Auszeit für Engel: Roman (German Edition)
sie mich an. »Bevor du dir noch mehr Schmerzen zufügst, hör auf damit.«
»Nein.«
»Heute ist Donnerstag«, sagte Emily leise vor sich hin. »Sie kommen am Dienstag.« Sie biss sich in die Fingerknöchel und wimmerte: »Sie bringt mich um. Mammy Walsh bringt mich um.«
31
L arry Savage verlangte sein Pfund Fleisch, und zwar unverzüglich. Kaum war Emily nach den Feierlichkeiten mit einem Kater erwacht, da wurde sie zu seinem Chalet beordert, um »ein paar Drehbuchänderungen durchzuspielen«.
»Heute morgen passt es eigentlich nicht so gut«, hörte ich sie sagen, dann legte sie die Hand auf die Muschel und flüsterte tonlos mit verzweifelter Miene: »Alka Seltzer, bitte!«
Nach einer kleinen Pause sagte sie: »Ich verstehe, ja. Elf Uhr. Ich bin um elf da.«
Sie legte auf und kam zu mir. »Maggie, wie gut ist dein Steno?«
Ich gab ihr das Glas mit dem sprudelnden Wasser. »Steno kann ich gar nicht.«
»Oh. Kannst du gut schnell schreiben?«
»Einigermaßen.«
»Zieh dich an. Wir fahren ins Valley. Wir haben einen Termin bei Mr. Savage.«
Doch erst war es meine unangenehme Pflicht, am dunklen Haus der Ziegenbärtigen zu klingeln, sie zu wecken und zu bitten, dass sie die Catering-Mannschaft ins Haus ließen, wenn die kam, um ihre Sachen abzuholen. Die Vorstellung, einen Ziegenbärtigen nackt zu sehen, besonders Curtis, war mir zuwider.
Zum Glück war der Einzige, der halbwegs wach war, ein fast vollständig angezogener Ethan, der sich noch ein T-Shirt überzog
und verkündete, er sei gerade dabei, einen Karrierewechsel zu erwägen.
»Dazu brauchst du erst einmal eine Karriere«, gab ich sanft zu bedenken, »dann kannst du einen Wechsel erwägen.«
Von meiner Bemerkung kein bisschen verunsichert, erzählte er mir von seiner großartigen Idee: Er wollte eine neue Religion gründen.
»Kommst du bitte mit?« Ich winkte ihn zur Tür. »Beeil dich.«
»Meine Mutter sagt, es ist ihr gleichgültig, was ich mache, solange ich mich entscheide und bei einer Sache bleibe. Sie sagt, ich soll nicht andauernd die Fächer wechseln, und ich finde, eine neue Religion ist eine ziemlich schlaue Karriereentscheidung.«
Ich war mir nicht so sicher. Wird man da am Ende nicht gekreuzigt oder so? Aber wer war ich, ihm Steine in den Weg zu legen?
»Und woran würdest du glauben? Oder hast du noch nicht so weit gedacht?«
»Klar habe ich das!« Dann erklärte Ethan mir die Grundzüge seiner Religion, die darin bestanden, dass seine Jünger jede Menge Sex mit Ethan haben müssten.
»Oh, Jesus Maria«, murmelte Emily, die sich gerade Lippenstift auftrug.
»Demnächst wirst du ›Oh, Ethan‹ sagen«, kündigte Ethan ihr an.
»Das glaube ich nicht«, gab sie eisig zurück. »Die Jungen vom Catering-Service werden in der nächsten Stunde kommen, danach kannst du nach Hause gehen. Und damit du Bescheid weißt, ich habe meine Unterwäsche nach einem besonderen System geordnet, ich sehe also sofort, wenn jemand dran war. Kapiert?«
»Kapiert. He, Maggie, gehst du heute Abend wirklich mit Lara aus?«
»Ja.«
»Klasse. Alle Macht den Lesben!«
Emily seufzte, sagte aber nichts.
Bei den Empire Studios wurden wir von Michelle, Larrys Assistentin, freundlich empfangen.
»Herzlichen Glückwunsch«, sagte sie und umarmte erst Emily, dann mich. »Es ist ein großartiges Drehbuch, wir sind wirklich sehr angetan.«
Die Tür zu Larrys Büro war geschlossen, aber man konnte hören, wie er jemanden anbrüllte: »Dann verklag mich doch, verdammt noch mal. Bring mich vor Gericht!«
»Larry spricht gerade mit seiner Mom«, sagte Michelle lächelnd. »Es wird nicht lange dauern.«
Und so war es auch; nach einer gebrüllten Verabschiedung wurde die Bürotür aufgerissen, und Larry trat heraus, jovial und überschwänglich.
»Sind wir uns einig oder sind wir uns einig?« Er strahlte Emily an. »Glückwunsch, mein Mädel!«
»Danke, dass Sie es genommen haben«, strahlte Emily zurück. »Und danke für die Blumen.«
Larry winkte ab. »Keine Ursache. So machen wir das immer. Reiner Standard. Also gut.« Er legte jeder von uns einen Arm um die Schultern und trat mit uns in die Sonne hinaus.
»Heute Morgen haben wir eine Besprechung mit zwei Geschäftsführern. Wir müssen die Kerle auf unserer Seite haben, wenn wir wollen, dass der Film gemacht wird. Klar?«
Wir nickten energisch. Klar war uns das klar.
In dem Konferenz-Chalet stürzten sich die beiden Geschäftsführer – eine klapperdürre Blonde mit Namen Maxine und ein
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