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Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Titel: Auszeit für Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Konservenabteilung, und hörte erst auf, als wir bei den Kartoffelchips ankamen.
    Zu Hause packten wir gerade unsere Einkäufe (größtenteils Wein) aus, als das Telefon klingelte. Ich ging automatisch hin,
und was dann geschah, war wie eine Szene aus einem Film, wenn ein Kind auf die Straße rennt, wo es im nächsten Moment von einem Auto erfasst zu werden droht, und der Held sich in quälender Zeitlupe dazwischenwirft und ein lautes, von den Häuserwänden widerhallendes »Neiiiin« ruft. Denn Emily hechtete quer durch das Zimmer und schrie: »Neiiiin, geh nicht dran! Ich warte darauf, dass das grausame Spiel endlich ein Ende hat. Es ist bestimmt Larry Savage, und ich brauche ein freies Wochenende.«
    Aber jemand hängte auf. »Eindeutig Telefonterror. Jetzt gehöre ich richtig dazu in L. A«. Emily klang froh.
     
    »Wir sind ganz schlapp von der Hitze«, stöhnte Mum, schmiss sich auf die Couch und fächelte sich mit der Hand Luft zu.
    Anna, Helen und Dad trotteten hinter ihr her, ihre Gesichter waren gerötet nach dem Weg von fünf Minuten.
    »Es ist sehr drückend«, sagte Emily. »Vielleicht gibt es ein Gewitter.«
    »Regen?« Mum wurde hellhörig. »O nein, bitte nicht.«
    »Manchmal gibt es in Los Angeles Gewitter ohne Regen«, sagte Helen.
    »Stimmt das?«, fragte Mum.
    »Nein.«
    Für den Nachmittag stand Einkaufen im Beverly Center auf dem Plan. »Gehen wir.« Emily klapperte mit den Autoschlüsseln.
    »Ich habe meine Unterschrift geübt.« Helen lockerte ihr Handgelenk. »Weil ich alles auf Kreditkarte kaufen werde.«
    »Halt dich gefälligst zurück«, fuhr Dad sie an. »Du bist sowieso schon bis über beide Ohren verschuldet.«
    »Ich weiß gar nicht, warum du mitkommst«, sagte Mum zu ihm. »Für dich wird es bestimmt langweilig.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Doch, ich glaube, für dich wird es langweilig«, sagte auch Helen. »Weißt du, woran ich denke?«, sagte sie verträumt. »Spitzenunterwäsche. Knapp, enthüllend. BHs, Tangaslips …«
    »Er weiß nicht, was ein Tangaslip ist«, sagte Mum. »Ich auch nicht, um ehrlich zu sein.«
    »Ich erklär es euch«, sagte Helen und setzte sich auf die Sofakante. »Man nennt sie auch Arschseide …«
    »Ach die«, sagte Mum. »Davon hatte ich schon reichlich in der Wäsche.«
    Der Aufzug im Beverly Center spuckte uns jedoch nicht vor einem Wäschegeschäft aus, sondern einem Geschäft mit Badebekleidung  – das Nächstbeste. Wir marschierten hinein, allen voran Helen, Dad widerstrebend als Letzter.
    Es war klassisch: nicht nur Badeanzüge und Bikinis, sondern auch Bademäntel, Sarongs, Strandhemden, Sonnenhüte, Badetaschen, Sandalen, Sonnenbrillen … aber keineswegs billig. Die Bikinis kosteten mehr als die Woche in der Sonne, für die man sie kaufen würde, die Umkleidekabinen waren größer als mein Schlafzimmer, und die Verkäuferinnen waren beharrlich und in ihrer Hilfsbereitschaft hartnäckig wie kleine Terrier, die sich nicht damit vertreiben ließen, dass man sagte: »Ich will nur mal gucken.« Sie würden darauf antworten: »Wonach suchen Sie denn? Einem einteiligen Badeanzug? Wir haben ein paar schöne Modelle von Lisa Bruce, genau das Richtige für Ihre Figur.« Und bevor man bis zehn zählen kann, geht sie einem voran in die Umkleidekabine mit sechzehn klackernden Bügeln über dem Arm. Und während der Anprobe steht sie an der Tür und linst durch den Spalt. Dann, damit man denkt, sie sei aufrichtig, sagt sie, der eine Bikini stehe einem nicht so gut, während sie vom nächsten, dem viel teureren Modell, schwärmt, wie sehr es der Figur schmeichle. Und wenn sie glaubt, dass man noch nicht ganz überzeugt ist, ruft sie fünf oder sechs ihrer schilfrohrdünnen, wohlduftenden Kolleginnen herbei, die das Urteil bestätigten.
    Ich kannte das aus eigener kostspieliger Erfahrung. In Dublin gibt es eine Boutique, in der sie es genauso machen, und ich habe dort einen teuren Chiffonrock gekauft, bloß um endlich aus dem Laden rauszukommen. Das wäre ja nicht so schlimm, aber ich war nur in den Laden hineingegangen, weil es angefangen hatte zu regnen und ich weder Schirm noch Hut hatte, noch eine Frisur, die nach einem Guss besser ausgesehen hätte.
    Trotzdem spürte ich den Adrenalinstoß, als wir den Laden
betraten; alles war so schön. Helen, Anna, Emily, Mum und ich schwärmten in verschiedene Richtungen aus und stürzten uns auf unsere Lieblingsfarben wie Bienen auf ein Blütenmeer. Dad blieb bei der Tür stehen und betrachtete seine

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