Auszeit für Engel: Roman (German Edition)
analysieren.
»Das neue Drehbuch nimmt einfach keine Form an. Wenn Mort Russell Kein Bargeld ablehnt, dann ist es vorbei. Ende.« Sie hauchte sich in die Hände, ihr Gesicht war farblos. »Dann bleibt mir nichts anderes übrig, als wirklich wieder nach Irland zu gehen.«
Lara schüttelte den Kopf. »Ich habe drüber nachgedacht. Es muss noch etwas anderes geben, was du tun kannst.«
»Ja, ich habe gehört, bei Starbucks stellen sie Leute ein.«
»Nein, was mit Schreiben. Drehbücher aufpolieren.«
»Was ist das?«, fragte ich Emily.
»Ich kriege ein mieses Drehbuch, das im Begriff ist, produziert zu werden, bearbeite es so, dass es zu einer sinnvollen Geschichte wird, füge ein paar Witze hinzu und mache die Hauptpersonen plastisch und sympathisch, und dafür kriege ich einen Hungerlohn, während jemand anders absahnt.« Emily seufzte. »Natürlich würde ich das machen, aber es gibt so viele Autoren in der Stadt, die alle hinter dem gleichen Script herjagen. David hat gesagt, er hat es schon für mich versucht.«
»Ach, Agenten, dummes Volk! Es ist Zeit, dass du dein Geschick selbst in die Hand nimmst.«
»Das tue ich doch!«
»Du musst mehr tun, als hübsch aussehen und auf Partys deine Visitenkarte verteilen. Du musst den Leuten auf den Wecker fallen. Das heißt, wenn du nicht lieber wieder nach Irland gehen möchtest.«
»Das will ich nicht.«
»Also gut. Ich gucke mal, ob ich was für dich in die Wege leiten kann, und Troy wird das auch tun. Und was ist mit dem Iren? Du weißt schon, der von Dark Star Productions. Shay oder so? Shay Mahoney?«
»Shay Delaney.« Ich spürte Emilys spontane Verunsicherung.
»Genau, der. Vielleicht hat der ja irgendwelche schlechten irischen Filme, die du für ihn bearbeiten könntest.«
»Ich bin mir sicher, er hat jede Menge schlechter irischer Filme, die bearbeitet werden müssten, nur kein Geld, um dafür zu bezahlen.«
»Das kannst du nicht wissen«, sagte Lara. »Ruf ihn an. Überzeug ihn.«
Emily murmelte etwas Unverfängliches, und ich war erleichtert. Ich wollte nicht, dass sie ihn anrief.
»Jetzt haben wir aber genug Trübsal geblasen!«, erklärte Emily. »Wir müssen was zu unserer Aufheiterung tun. Lara, erzähl uns doch mal deine ›Ich bin okay, du bist okay‹-Geschichte.« Sie kuschelte sich auf ihrer Sonnenliege zurecht wie ein Kind, dem eine Gutenachtgeschichte vorgelesen wird. »Leg schon los«, ermunterte sie Lara. Es klang, als hätte sie die Geschichte schon viele Male gehört. »Ich war seit sieben Jahren neunzehn, und langsam sah man es mir an …«
Lara atmete tief ein und fing an. »Also gut, ich war seit sieben Jahren neunzehn, und langsam sah man es mir an. In meiner Highschool war ich das hübscheste Mädchen gewesen, und es war sieben Jahre her, dass ich nach L.A. gekommen war und gehofft hatte, die nächste Julia Roberts zu werden.«
Emily sprach tonlos mit und war glücklich. »Aber L.A. ist voll von jungen Mädchen, die das hübscheste Mädchen in ihrer Highschool gewesen waren, und ich war nichts Besonderes.«
Ich wollte einwerfen, dass Lara sehr wohl etwas Besonderes war, aber sie ließ mich nicht zu Wort kommen.
»Ich weiß, wovon ich rede. Guck dich doch nur um, in dieser Stadt gibt es massenhaft hübsche Mädchen. Sie sind überall, und jede Woche kommen tausend neue an, das musst du dir mal vorstellen! Aber damals wusste ich das nicht. Also sehe ich mich nach Arbeit um, renne gegen eine Mauer und muss schließlich für Theaterarbeit bezahlen.«
»Was heißt das?«
»Du bezahlst, um eine Rolle in einem Theaterstück zu bekommen.«
»Du bezahlst?«
»Ja, aber es besteht immer die Möglichkeit, dass ein begehrter Regisseur dich entdeckt, und außerdem kannst du das in deinen Lebenslauf schreiben. Jedenfalls bekam ich danach ein paar Statistenrollen, für die ich bezahlt wurde, und ich dachte, ich wäre auf dem besten Weg zum Erfolg. Zwischen den Engagements ging ich kellnern und ließ mir meine Brüste und meine Lippen machen.«
»Größer machen«, erklärte Emily. »Und eine vom Casting hat ihr gesagt, sie soll zehn Pfund abnehmen – »
»Hieß sie zufällig Kirsty?«, fragte ich sarkastisch.
An dem Punkt wurde Laras Lebensgeschichte unterbrochen, weil Emily sich über Kirsty ausließ, die mir empfohlen hatte, ich solle zehn Pfund abnehmen. (Ich hatte übertrieben, um sie in einem schlechteren Licht darzustellen.) Lara beschwichtigte und beruhigte uns, dann nahm Emily den Faden wieder auf. »Also gut! Einer vom
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