Auszeit für Engel: Roman (German Edition)
schließlich um meinen Beruf. Und wie steht’s mit dir, Prinzessin?«
»Klar, ich esse auch noch ein paar«, sagte ich und griff nach einer Garnele.
Doch er hatte Desiree gemeint und wollte sie zu einer Frühlingsrolle überreden, die sie entrüstet von sich wies.
»Hast du das gesehen?«, fragte er besorgt. »Früher hat sie solche Sachen gern gegessen.«
»Vielleicht ist sie krank. Geh doch mal mit ihr zum Tierarzt.«
»Sie ist nicht krank. Wahrscheinlich ist es noch schlimmer.«
»Wie meinst du das?«
»Ich glaube, sie hat Magersucht.«
»Magersucht? Aber … aber sie ist doch ein Hund!«
»Hunde können auch Magersucht bekommen«, sagte er
bekümmert. »Neulich stand in der L.A. Times was darüber.«
»Bitte sag, dass das ein Witz ist.«
»Maggie«, entgegnete er traurig, »ich wünschte, es wäre einer.«
Ich nahm mein Tablett und machte erneut die Runde und fragte mich: Wo bin ich hier nur gelandet?
»Wir sehen uns in fünf Minuten beim Kuchentablett«, rief Justin mir hinterher.
Danach trafen Justin und ich uns immer wieder im Garten beim Kuchentablett. Es übte eine derart starke Anziehung auf mich aus, dass es mir schon peinlich wurde; es dauerte nicht lange, da standen Justin und ich schon wieder davor.
»Diese konspirativen Treffen müssen aufhören«, erklärte ich. In der Hoffnung, dass die süßen Sachen mich nicht so locken würden, wenn ich sie nicht sähe, kehrte ich ihnen den Rücken zu – und stand unmittelbar vor Troy und Kirsty. Scheiße .
»Amüsierst du dich?«, fragte Troy.
»Ehm, jaha.« Ich wandte mich wieder zu den Kuchen um, entdeckte ein daumengroßes Eclair und warf es mir ein. Ich konnte nicht widerstehen.
»Das ist doch wunderbar für Emily, findest du nicht?«
»Jaha, ehm …«
Dann, als wäre ich zuckersüchtig, griff ich nach einem münzgroßen Donut. (Wenn man in L.A. Miniatur-Gebäck bestellt, bekommt man genau das.) Kirsty verfolgte gespannt, wie der Donut vom Tablett in meinen Mund wanderte, und fragte dann mit gespielter Anteilnahme: »Das ist doch bestimmt schon der mindestens siebte. Hast du PMS?«
Der Zuckergeschmack verschwand aus meinem Mund, stattdessen breitete sich der Geschmack von Hass in mir aus.
»Weißt du, was du machen musst?«, säuselte sie. »Du musst dagegen angehen. Kill die Lust auf Süßes! Aber nicht mit Glukose, nicht mit Süßigkeiten! Ich weiß was viel Besseres!« Eine Behauptung wie diese zog in Los Angeles zwangsläufig eine Menge Aufmerksamkeit auf sich, und mehrere Köpfe wandten sich zu uns um. Als Kirsty sich vergewissert hatte, dass die Zuhörer gebannt an ihren Lippen hingen, fuhr sie fort: »Das beste Mittel überhaupt – tiefgekühlte Weintrauben! Kauf dir
einfach Weintrauben im Supermarkt, steck sie ins Tiefkühlfach, und wenn du Lust auf Süßes verspürst, dann isst du einfach eine tiefgekühlte Weintraube. Sie sind ganz süß und haben genau, so wahr ich hier stehe, null Kalorien.«
Mir fiel nichts anderes ein als: »Weintrauben haben mehr als null Kalorien.« Ein schwacher Versuch, aber besser als nichts.
»Sie hat Recht«, sagte Justin und warf mir einen verschwörerischen Blick zu. »Weintrauben haben einen hohen Anteil an Fruktose. Wir sprechen von fünfzehn bis zwanzig Kalorien pro Weintraube.«
»Mehr«, log ich. Ich hatte keine Ahnung. »Je nach Größe ist es mehr. Wenn es eine große ist, mit einem hohen Zuckeranteil, dann sprechen wir von bis zu« – ich machte eine wirkungsvolle Pause – »FÜNFZIG Kalorien.«
»Ich finde, man sollte bei Kuchen bleiben«, sagte Justin und griff nach einem winzigen Blätterteigteilchen mit Puddingfüllung. »Viel gesünder!«
Dann wechselten Justin und ich einen weiteren verschwörerischen Blick und verzogen uns. Kirsty blieb zurück – ihr Ruf als Ernährungsguru war ruiniert.
Gerade als ich mich in Sicherheit wähnte, tauchte Shay Delaney auf.
Den ganzen Abend über war ich so nervös wie die Stimmung in einem Prüfungsraum, weil ich nicht wusste, ob er kommen würde, aber je mehr Zeit verging, desto unwahrscheinlicher schien es. Und natürlich war ich gerade dabei aufzuatmen, als ich einen dunkelblonden Schopf im Garten ausmachte. Konnte das etwa …?
Es konnte.
Alle meine Muskeln spannten sich an, während ich wartete, dass er mich bemerken würde. Und ich wartete und wartete …
Anscheinend kannte er jeden. Überall wurden Köpfe zurückgeworfen, und Lachen erklang, während er sich durch den Garten arbeitete und ein paar Takte mit David
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