Auszeit - Ein Schwarz Weiss Tot Krimi
einfach weggeschaut.«
Er setzte sich mit den Bechern und dem Horlicks-Glas zu ihr und rührte das Pulver in die Milch. »Ich weiß, wo Zuyanes Problem liegt. Lass mich mal mit ihm reden. Ich verspreche auch, ihm keine Vorwürfe zu machen.«
Sie legte ihre Hand auf seine. »Das würdest du tun, mein Herz? Womit habe ich dich nur verdient?«
»Ach, Pearlie, ich bin doch der Glückspilz!«
Am nächsten Morgen schickte er Nita eine SMS. Er haderte mit den kleinen Tasten.
Ruf mich an, sobald Du kannst.
Dann ging er hinunter ins Restaurant, um auf Zuyane zu warten. Pearlie stand mit Eimer und Wischmopp in der Mitte des Raumes. Alle Tische waren an die Wände gerückt.
»Lass mich mal«, sagte er und streckte die Hand aus.
»Nein, Johnnie, das ist meine Arbeit.«
»Du weißt doch, ich kann besser nachdenken, wenn ich mich irgendwie beschäftige. Und du hast Wichtigeres zu tun.«
Dankbar überließ sie ihm den Mopp und ging in die Küche.
Muna kam herein, überrascht, ihn beim Wischen des Bodens zu finden.
»Na, was dachtest du denn? Dass ein alter Mann nicht putzen kann?«
»Aber Uncle Johnnie, du bist doch noch gar nicht alt. Außerdem …«
»Auf, Muna, raus mit dir.«
»Aber dein Bein … Tut es dir denn nicht mehr weh?«
Er steckte den Mopp in den Eimer und sah sie nachdenklich an. »Jetzt, wo du’s sagst. Ich glaube, ich habe einfach nicht mehr daran gedacht.«
Zuyane kam fast eine Dreiviertelstunde zu spät, den Blick schuldbewusst zu Boden gerichtet und mit einer Körperhaltung, die ausdrückte, dass er nicht über seine Gründe reden wollte. October bat ihn, sich mit ihm an einen Tisch zu setzen.
»Zuyane, du magst deinen Beruf nicht, stimmt’s?«
»Wir kannst du so etwas sagen?«, erwiderte der junge Mann empört.
»Weil ich es dir ansehe. Außerdem weiß ich genau, wie du dich fühlst.«
Zuyane schüttelte den Kopf und spielte weiterhin den Unverstandenen.
October ließ nicht locker. »Kann ich dir mal etwas erzählen, Zuyane?«
Widerstrebendes Nicken.
»Kennst du Bishop Lavis?«
»Ja.«
»Nun, dort bin ich aufgewachsen. Genau neben dem Flughafen. Jeden Nachmittag nach der Schule habe ich zugesehen, wie die Flugzeuge gestartet und gelandet sind, unddabei habe ich geträumt, Zuyane. Dass ich die Maschinen eines Tages selbst fliegen würde, als
Flugkapitän
John October. Doch wenn mein Vater mich dort sitzen und träumen sah, ermahnte er mich, dass ein Mann zwar träumen dürfe, aber wenn er das Unmögliche träume, bringe das nur Kummer und Sorgen. Und er hatte recht, denn damals nützte das Träumen uns gar nichts. Da überwand ich mich und wurde Polizist. Die ersten Jahre waren schwierig. Ich habe die ganze Ausbildung durchlaufen, aber das Problem war, dass ich nicht mit dem Herzen bei der Sache war. Erst als ich zur Kripo kam, begann ich, meinen Job zu mögen und in ihm so etwas wie Erfüllung zu finden. Doch dann, vor zehn Jahren, habe ich einen schweren Fehler begangen, Zuyane. Anschließend habe ich geglaubt, meine Strafe auf mich nehmen zu müssen. Zehn Jahre lang war ich nichts als ein hochrangiger Büroangestellter, und ich habe jeden einzelnen Tag gehasst. Ich hätte schon vor langer Zeit sagen müssen: Genug ist genug. Aber irgendwie wird man innerlich so … abgestumpft, wie taub. Die Frage ist, Zuyane: Willst du genauso enden? Willst du mit neunundfünfzig zu dir kommen und dich fragen, wo die Jahre geblieben sind? Das Leben ist kurz. Du bist noch blutjung, Zuyane. Dein ganzes Leben liegt noch vor dir. Finde heraus, was du tun willst, und tue es, auch wenn es dir anfangs unmöglich erscheint. Wir leben in anderen Zeiten, ihr habt heute alle Chancen der Welt, alles ist möglich. Ich sage dir: Was du träumen kannst, das kannst du auch tun. Also träume, Zuyane! Durch deine Träume, durch dein Denken kannst du Geschehnisse ins Rollen bringen und Ereignisse auslösen. Du setzt Energien frei! Mach etwas aus deinem Leben, Zuyane, etwas Schönes!«
Zuyane blickte an ihm vorbei und sagte schließlich tonlos: »Ich bin Koch.«
»Das stimmt, Zuyane. Du hast die Qualifikation. Aber bist du auch mit dem Herzen dabei?«
Nita meldete sich erst um kurz nach zwölf, ein wenig verlegen. »Ich habe heute ziemlich lange geschlafen.«
»Gut, dann bist du auch schön ausgeruht. Denn heute Abend werden wir wieder ein bisschen rumschnüffeln.«
»Cool!«, sagte sie. »Wann kommst du mich abholen?«
»Weißt du, Nita, im Grunde liegt mir die Sache ziemlich schwer im Magen. Bist du sicher,
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