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Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Titel: Auszeit für Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Situation, in der es mir möglich war, Mutterschaftsschutz in Anspruch zu nehmen, und in der ich mich darauf verlassen konnte, dass meine Stelle danach noch da war und meine Kollegen mich nicht verdrängten. Aber ich hatte gerade meinen dritten Zeitvertrag abgeschlossen.
    »Du bekommst Mutterschaftsschutz und …«
    »Aber es wird sehr schwer sein, wieder einzusteigen. Und was ist mit meinen Aussichten auf Beförderung? Wenn ich vier Monate aussetze, wie kann ich dann je die Position erreichen, die Frances jetzt hat?«
    »Damit du die Nächte unter einem Schreibtisch verbringen und dich morgens auf der Bürotoilette waschen kannst, wie eine Stadtstreicherin? Außerdem ist es verboten, jemanden im Mutterschutz zu diskriminieren. Das ist gegen das Gesetz.«
    Ein Leichtes für ihn, das zu sagen. Er hatte nicht mitbekommen, wie einer der Chefs in meiner Firma (natürlich ein Mann) über eine Frau im Mutterschutz sprach: »Wenn ich mir vier Monate frei nehmen wollte, um einen Segeltörn im Mittelmeer zu machen, und dann auch noch erwartete, dass ich mein Gehalt bekomme, würden mich alle auslachen.«
    Mit dieser Haltung hatte ich zu rechnen, und verglichen mit einer Laufbahn wie seiner war meine nichts Besonderes, aber meine Arbeit war mir trotzdem wichtig. Obwohl sie mich viel Kraft und Energie kostete, definierte ich mich zum Teil über die Arbeit.
    »Gut. Gibt es noch andere Gründe?«
    »Ja. Wenn jetzt unser Kind so wird wie eine meiner Schwestern?
Wie Rachel mit den Drogen? Oder wie Anna und ihre Verrücktheiten? Oder Claire und ihre rebellische Ader? Ich würde es nie richtig erziehen können, und es würde mir das Herz brechen.« Ich hörte auf zu sprechen. »Wenn ich mich schon höre! Ich klinge wie meine Mutter. Außerdem bin ich viel zu unverantwortlich, um Kinder in die Welt zu setzen.«
    Da musste er lachen. »Du bist doch nicht unverantwortlich.«
    »Doch, das bin ich! Wir beide«, sagte ich eindringlich, »wir haben es richtig schön. Wir können jederzeit am Wochenende verreisen, wenn wir wollen. Denk nur an Hunter und Cindy!« Das waren Freunde von uns in Chicago, die ein Kind bekommen hatten, und von einem Tag auf den anderen war ihr Leben völlig umgekrempelt. Einst waren wir zu viert verreist, doch nachdem das Kind da war, waren sie pausenlos mit dem schreienden Balg beschäftigt, während Garv und ich fürs Wochenende an die Seen fuhren, mit Schuldgefühlen und gleichzeitig einem Gefühl der Erleichterung.
    »Ein Baby könnten wir nicht fürs Wochenende bei Dermot lassen, so wie Hoppy und Rider. Und man hört nie auf, Eltern zu sein«, sagte ich, »solange die Kinder nicht erwachsen sind. Vielleicht nicht mal dann.«
    »Also gut, ein Kind wird dir unerträgliche Schmerzen verursachen, es wird dir das Herz brechen und deine berufliche Laufbahn beenden und für die nächsten zwanzig Jahre dein Privatleben zerstören. Aber davon abgesehen hast du keine Einwände?«
    »Doch.«
    »Erzähl’s mir.«
    »Es klingt so albern.«
    »Erzähl’s mir trotzdem.«
    Ich zwang mich, meine Bedenken zu formulieren. »Wenn ihm … irgendwas zustoßen würde? Zum Beispiel, wenn es in der Schule von anderen gequält würde? Oder wenn es sterben würde? Oder stell dir vor, es bekäme eine Hirnhautentzündung. Oder es würde überfahren. Wir würden es so sehr lieben – wie könnten wir das ertragen? Entschuldige, das klingt verrückt«, fügte ich noch schnell hinzu. Ich kannte niemanden,
der so dachte. Zwar hatten alle Freundinnen, die schwanger geworden waren, leises Bedauern geäußert, aber es war nie mehr als: »Das wird unser letztes ungestörtes Wochenende zu zweit für die nächsten drei Jahre«, oder: »Ich lese jetzt so viel ich kann, denn in den nächsten Jahren komme ich bestimmt nicht dazu. Der Verstand setzt einfach aus.«
    Niemand hatte morbide Fantasien so wie ich. Das Äußerste, was ich je gehört hatte, war: »Ob Junge oder Mädchen ist mir egal, Hauptsache, es ist gesund.«
    Aber Garv sagte:»Ich verstehe deine Gefühle sehr gut.« Und ich wusste, dass das stimmte. »Aber wenn wir immer so denken würden, dann würden wir nie jemanden lieben.«
    Einen Moment lang befürchtete ich, er würde mir vorschlagen, eine Therapie zu machen. Aber das tat er natürlich nicht – er war schließlich Ire.
    Im Gegensatz zu den meisten meiner Freunde hatte ich noch nie einen Therapeuten aufgesucht. Emily sagte, das läge daran, dass ich zu große Angst vor dem hätte, was zutage treten würde, und ich gab ihr

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