’s mir denken«, erwiderte Pearlie, »ich sehe doch, wie deine Augen glänzen.«
    Dann zeigte sie ihm, was sie für das abendliche Büfettvorbereitet hatten: traditionelle Hühnerpastete, malaiische Kohlrouladen, Curryfisch, eine große Schüssel würzige Backerbsen aus Kichererbsenmehl zum Knabbern für Zwischendurch, Kokosnuss-Blätterteig-Torte und Sagopudding, s-förmige Essie-Plätzchen und Rulle – süßes Schmalzgebäck – zum Kaffee. Als er die Hand nach einem Essie ausstreckte, hielt sie ihn mit einem spielerischen Klaps zurück. »Ich hebe dir welche auf, aber mach mir jetzt bitte mein Arrangement nicht kaputt.«
    »Hebst du mir auch ein bisschen von der Hühnerpastete auf?«
    »Natürlich, mein Herz, du weißt doch, dass ich das alles im Grunde nur für dich koche«, sagte sie und küsste ihn auf den Mund. Dann kam Zuyane herein. Er stank nach Zigarettenrauch.

    In seiner Werkstatt platzierte er die frisch vollendete De Havilland Mosquito vorsichtig in seiner Vitrine, sorgfältig darauf bedacht, dass alle Flugzeuge in Reih und Glied standen. Er schloss die Vitrine wieder, setzte sich vor die Werkbank und betrachtete seine Modelle.
    Pearlie wusste als Einzige, wie gerne er Pilot geworden wäre. Wie er jeden Nachmittag nach der Schule vor ihrem Häuschen in Bishop Lavis auf einer Milchkiste gesessen und zugesehen hatte, wie die Flugzeuge vom D. F. Malan-Flughafen aus gegen den winterlichen Nordwestwind starteten. In den Sommermonaten rasten sie tief über ihr Wohngebiet hinweg, um gegen den Südostwind zu laden, die Landeklappen weit geöffnet, das Fahrgestell ausgeklappt wie die Klauen eines Raubvogels.
    Sein verstorbener Vater hatte ihn davor gewarnt, seinen Traum ernst zu nehmen, denn er könne sich niemals erfüllen.
    Doch er hatte erwidert: »Aber du predigst doch immer, wo ein Wille ist, ist auch ein Weg?«
    »Ja, du darfst aber den Blick für die Realität nicht verlieren.«
    Schließlich hatte er sich für die einzige andere blaue Uniform entschieden, die für ihn erreichbar war, und war Polizist geworden. Er war in seinen Beruf hineingewachsen und führte eine glückliche Ehe mit Pearlie, obwohl sie keine Kinder hatten. Und schließlich hatten sie es weit gebracht. Sie besaßen alles, was sie brauchten, und wenigstens seine Frau hatte es geschafft, ihren alten Traum zu verwirklichen. Und auch er hatte als Fahnder durchaus Erfolge gefeiert. Bis zu seinem Karriereknick 1996.
    Er seufzte.
Du musst die guten Seiten sehen.
Das Mantra seiner Mutter. Wenn er sich nicht vor elf Jahren dasselbe gesagt hätte, wäre ihm diese erstaunliche Geschichte mit Nita nicht widerfahren. Atemberaubend, unglaublich, undenkbar.
    Der Blick für die Realität nützte einem da nichts.
    Dann grübelte er über das Phänomen Zeit nach. Er hätte keine Lust, sie anzuhalten, sondern sie lieber zurückgedreht, so dass er heute noch

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