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Auszeit - Ein Schwarz Weiss Tot Krimi

Titel: Auszeit - Ein Schwarz Weiss Tot Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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seine Sorgen anzuvertrauen, denn sie strahlte vor Glück.
    »Wir haben jetzt Stammgäste«, verkündete sie stolz. »Die Leute da drüben sind schon zum dritten Mal hier. Und alle fragen nach dem Sabanang, und wann wir es wieder einmal anbieten.«
    Er nahm ihre Hand und drückte sie. »Ich freue mich so für dich.«
    »Der Boeber ist aus, bis auf den letzten Rest weg! Siehst du den Mann mit dem Bart? Er hat drei Schüsseln gegessen.« Sie lehnte sich zurück und seufzte zufrieden. »Wer hätte das gedacht, mein Herz?«
    »Was habe ich dir gesagt, all die Jahre?«
    »Du hattest recht. Wie war dein Tag?«
    »So lala. Ich erzähl’s dir später.«
    Sie spürte, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Ihr Blick wurde wachsam. »Was ist passiert, John?«
    »Ach, nichts. Ich bin nur ein bisschen müde.«
    Sie sah ihn forschend an und sagte dann: »Ich werde Muna und Zuyane bitten, heute Abend allein aufzuräumen. Ich komme gleich zu dir rauf.«

    Als sie später eng aneinandergeschmiegt auf dem Sofa saßen, erzählte er ihr von dem Anruf am Nachmittag – von der Frau, die behauptet hatte, sie habe die Briefe abgegeben. Und die dann zitiert hatte, was er vor elf Jahren selbst gesagt hatte, wortwörtlich, als habe sie es vorgelesen.
    »Florian«, sagte Pearlie und berührte mit den Fingerspitzen voller Mitgefühl seine Wange.
    »Florian«, seufzte er. Die alte Wunde war wieder aufgerissen. Florian, die Ursache seiner gescheiterten Karriere und seines lahmen Beins. Florian, der in Beacon Valley, Lentegeur und Eastridge sieben Frauen ermordet hatte. October hatte ihn gejagt, neun Monate lang. Tag und Nacht, wie besessen, hatte er das Netz um ihn immer enger zusammengezogen. Und in der Hitze des Gefechts, abgestumpft von dem Druck und dem Schlafmangel, hatte er zwei Fehler begangen, die sein Leben verändern sollten. Erst hatte er in seinem Büro in einem Moment erschöpften Wahnsinns zu der schönen Journalistin der
Son
gesagt: »Manchmal hat man nichts als sein Durchsetzungsvermögen, seine Zielstrebigkeit und seinen eisernen Willen, um einen Verbrecher dingfest zu machen. Ich glaube fest daran, dass man kraft seines Geistes bestimmte Geschehnisse beeinflussen und Ereignisse auslösen kann.« Jedoch in einem bestimmtenKontext, einem längeren Gespräch, in dem es ihm darum ging, sich besonders sorgfältig auszudrücken, so dass der breiten Öffentlichkeit die richtige Botschaft übermittelt wurde – von der Hingabe, dem Ernst und dem systematischen Fortschritt der südafrikanischen Polizei.
    Doch am nächsten Tag stand auf der Titelseite folgende Schlagzeile:
Spitzenfahnder glaubt an übersinnliche Kräfte
. Er wurde landesweit zum Gespött, und der Senior Superintendent wollte ihn von dem Fall abziehen. An jenem Abend hatte er unter dem Einfluss der tiefsten Demütigung das Haus in der Marindastraat gestürmt. Florian hatte ihn zwei Mal ins Bein geschossen und war hinaus in die Nacht entwischt, unauffindbar, um anderswo seine Mordserie fortzusetzen.
    October erzählte Pearlie, wie er den Hörer auf die Gabel geknallt und die Akte quer durchs Zimmer gepfeffert hatte. »Und dann hat sie heute Abend diesen Brief abgegeben«, fuhr er fort und zog den Umschlag aus der Jackentasche.
    Pearlie öffnete ihn bedächtig, zog das dünne Papier heraus und las, was dort in zierlicher, hübscher Handschrift stand:

    Sehr geehrter Supt. October,
    Sie zu beleidigen war wirklich das Letzte, was ich heute Nachmittag wollte. Ich bitte Sie aufrichtig um Entschuldigung für meine Taktlosigkeit. Ich war nervös, weil ich schon so lange darauf gewartet hatte, endlich persönlich mit Ihnen zu reden, deswegen habe ich mich so gedankenlos geäußert.
    Ironischerweise habe ich Sie nur deswegen zitiert, weil ich felsenfest an Ihre These glaube. Ich bin nämlich der lebende
Beweis dafür, dass sie stimmt. Und dies ist auch der Grund dafür, dass ich mich ganz bewusst an Sie gewandt habe. Sie sind der Einzige, der dem Morden ein Ende bereiten kann.

    Nochmals: Es tut mir wirklich leid.
    C.

    Pearlie blickte ihn an und fragte: »Hast du sie gesehen?«
    »Nein, sie war zu schnell. Oder ich zu langsam. Ich habe gedacht, es sei Muna.«
    Pearlie setzte sich langsam auf, legte den Brief beiseite und ergriff seine Hände. »John«, sagte sie, und er wusste, dass sie ihm etwas Ernstes mitteilen wollte. »Ich kann nachempfinden, wie du dich heute Nachmittag gefühlt haben musst. Aber ich glaube ihr, und ich bin genau derselben Meinung wie sie. Mehr noch: Ich

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