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Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Titel: Auszeit für Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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sicherlich deine Frau.«
    »Ach«, erwiderte er und zuckte die Schultern. »Man gewöhnt sich daran.«
    Ich wusste nicht, was ich noch sagen sollte, und so fuhren wir in nicht unbedingt angenehmem Schweigen und kamen nach erstaunlich kurzer Zeit bei Emilys Haus an. Er hielt und ließ den Motor laufen.
    »Danke fürs Mitnehmen.« Ich hatte die Hand am Griff.
    »Gern geschehen.«
    Ich hatte die Tür schon aufgemacht, als Shay plötzlich sagte: »Verabscheust du mich?«
    Ich war so schockiert, dass ich auflachte. »Ehm, nein«, sagte ich und versuchte mich zu sammeln. »Ich verabscheue dich nicht.« Ich hätte nicht zu sagen vermocht, was ich empfand, aber Abscheu war es nicht.
    Aber wenn wir schon dabei waren, wichtige Fragen zu stellen, dann hatte ich auch eine. Eine, die ich schon seit Jahren stellen wollte. »Denkst du manchmal an ihn?«
    Shay schwieg so lange, dass ich schon glaubte, er würde mir nie antworten. »Manchmal.«
    »Er wäre jetzt vierzehn.«
    »Ich weiß.«
    »Fast so alt wie wir damals, als wir uns kennen lernten.«
    »Ja. Hör zu, Maggie«, sagte er mit einem hastigen Lächeln. »Ich muss los. Mein Tag morgen fängt früh an.«
    »Sogar am Samstag? Harter Terminplan.«
    Er reichte mir seine Visitenkarte. »Ich wohne im Mondrian. Außerhalb der Bürozeiten«, sagte er und kritzelte etwas auf die Karte, »kannst du mich unter dieser Nummer erreichen. Gute Nacht.«
    »Gute Nacht.«
    Und schon stand ich auf der Straße, umgeben von der feucht-schwülen, von Blütenduft erfüllten Nacht, und hörte, wie sich sein Auto mit quietschenden Reifen entfernte.

42
    I ch rief ihn so früh am nächsten Morgen an, dass es gerade noch als zivilisiert durchging. Ich war seit sechs Uhr wach, mein Arm juckte wie verrückt, aber ich zwang mich, bis fünf nach neun zu warten, bevor ich die Nummer wählte. Shay war am Apparat und klang verschlafen.
    »Hier ist Maggie.«
    Nichts.
    »Garv … Walsh«, erklärte ich.
    »Oh, hallo.« Er lachte. »’tschuldigung. Ohne Kaffee funktioniert der Verstand nicht. War doch ganz schön, gestern Abend.«
    »Ja. Hör mal, Shay –«, sagte ich, und er sagte gleichzeitig: »Maggie, hör zu –«
    Wir lachten beide und er sagte: »Du zuerst.«
    »In Ordnung.« Mein Blut rauschte mir in den Ohren, und ich kam ohne Umschweife zur Sache: »Ich wollte wissen … können wir uns kurz treffen? Nur für eine Stunde oder so.«
    »Heute kann ich nicht. Abends ist auch schlecht.«
    »Und morgen? Morgen Abend?«
    »Ist gut, morgen Abend. Komm so gegen sieben hierher.«
    »Gut. Danke. Und was wolltest du sagen?«
    »Ach, nichts, ist egal.«
    Meine Aufregung legte sich. Ich würde ihn sehen.
    Als Emily aufstand, fuhren wir zum Supermarkt und stockten unsere Vorräte auf. Wie immer war der Zerlumpte auf dem
Parkplatz. Er schrie: »Einstellung innen. Nachts. Jill zieht eine Schachtel unter dem Bett hervor und macht den Deckel auf. Kamera verweilt auf der Pistole …«
    »O nein, Maggie«, sagte Emily und packte mich an der Schulter. »Hörst du, was er sagt?«
    »Was denn?«
    »Hörst du nicht?«
    »Was?«
    »Er macht eine Präsentation. Er präsentiert einen Film.« Sie ging zu ihm, ich eilte hinter ihr her.
    »Emily O’Keeffe.« Sie streckte ihm die Hand entgegen.
    »Raymond Jansson.« Er gab ihr seine schmutzstarrende Hand mit den langen schwarzen Fingernägeln und schüttelte ihre kräftig. Ich konnte ihn aus der Entfernung riechen.
    »Ist das Ihr Film, den Sie da präsentieren?«
    »Ja. Sterne in der Nacht .« Seine Augen in dem schmutzigen Gesicht schienen hell.
    »Hat ihn jemand genommen?«
    »Ja, Paramount, aber der Produzent wurde entlassen, dann Universal, aber da wurde die Abteilung geschlossen, dann hat sich Working Title dafür interessiert, und dort hat es mit der Finanzierung nicht geklappt.« Jetzt schien er kein bisschen verrückt. Doch dann sagte er: »Aber ich habe ein paar neue Termine, und ich glaube, bald ist es so weit, dass der Vertrag unter Dach und Fach kommt.«
    »Viel Glück damit«, sagte Emily, schob ihren Arm unter meinen und wir gingen.
    »Herr im Himmel«, murmelte sie; Tränen füllten ihre Augen und liefen ihr die Wange hinunter, »dies ist eine schreckliche Stadt. Werde ich so enden? Werde ich verrückt werden vor Enttäuschung und meine Drehbücher der frischen Luft vorstellen? Der arme Mann, der arme, arme Mann.« Sie weinte auf dem Weg durch den ganzen Supermarkt: in der Gemüseabteilung, der Frühstücksflockenabteilung, der Backwarenabteilung, der

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