Auszeit für Engel: Roman (German Edition)
Catering-Firma beauftragen wollte, aber ich hatte Bedenken – meine eigene Erfahrung mit Catering sah so aus, dass ich mir Dutzende von
Speisekarten holte, sechs Wochen darüber brütete und schließlich zu dem Schluss kam, dass es billiger wäre, meine Mutter zu bitten, Sandwiches und Apfelkuchen zu machen. Aber in Los Angeles greift man einfach zum Hörer und sagt: »Ich möchte vietnamesische Häppchen, Petit Fours und Champagner-Rosé für vierzig Personen.« Und vier Stunden später sind drei geschniegelte arbeitslose Schauspieler damit beschäftigt, das Haus im Handumdrehen in einen weiß gedeckten, von Kristallglas blinkenden Partyraum zu verwandeln, in dem überall vietnamesische Häppchen, Petit Fours und Flaschen mit Champagner-Rosé verteilt sind. Sie waren so fix und flink wie die Mechaniker, die beim Formel-eins-Rennen die Reifen wechseln, und kaum stand das letzte Champagnerglas in einer Dreieckskonstruktion, kaum war Koriander auf die letzte Frühlingsrolle mit Glasnudel-Füllung gesprenkelt, da eilten sie auch schon wieder aus dem Haus.
»Sind Sie noch bei einer anderen Party als Retter engagiert?«, fragte Emily.
»Sie sagen es.«
»Vielen Dank, Super-Caterer, wir stehen tief in Ihrer Schuld.«
»Das ist schließlich unser Job, Madam.«
»Und die Rechnung kommt mit der Post.«
»Und wir wissen, wo Sie wohnen.«
»Morgen früh holen wir die Gläser und alles ab. Viel Vergnügen!«
Als sie weg waren, fand Emily, dass wir den Champagner-Rosé probieren sollten. »Er könnte ja vergiftet sein.«
Wir stießen miteinander an, und Emily sagte: »Ohne dich hätte ich es nie geschafft. Auf meine wunderbare Assistentin Maggie.«
»Auf ein hervorragendes Drehbuch!«, sagte ich galant.
»Auf Larry Savage!«
« Auf Chip den Wunderhund!«
»Auf die Orang-Utans!«
In das darauffolgende entrückte, glückliche Schweigen hinein hörte ich mich plötzlich fragen: »Weiß er, dass ich bei dir bin?«
»Wer?«
»Shay Delaney?«
»Nein. Jedenfalls habe ich es nicht erwähnt.«
Da zerplatzte die Seifenblase, in der ich lebte, und ich war all den dummen Gefühlen ausgeliefert, die auf einen einstürzen, wenn jemand dein Ein und Alles war, und jetzt stehst du draußen, ausgeschlossen und bedeutungslos.
Und da ich mich schon ausgeschlossen und bedeutungslos fühlte, fragte ich: »Kommt Troy heute Abend?«
»Ja.« Emily sah mich unbehaglich an. »Ich weiß, dass du ihn nicht sehen willst, aber wir sind schon so lange befreundet, und er hat mir so mit dem Drehbuch geholfen. Ich konnte ihn nicht nicht einladen.«
Das verstand ich, aber damit zerschlug sich meine Hoffnung, dass Troy den Anstand besitzen würde, sich während meiner restlichen Zeit in Los Angeles von mir fern zu halten und mir eine weitere Demütigung zu ersparen. Es versetzte mir einen Stich, dass ich es nicht einmal wert war, gemieden zu werden!
»Na gut, wenn Troy kommt«, sagte ich und zog mir mein »Boys-Are-Mean«-T-Shirt über den Kopf, »dann muss ich mir etwas anderes anziehen.«
»Warum?«
»Um es mit einem Song zu sagen: ›He’s so vain.‹ Ich wette, er würde denken, das T-Shirt hat mit ihm zu tun.«
Ab kurz nach sieben trudelten die Gäste ein. Justin und Desiree waren die Ersten. Als Nächster kam Lou, der mit der Beziehungsphobie, und brachte eine Flasche Champagner mit. Er war gebräunt, sexy und sehr charmant. Als ich Emily zuflüsterte, dass er ein netter Typ zu sein schien, erwiderte sie: »Ach, diese Kerle haben es faustdick hinter den Ohren. Ich sage nicht, dass er nicht nett ist.«
Als ich Troys Jeep auf der anderen Straßenseite halten sah, fing ich zu meiner Schande sofort an, mir die weitere Entwicklung auszumalen: Er würde mich zur Seite nehmen und mir zur Entschuldigung ins Ohr flüstern, dass er so viel zu tun gehabt habe und mich deswegen nicht angerufen habe
– obwohl ich genau wusste, dass das nicht geschehen würde.
Und damit hatte ich so sehr Recht! Denn er stieg aus dem Auto aus, und ich bekam sofort Magenschmerzen, weil ich sah, dass Kirsty ihn begleitete. Sie überquerten die Straße und kamen ins Haus. Bevor ich mich fragen konnte, was er wohl tun würde, kam er schon auf mich zu. Ich schöpfte neue Hoffnung … dann gab er mir einen brüderlichen Kuss auf die Wange und sagte in freundlichem und vertrautem Ton und ohne jede Zweideutigkeit: »Na, Irin, du warst es also, die am Steuer des Fluchtautos gesessen hat!«
»Was?«, fragte ich schroff. Komisch, ich hatte mir vorgenommen, ruhig
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