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Auszeit - Ein Schwarz Weiss Tot Krimi

Titel: Auszeit - Ein Schwarz Weiss Tot Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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antwortete er ausweichend: »Ich weiß es nicht.«
    Doch als sie schließlich an ihn geschmiegt schlief, ihr Atem regelmäßig, tief und zufrieden, lag er noch wach und dachte an den letzten Teil seines Gesprächs mit Nita. Sie hatte auf die übrigen Ausdrucke gezeigt und gesagt: »Esgibt noch andere außer mir, die dasselbe können wie ich. Der in Grand Rapids in Amerika tut nur Gutes. So wie ich. Aber der in Deutschland … Der gleicht dem skrupellosen Mörder hier. Ich habe mich an dich gewandt, weil ich ihn nicht alleine aufspüren kann. Und selbst wenn ich ihn finden würde … Ich habe Angst, Oom. Große Angst.«

6.
    Superintendent Johnnie October konnte sich nicht konzentrieren, trotz seines inneren Drangs, die Arbeit vor dem Eintreffen des Mädchens zu erledigen.
    Zwischendurch beschlich ihn immer wieder das Gefühl, das alles sei ganz und gar unwirklich. Er musste dann erst den vorigen Abend noch einmal Revue passieren lassen, um sich zu vergegenwärtigen, dass es kein surrealistischer Traum gewesen war. Dann wieder schweiften seine Gedanken wieder zu den beiden Mordfällen ab, die er nach der Arbeit vor dem Hintergrund seiner neuen Erkenntnisse analysieren wollte. Oder er fragte sich, ob »Nita« der richtige Name des Mädchens war. Und wie es sein musste, ihre Fähigkeiten zu besitzen, ihr Talent, dieses unfassbare Geheimnis, das sie mit niemandem teilen konnte, drei lange Jahre lang.
    Ihm fiel auf, dass er Flüchtigkeitsfehler machte, und so musste er einige Akten ein zweites Mal durchgehen und berichtigen. Mit dem Sortieren und Einordnen klappte es nicht viel besser, und er musste sich ständig zur Ordnung rufen: Erst die Pflicht, dann die Kür! Um kurz vor eins telefonierte er mit Pearlie. Sie erzählte, Zuyane sei noch nichtaufgetaucht und sie könne ihn auch nicht auf dem Handy erreichen. Sie müsse wohl wieder Merle um Unterstützung bitten, denn das Restaurant würde heute Abend voll werden und ein Büfett wäre der einzige Ausweg. Sie klang gehetzt. »Aber mach dir keine Sorgen, mein Herz, er kommt sicher gleich. Vielleicht hat er verschlafen, es war so ein langer Tag gestern.«
    October wärmte sich in der Mikrowelle der Teeküche Pienangcurry auf und aß es im Archiv, die Unterlagen der beiden Mordfälle vor sich auf dem Tisch – die »Zeitfälle«, wie er sie inzwischen insgeheim nannte. Holtzhausen, der Anwalt, dem am helllichten Tag von einer unsichtbaren Geisterhand in einem Kapstädter Restaurant die Kehle durchgeschnitten worden war. Mercia Hayward, die Bauunternehmerin, die mit einer Stichwunde im Herzen an der Kayamandi-Ampel kurz hinter Stellenbosch tot in ihrem X5 aufgefunden worden war. Nichts war gestohlen worden: ihr Handy, ihr Portemonnaie, alles noch da.
    Das Motiv – das war die große Unbekannte, die alles entscheidende Frage. Er machte sich Notizen in seinem Buch, damit er vorbereitet war, wenn Nita kam.
    Um Viertel vor zwei verschickte er die E-Mail, die er auf dem Weg zur Arbeit im Kopf entworfen hatte. An alle Kripo-Dezernate Südafrikas:
Auf Wunsch eines Kriminologie-Examenskandidaten bitte ich Sie, mir die SAP5-Formulare aller ungelösten Fälle von bizarren, seltsamen und unerklärlichen Straftaten der letzten 24 Monate zuzusenden. Vielen Dank im Voraus, Supt. John October, Archiv, SAPD Provinziale Sondereinheit, Bellville-Suid.
    Eine glatte Lüge, dachte er. Tut aber keinem weh.
    Um drei Uhr rief er nochmals bei Pearlie an. »Ja, Zuyane ist hier, wir schaffen das schon.«
    Um halb vier trafen die ersten Antworten auf seine Bitte ein, bissige Reaktionen von Dienststellen- und Dezernatsleitern. Er hatte damit gerechnet; die Kollegen ergriffen jede Gelegenheit beim Schopf, um ein wenig den Druck vom Kessel zu nehmen. »Unsere Fälle sind alle bizarr, Supt., soll ich den ganzen Stapel schicken?« Oder: »Auf De Aar wurden in den letzten fünf Jahren drei UFOs gesichtet. Zählen die auch?« Und: »Können diese Griffelpisser denn nicht etwas Vernünftiges erforschen?«
    Um Punkt Viertel vor vier wurde an die Tür des Archivs geklopft.
    »Herein!«, rief er, fast erleichtert, denn er hatte doch so seine Zweifel gehegt.
    Sie begrüßte ihn mit einem munteren »Tag, Oom Johnnie!« und trat ein, mit einem breiten Lächeln und jener sprühenden Energie, wie nur Neunzehnjährige sie ausstrahlen konnten. Ihre langen, hellen Haare trug sie zu einem Zopf geflochten, und ihr sportlicher Körper steckte in Jeans, einem orangefarbenen T-Shirt und Joggingschuhen. Er stand auf, reichte

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