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Auszeit - Ein Schwarz Weiss Tot Krimi

Titel: Auszeit - Ein Schwarz Weiss Tot Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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ihr die Hand, die sie energisch schüttelte, und bat sie, sich zu setzen.
    »Nur so aus Neugier: Ist Nita dein richtiger Name?«
    »Anita«, verbesserte sie. »Meine Mutter hat mich Nita genannt. Gestern Abend ist mir auf die Schnelle nichts anderes eingefallen, was sich cool anhörte.« Sie stützte die Ellbogen auf dem breiten Schreibtisch ab. »Womit fangen wir an?«
    Er schob seine persönlichen Fragen auf, zum Beispiel, was sie tagsüber tat und warum sie immer genau um Viertelvor vier mit ihm Kontakt aufnahm. Er tippte mit einem Finger auf die beiden Akten. »Spekulieren wir erst mal ein bisschen«, schlug er vor. »Du bist ab jetzt die Expertin.«
    »Ach ja?«
    »Ja, du musst dich in ihn hineinversetzen …«
    »In ihn?«
    »Unsere Arbeitshypothese.«
    »Cool.«
    »Angenommen, er kann dasselbe, was du kannst …«
    »Kann er«, sagte sie mit großer Überzeugung.
    »Warum ist er ausgerechnet so vorgegangen? Er hätte doch unendlich viele Möglichkeiten gehabt. Dirk Holtzhausen, der Anwalt … Er hätte ihn in seiner Kanzlei ermorden können. Warum sollte er einen so öffentlichen Ort wählen? Mercia Haywards Tod hätte er als Autounfall tarnen können. Wenn ich die Art deines … Talents … richtig verstanden habe, hätte er ihr einfach irgendwo am Straßenrand auflauern und im richtigen Moment die Zeit anhalten können …«
    »Er prahlt«, meinte sie.
    »Aber warum?«
    »Weil er es kann.«
    »Ich glaube nicht. Wenn ein- und derselbe Verdächtige in zwei Morde verwickelt ist, können wir fast von einem Serienmörder sprechen. Ein seltsamer, eigenartiger Serienmörder, da muss ich dir recht geben, aber die grundlegenden Thesen sind auch auf ihn anwendbar. Solche Typen wollen etwas aussagen. Alle wollen auf ihre Weise ausdrücken: ›Seht mich an. Ich bin anders. Ich bin einzigartig.‹ Und diese Besonderheit sagt uns wiederum meist etwasdarüber, wie sie ticken. Außerdem ist es ein Hinweis auf das Motiv. Bei einem typischen Serienmörder ist das Motiv fast immer ein psychischer Kurzschluss. Das Einzige, was wir daraus entnehmen können, sind Hinweise auf das Profil seiner zukünftigen Opfer – Geschlecht, Hautfarbe, Beruf, Aussehen, solche Eigenschaften. Aber bei diesem hier … ein Weißer, Anwalt, und eine Weiße, Bauunternehmerin … da gibt es keine Konstante. Wenn er nur prahlen wollte, würde es eine geben, denn das ist Teil der Pathologie.«
    »Okay«, sagte sie dann, das Kinn auf die Hand gestützt, die Stirn vor Konzentration gerunzelt.
    »Er hat diese beiden Menschen aus einem bestimmten Grund ausgewählt. Und seine Methode ebenfalls. Erklär mir doch bitte mal, wie du das mit der Hayward angestellt hättest, da vor der roten Ampel?«
    Sie nahm das Kinn von der Hand und lächelte. »Darüber habe ich mir lange den Kopf zerbrochen. Die große Frage ist, wie man in das Auto reinkommt. Niemals wäre die Frau um diese Zeit dort stehen geblieben, wenn ihre Türen nicht verschlossen gewesen wären. Und selbst wenn man die Zeit anhalten kann: Eine verschlossene Tür bleibt eine verschlossene Tür. Man hat nur zwei Möglichkeiten: Entweder man steigt ein, wenn sie einsteigt und fährt mit, bis man … Du weißt schon … Aber dabei geht man ein verdammt hohes Risiko ein, entdeckt zu werden. Nein, ich glaube vielmehr, dass er den Schlüssel gestohlen hat. Das wäre viel einfacher. Man wartet vor ihrem Haus und hält die Zeit an, wenn sie herauskommt. Dann geht man rein, sucht den Ersatzschlüssel und verschwindet wieder raus.«
    »Und dann? Woher weiß man, dass sie an diesem Abendum diese Zeit an dieser Ampel sein wird? Und dass die Ampel rot ist, so dass sie anhalten muss?«
    »Diese Ampel ist immer rot«, erwiderte sie. »Aber ansonsten sind das gute Fragen …«
    »Was mich beschäftigt: Wenn er sich die Mühe gemacht hat, den Schlüssel zu stehlen, hatte er es speziell auf sie abgesehen. Und er hat sich besondere Mühe gegeben, denn es hätte ja so viele andere, einfachere Methoden gegeben. Und leichtere Opfer. Das kann nur eines bedeuten: Das Motiv ist keine S. K.-typische Störung, sondern etwas anderes …«
    »S. K.?«
    »
Serial killer

    »Cool.«
    Beinahe hätte er den Kopf geschüttelt und laut gelacht. Seine Partnerin, seine Ko-Ermittlerin war eine hübsche neunzehnjährige Blondine, die die polizeiliche Abkürzung für einen Serienmörder
cool
fand.

    Er sprach beide Morde mit ihr durch und erklärte ihr, warum er glaubte, dass es einen Zusammenhang zwischen den Opfern geben müsse. Er

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