Auszeit - Ein Schwarz Weiss Tot Krimi
einmal Kind sein könnte, in einem Land, wo man sich als Farbiger ohne weiteres zur Pilotenausbildung melden konnte. Nein, gewisse Dinge musste man wirklich realistisch sehen. Jeder hatte seine eigenen Talente und Chancen im Leben. Sein Talent bestand darin, Notizbücher mit Aufzeichnungen zu füllen und diese so oft zu lesen, bis er ein Muster erkannte, einen Haftbefehl beantragte und den Täter vor Gericht brachte. Es wurdeZeit, dass er sein Licht nicht mehr unter den Scheffel stellte und seine Fähigkeiten nicht länger verplemperte.
Dieser Fall stellte ihn allerdings vor ganz neue Herausforderungen. Wie hatte Nita heute Nachmittag gesagt? »
Wir sollten lieber rechtzeitig einen Plan schmieden, Oom. Wir können es uns nicht leisten, den Kerl aufzuscheuchen und dann entwischen zu lassen.«
Genau das musste er am Abend tun: einen Plan schmieden.
Am Donnerstag reichte er seinen Urlaubsantrag bei Senior Superintendent Mat Joubert, dem Dezernatsleiter, ein.
»Das wurde aber auch Zeit, Oom Johnnie«, sagte der große Mann. »Fahrt ihr ein bisschen weg, du und Pearlie?«
»Nein, Sup, wegen des Restaurants ist das leider im Moment unmöglich«, erwiderte er und beließ es dabei, denn er konnte Joubert nicht anlügen.
Um zwölf rief er Pearlie an. Zuyane war pünktlich gewesen.
Um kurz nach drei überprüfte er, ob Faxe oder E-Mails für ihn gekommen waren. Die Antworten der Dienststellen und Dezernate trafen jetzt nach und nach ein, vierzehn Nachrichten insgesamt, über denen er an seinem Schreibtisch brütete, als Nita um Viertel vor vier anrief.
»Und hast du schon etwas gefunden, Oom?«
»Nein, ich verschaffe mir nur gerade einen gewissen Überblick über das, was in unserem …
abgefahrenen
Land so vor sich geht.«
»Du redest ja schon wie ich!«, stellte sie lachend fest.
Er nahm noch einige Faxe und ausgedruckte E-Mails mitnach Hause, las sie in seiner Werkstatt durch und schüttelte den Kopf über die bizarren Verbrechen, die sich in den letzten zwei Jahren ereignet hatten. Doch er fand keinen Hinweis darauf, dass irgendeiner der Fälle mit einem Zeitstillstand zu tun hatte.
Er fragte sich, wie er sich auf diese Sache hatte einlassen können. Um zehn Uhr ging er zum Abendessen hinunter. Das Restaurant hatte sich zum Glück bereits geleert, so dass sich Pearlie ein paar Minuten zu ihm setzen konnte.
Ihm fiel auf, dass ihr irgendwie der Schalk im Nacken saß, als hüte sie ein Geheimnis, das etwas mit ihm zu tun hatte. »Und, hast du schon mit einem neuen Modell angefangen?«, fragte sie zuckersüß.
»Nein, ich bin mit den Gedanken ganz woanders.«
»Ach, wie mich das freut, mein Herz!«
Freitag: Mavis am Empfang sagte, sie habe eine Nachricht vom Sup für ihn. Er solle um zehn Uhr zu einer Besprechung in den Konferenzraum kommen.
»Was denn für eine Besprechung?«
»Ich weiß es auch nicht«, erwiderte sie mit einem unheilverkündenden Unterton. Hatte seine Anfrage nach den Akten Mat Joubert misstrauisch gemacht? Würde es Ärger geben?
Eine junge schwarze Kollegin wartete bereits vor der Tür des Archivs. Sie sagte, Joubert habe sie geschickt. Sie sei seine Vertretung, und er solle sie einweisen. Er zeigte ihr, was sie wissen musste, während seine Sorge wegen der Besprechung wuchs.
Um kurz vor zehn ging er zum Konferenzraum. DieTüren waren geschlossen. Es herrschte tiefe Stille, so dass er das Schlimmste befürchtete. Er öffnete die Tür. Das Sonderdezernat war vollzählig versammelt, die Kollegen saßen bereits an den Tischen.
»Komm rein, Johnnie«, sagte Mat Joubert. »Wir warten nur noch auf dich.«
Beklommen wollte er sich auf den nächstbesten Stuhl setzen.
Doch Joubert winkte ihn ganz nach vorne.
October ging hin, zu nervös, um jemandem ins Gesicht zu sehen.
»Verehrte Kolleginnen und Kollegen«, begann Joubert, »ich habe schlechte Nachrichten. Superintendent John October hat Urlaub genommen …«
Die Ermittler lachten und applaudierten.
»Das bedeutet, dass das Dezernat in der Klemme steckt, denn wie ihr alle wisst, hält Johnnie mit seiner Gründlichkeit und Gewissenhaftigkeit den Laden zusammen. Die gute Nachricht ist, dass wir ihn nur für zwei Wochen entbehren müssen …«
Wieder fröhlicher Lärm.
»Johnnie, wir haben uns überlegt, dir zur Entspannung ein kleines Geschenk von uns mitzugeben. Ich habe gestern Pearlie um Rat gefragt und hoffe, es ist das Richtige …«
October saß da wie vom Donner gerührt. Dann erkannte er, dass Joubert darauf wartete, dass er
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