Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Titel: Auszeit für Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
Vom Netzwerk:
Jahresende, als die Sporthöhepunkte des Jahres zusammengestellt wurden, konnte man mich in dieser Szene im Fernsehen erleben. Damit nicht genug: Als der Spieler vor einem Jahr seinen Rückzug vom Profisport ankündigte, wurde die Sequenz ein weiteres Mal gezeigt, und da war ich, ich als Fünfzehnjährige mit meinem schrecklichen fünfzehnjährigen Haar, und grinste und klatschte glücklich.
    Alle im ganzen Land hatten mich mindestens zweimal gesehen, und dazu zählten auch meine Lehrer. Einige reagierten mit Sarkasmus. »Geht’s dir heute besser, Maggie?«, fragten sie, aber die meisten waren verwirrt. »Ich bin überrascht, Maggie, dass du so etwas tust, wo du doch sonst immer so brav bist.«
    Dad erzählte die Geschichte so gut, dass uns allen die Tränen über die Wangen liefen vor Lachen.
    »Ich bin einfach nicht dazu gemacht, die Regeln zu übertreten«, sagte ich und wischte mir über das Gesicht. »Jedesmal, wenn ich etwas Verbotenes tue, kommt es heraus.«
    Ich konnte nichts dafür. Ich sah Shay an, und er sah mich an, und unser Lachen verschwand. Ich wandte den Blick ab, und im nächsten Moment entstand eine Unruhe, als jemand, schützend umgeben von mehreren Personen, die einen Ring bildeten und zwischen den Tischen hindurchglitten wie eine geölte Maschine, durch das Lokal ging.
    »Berühmtheit in Sicht«, sagte Emily.
    Alle Gäste im Restaurant versuchten, unauffällig zu gucken, dann ging ein Raunen von Tisch zu Tisch, fast als würde der Wind es weitertragen. Ein schwaches Flüstern zuerst: »… hurll  … hurll … hurley … lishurley … lishurley … Liz Hurley.«
    »Es ist Liy Hurley«, zischte Emily, und das war das Zeichen für uns, die Hälse zu recken. Es war gar nicht so leicht, durch die Wand der Aufpasser hindurchzusehen, doch dann trat einer ein wenig zur Seite, und das Licht einer Laterne schien ihr ins Gesicht, und sie war es! Liz Hurley!
    »Wer glaubt, dass ich es wage, aufzustehen und sie um ein Autogramm zu bitten?«, fragte Helen.
    »Wer glaubt, dass ich es wage, aufzustehen und sie aufzufordern, mehr anzuziehen?«, fragte Mum.
    Shay schüttelte bewundernd den Kopf. »Ich glaube es sofort, Mrs. Walsh, ich weiß, dass Sie es tun würden. Im Herzen sind Sie wild.«
    »Was für eine Unverschämtheit! Ich bin eine anständige, verheiratete Katholikin!«
    »Im Herzen sind Sie wild.«
    Shay und Mum zwinkerten sich zu, und ich beobachtete sie mit bitter-süßer Belustigung. Mum und Dad waren hingerissen von Shay. Wie wäre mein Leben verlaufen, wenn ich ihn statt Garv geheiratet hätte? Mit meiner Familie hätte ich es leichter gehabt, daran besteht kein Zweifel. Obwohl, Helen schien ihn genauso wenig zu mögen wie Garv.
    »Hier bin ich, Kinder.« Der Kellner war wieder da und zählte die Desserts auf. »Möchte jemand ein fettarmes Eis?«
    »Möchtest du ein Eis?«, fragte Shay mich leise.
    Ich schüttelte stumm den Kopf.
    »Ein andermal«, sagte er. Es klang wie ein Versprechen.
    Es war ein schöner Abend, abgesehen von dem Streit, wer die Rechnung bezahlen durfte. Shay versuchte sie zu ergattern, und Dad hätte beinahe einen Anfall gehabt; dann mischte Emily sich ein und bestand darauf, die Rechnung zu begleichen. Schließlich einigten sie sich irgendwo in der Mitte, und wir gingen, um unsere Autos zu holen.
    Zuerst kam Shays Auto, und plötzlich sagte Mum: »Wir mussten uns in Emilys Auto ziemlich zusammenquetschen. Könntest du nicht einen von uns mitnehmen?«
    »Sicher.« Shay bot ihr seinen Arm. »Sollen wir?«
    Aber dazu kam es nicht.
    »Ich sollte mit ihm fahren«, sagte Mum und nickte in Richtung Dad. »Warum nimmst du nicht Margaret mit?«
    »Nein, ich –«, hob ich an.
    »Ach, mach schon.«
    Ich war in höchster Verlegenheit. Und die wurde noch größer, als Helen laut sagte: »Neulich habe ich in der Zeitung von
einem Land gelesen, wo die Mütter ihre Töchter verkaufen. Welches Land war das bloß? Es fing mit I an.«
    »Indien?«, sagte Anna.
    »Ich glaube. Oder war es Irland?«
    Der Schweiß brach mir aus allen Poren. Ich wünschte mir, der Erdboden würde sich auftun und mich verschlingen; dann lächelte Shay mir zu, und das Lächeln war voller Anteilnahme, Verständnis und auch Belustigung. »Ist gut«, sagte ich, »ich fahre mit ihm.«
    Als wir losfuhren, sagte ich: »Ich entschuldige mich für meine Mutter.«
    »Keine Ursache.«
    Dann schwieg er, und schließlich fragte ich: »Wie lange bist du in L. A.?«
    »Bis Dienstag.«
    »Ziemlich lange. Du vermisst

Weitere Kostenlose Bücher