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Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Titel: Auszeit für Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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ich komplizierte Martini-Cocktails und bedrängten Mum, auch einen zu nehmen. »Meint ihr wirklich?« Ihre Augen blitzten, so wagemutig fühlte sie sich. »Also gut. Herr im Himmel!« Ihr Blick war auf einem Paar enormer Brüste gelandet, die, festgemacht an einem Kinderkörper, gerade vorbeigingen. »Das Mädchen ist aber kräftig entwickelt.«
    Vielleicht lag es daran, dass es Samstagabend war, aber es wimmelte von Frauen mit Brustimplantaten. »Das ist ja besser als im Varieté«, sagte Mum, als ein besonders gigantisches Exemplar vorbeistolzierte. »Zum Glück ist euer Vater nicht mitgekommen. Er würde sich wieder den Hals ausrenken.«
    »Guckt mal, die da«, sagte Emily leise und deutete auf eine Frau mit einer ENORMEN Sonnenbrille.
    Wer war das? Eine berühmte Schauspielerin?
    »Nein, der Jackie-O.-Look ist doch passé. Nein, sie hat sich die Augenpartie liften lassen. Wenn man eine Frau sieht, die drinnen eine große, dunkle Brille trägt, dann hat sie sich die Augenpartie liften lassen. Wollen wir noch einen Drink bestellen?«
    Wir hatten gerade unsere zweite Runde komplizierter Martini-Cocktails serviert bekommen, als ich auf der anderen Seite des Saals jemanden erkannte. »O nein.«
    »Was? Wen hast du entdeckt?«, fragte Emily
    »Da drüben.« Ich stieß ihr in die Rippen und deutete auf ein Sofa keine drei Meter von uns entfernt, auf dem Mort Russell
saß. Er war allein und las ein Drehbuch, und zwar so auffällig, dass jeder wusste, dass er im Showbusiness war. Er hatte uns nicht bemerkt.
    »Wer ist das?«, wollten Mum, Anna und Helen wissen.
    Vielleicht hätten wir nichts sagen sollen, aber nach anderthalb komplizierten Martini-Cocktails waren wir in Plauderstimmung, und Emily und ich erzählten die ganze Geschichte: von der Präsentation, von Morts überschwänglicher Begeisterung und der seiner Truppe, von dem Vorschlag, Cameron Diaz und Julia Roberts für die Hauptrollen zu gewinnen, von der Möglichkeit, den Film in dreitausend Kinos in den Staaten anlaufen zu lassen … und wie es alles verpufft war.
    »Und warum?«
    »Das wissen wir nicht. Vielleicht meinte er es in dem Moment ehrlich.«
    »Vielleicht war er auch grausam. Und hat euch absichtlich getäuscht«, sagte Helen und verengte die Augen zu schmalen Schlitzen.
    »So etwas tut man nicht«, begehrte Mum auf. »Und deine arme Mutter hat so ein teures dunkelblaues Glitzerkleid gekauft, weil sie das alles geglaubt hat. Und was es gekostet hat! Obwohl es –«
    » – vierzig Prozent runtergesetzt war«, beendeten wir im Chor den Satz.
    Der Versuch, zu erklären, dass Mort Russell nichts mit Mrs. O’Keeffes dunkelblauem Glitzerkleid zu tun hatte und die Verantwortung dafür bei einem anderen, mit Mort Russell in keinerlei Verbindung stehenden Studio-Boss lag, schlug fehl. Das Einzige, was Mum interessierte, war, dass Mrs. O’Keeffe dazu überredet worden war, ein teures Kleid für eine Filmpremiere zu kaufen, die es bisher mangels Films noch nicht gegeben hatte.
    »Sie hat es zu dem Grillabend bei Lions Basar angezogen, damit es überhaupt einmal getragen wurde. Und dann musste sie die Würstchen grillen!« Mum presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf angesichts dieser Ungerechtigkeit, ja, der ganzen Schamlosigkeit. »Und überall hat sie Spritzer von so einer klebrigen Honig-Marinade. Ich hätte
nicht schlecht Lust, zu dem Jüngelchen da zu gehen und ihm mal meine Meinung zu sagen.«
    »Das geht uns allen so.«
    Zu fünft starrten wir Mort Russell intensiv an, und es war ein Wunder, dass er unsere Blicke nicht spürte. Vielleicht war er es gewöhnt. Vielleicht dachte er, es seien bewundernde Blicke.
    »Wisst ihr was? Ich gehe zu ihm!«
    Wir versuchten sie davon abzuhalten. »Mach das nicht, Mum. Das macht alles nur schlimmer für Emily.«
    »Wie könnte es schlimmer für Emily werden?«, fragte sie mit unfehlbarer Logik. »Hat er nicht ihre Zeit verschwendet, hat er sie nicht mit falschen Versprechungen geködert und sie dann fallen gelassen? Und hat sie jetzt nicht einen Vertrag mit einem anderen Produzenten?«
    Da hatte sie Recht.
    »Ich bitte Sie um eins«, sagte Emily. »Demütigen Sie ihn bitte nicht vor allen Gästen.«
    Ich starrte Emily an. Sie erlaubte, dass Mum zu ihm ging!
    Und schon erhob Mum sich und war auf dem Weg! Entsetzt und gespannt zugleich sahen wir ihr nach.
    »Das liegt an den Martini-Coktails«, murmelte Emily. »Das hält ihre Konstitution nicht aus; sie verträgt nicht mehr als zwei Gespritzte im

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