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Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Titel: Auszeit für Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Schuhgeschäft nach dem anderen und fragte ein ums andere Mal: »Haben Sie diese Schuhe?«
    Er versuchte es bei Zerep, die hatten sie nicht und empfahlen Fitzpatrick. Bei Fitzpatrick gab es sie auch nicht, und man sagte ihm, er solle Clarks versuchen, aber er erwiderte, Clarks-Schuhe seien zu bequem, also schlug man ihm Jezzie vor. Dort wollte man ihm ein Paar andrehen, mit Absätzen,
die zu niedrig waren, und ohne gerillte Sohle. Als Nächstes versuchte Garv es bei Korkys, wo ihm die Verkäuferinnen nicht weiterhelfen konnten, aber eine Kundin – eine wahre Schuh-Fetischistin  – hörte das Gespräch mit und riet ihm, zu Carl Scarpa zu gehen, dort seien die Schuhe bestimmt zu finden. Und so war es auch, bei Carl Scarpa wurde Garv fündig.
    »Ich hoffe nur, sie passen«, sagte er, als er die Tüte aufmachte.
    »Sie passen bestimmt.« Ich war durchaus bereit, mir im Notfall die Zehen abzuhacken. Es beschämte mich so sehr, dass er sich solche Mühe gemacht hatte, wo ich dessen doch so unwürdig war, dass ich es niemals gesagt hätte, wenn sie zu klein gewesen wären.
    Er hielt sie hoch. »Sind es die richtigen?«
    Ich nickte.
    »Deine rubinbesetzten Tanzschuhe«, sagte er und gab sie mir. Und obwohl sie weder rubinbesetzt noch Tanzschuhe waren, zog ich sie an, stieß dreimal die Hacken zusammen und sagte: »Zu Hause ist es am besten.«
    Wir hielten uns eng umschlungen, und einen Moment lang dachte ich, wir würden durchkommen. Es ist merkwürdig, dass die Erinnerung an eine freundliche Tat manchmal schmerzlicher ist als die an eine grausame.
    Unterdessen war es Floyd völlig gleichgültig, ob die Tasche mit meinen Sandalen und den restlichen Habseligkeiten jemals wieder auftauchte.
    »Wo kann sie denn sein?«, fragte ich ihn flehentlich. »Es ist jetzt schon fast eine Woche her.«
    Floyd bedachte mich mit einem strahlenden breiten Lächeln. »Kein Grund zur Aufregung.«
    Und vielleicht wäre es mir unter anderen Umständen auch gelungen, mich nicht aufzuregen. Zum Beispiel wenn ich in dem vorausgegangenen Monat eine Nacht richtig geschlafen hätte oder wenn meine Nerven nicht zum Zerreißen gespannt gewesen wären, wenn ich nicht so große Hoffnungen in diese Ferien gesetzt hätte. Aber so schrie ich ihn plötzlich an: »Ich habe allen Grund mich aufzuregen.«
    Garv legte seine Hände auf meine Schultern und führte mich zu einer hübschen weißen Bank. »Bleib hier sitzen«,
befahl er mir. Wütend setzte ich mich hin, während Garv sich Floyd vornahm. »Hören Sie zu«, sagte er mit drohender Stimme. »Das ist meine Frau. Es geht ihr gesundheitlich nicht gut. Sie ist hier, um sich zu erholen. Es gibt keinen Strand und das Wetter ist beschissen, und das Mindeste, was Sie tun können, ist, ihre Reisetasche zu finden.«
    Doch trotz dieser mannhaften Maßnahme fand sich die Tasche erst am letzten Tag, und unsere Stimmung blieb gedrückt.
    Am Flughafen bei der Abreise hätte man die Depression, die über uns hing, fotografieren können. Wir hatten gedacht, unsere Reise würde uns wieder zusammenbringen, aber sie hatte nur das Trennende zwischen uns hervorgehoben. Nicht nur war ich nicht schwanger, wir waren auch mehr entzweit als je zuvor.
    Als ich an all die Widrigkeiten dachte, mit denen wir zu tun gehabt hatten – das Wetter, die Reisetasche, der Magen-Darm-Infekt (o ja, zwei verdorbene Mägen und ein dauernd belegtes Badezimmer, aber genug davon) –, fragte ich mich, ob auf Garv und mir ein Fluch lag. Doch dann, als mir klar wurde, dass es zum Glück diese Widrigkeiten gegeben hatte, packte mich erst recht die Panik, denn so hatten wir etwas, worüber wir uns unterhalten konnten. Immer nur dann, wenn wir über all das Schreckliche, was wir erlebten, lamentierten oder wenn wir uns die schlimmsten Foltern für Floyd und den Koch, der uns den verdorbenen Schwertfisch serviert hatte, ausdachten, hatten wir lebhaft miteinander gesprochen und waren uns einig gewesen.
    Zum allerersten Mal, seit wir uns kannten, waren uns die Gesprächsthemen ausgegangen.

36
    D ie Ankunftshalle am Flughafen von Los Angeles, LAX, war brechend voll mit Wartenden. Außer dem Flug aus Dublin waren auch eine Maschine aus Manila und eine aus Bogotá gelandet, und so wie es aussah, hatten sich tausende von Verwandten eingestellt, um die Reisenden zu begrüßen. Ich hatte schon vierzig Minuten gewartet und mir den Hals verrenkt und war von den dicht gedrängt stehenden Menschen hierhin und dorthin geschubst worden. Jedesmal, wenn sich die

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