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Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Titel: Auszeit für Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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sagte sie: »Ich werde mir eine Woche genehmigen, ihr hinterherzutrauern, und dann ist es vorbei.«
    »So ist es recht«, ermunterte ich sie.
    »Danke.«
    Wir berührten uns fast an der Stirn und sahen uns mit einem Blick an, der ausdrückte: »Man kann nicht mit ihnen leben, man kann sie aber auch nicht erschießen«, und plötzlich nahm sie mein Gesicht zwischen die Hände und küsste mich zärtlich auf den Mund. Ich war verblüfft, dennoch fand ich es nicht unangenehm.
    Genau in dem Moment musste natürlich Emily nach Hause kommen. Ich merkte, dass sie schockiert war, noch bevor ich ihr Gesicht sah: Blass und entsetzt blickte es mich durch das nächtlich-dunkle Fenster an. Dann stürzte sie ins Haus und blickte verwirrt von Lara zu mir.
    »Was geht hier vor?«
    »Du wirst es nicht glauben«, erwiderte Lara und erzählte ihre traurige Geschichte.
    Emily und ich hörten Lara konzentriert zu, aber wir sahen uns kaum an. Gar nicht, um ehrlich zu sein. Wir sprachen auch nicht miteinander, bis ich schließlich sagte: »Ich gehe mal ins Bett, ich brauche meine vierzehn Stunden.« Da rief Emily hinter mir her: »Troy lässt grüßen.«
    »Ach ja? Gute Nacht.«
    Ich legte mich ins Bett und machte die Augen zu, und ausnahmsweise dachte ich nicht an Garv. Ich dachte auch nicht an Troy. Ich dachte an Lara.

30
    A m nächsten Morgen – ich hatte die Bananen für meinen Milchshake in Scheiben geschnitten und wollte sie gerade in den Mixer tun – erfuhren wir von Emilys Rettung: Larry Savage hatte ihr Drehbuch gekauft!
    Wie zu erwarten, brachte sie fast das Haus zum Einsturz mit ihrem Gekreische, und nichts, weder die Nachricht, dass Savage ihr lediglich das von der Writer’s Guild geforderte Mindesthonorar zu zahlen gedachte, noch die Einschränkung, dass sie ihr Drehbuch umschreiben und den Hund Chip darin unterbringen musste, konnte ihre Freude trüben.
    »Ich ändere die Liste der handelnden Personen und lasse Orang-Utans drin vorkommen, wenn er das will!«, behauptete Emily. »Solange er mir das Geld gibt!«
    »Wie viel kriegst du denn?«, fragte ich; auch ich war ziemlich euphorisch.
    »Das von der Writers Guild vorgeschriebene Mindesthonorar  – der Geizhals«, sagte sie ungerührt. »Eigentlich ist es eine Beleidigung!«
    Aber eine Beleidigung, die ihr beinahe eine sechsstellige Summe einbrachte. Und die Aussicht auf eine halbe Million Dollar, wenn der Film tatsächlich gedreht wurde.
    Die Frage war jedoch: Würde er gedreht werden? Aus meiner eigenen beschränkten Erfahrung wusste ich, dass es unmöglich war, das einzuschätzen; da konnte der Produzent noch so begeistert sein, er musste trotzdem noch die Studio-Bosse
davon überzeugen, dass es sich lohnte, den Film zu drehen. Und das war gar nicht so leicht. Aber darüber brauchten wir uns jetzt keine Sorgen zu machen …
    Emily hängte sich ans Telefon und begann mit einem Telefonmarathon. Es würde wieder eine Party stattfinden, eine richtige Party, und diesmal hatten wir wirklich einen Grund zum Feiern.
    Inzwischen verbreitete sich die gute Nachricht unter ihren Freunden wie ein Lauffeuer, und diejenigen, mit denen sie noch nicht gesprochen hatte, riefen jetzt an, so dass die Warteschleife immer länger wurde. »Einen Moment mal, da ist jemand auf der anderen Leitung«, hörte ich sie immer wieder sagen.
    Und einer der Anrufer, die in der Warteschleife hingen, war Shay Delaney. Ich wusste es sofort, denn um Emily herum entstand eine von Schuldgefühlen geschwängerte Atmosphäre. Wie unendlich bedauerlich war es doch, dass er am Abend zuvor nicht angerufen hatte, denn dann hätte ich seine Nachricht löschen können und Emily hätte es nie erfahren. Und noch bedauerlicher, dass ich nie den Nerv hätte, so etwas tatsächlich zu tun.
    Als der Anfall von Telefonitis vorbei war, kam Emily in mein Zimmer, wo ich gerade nach einem frischen T-Shirt suchte.
    »Ich habe Shay Delaney für heute Abend eingeladen«, sagte sie entschuldigend. »Es ist mir einfach so rausgeschlüpft. Hast du was dagegen?«
    »Bisschen spät, oder?«, sagte ich forsch und wühlte weiter in meinem Koffer.
    »Ich kann ihn wieder ausladen.«
    Als ob das so einfach wäre.
    »Ich rufe ihn sofort an.«
    »Nein, ist schon in Ordnung.« Heute Abend würde Emily ihr herbeigesehntes Fest feiern, und ich hatte kein Recht, es ihr zu verderben. Und Shay Delaney gehörte der fernen Vergangenheit an, die ich endlich mal hinter mir lassen musste.
     
    Emily beschloss, dass sie für die Party eine

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