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Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Titel: Auszeit für Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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irgendeinem unerfindlichen Grund hatte Anna beschlossen, sich mit dem Kopf ans Fußende zu legen.
    Ein andermal tauchte ich aus dem Schlaf auf und hatte ein absurdes Glücksgefühl, ich fühlte mich warm und sicher und geborgen. Dann, als würde ich haltlos zu Boden stürzen, wurde
mir bewusst, was es war: Es war Anna, die sich an mich schmiegte und sanft murmelte: »Oh, Shane.« Im Schlaf hatte ich sie in ihrer zärtlichen Umarmung für Garv gehalten.
    Manchmal konnten Anna und ich uns gegenseitig Trost spenden. Besonders tröstlich war ihre Theorie, dass unser Leben so schrecklich verlief, weil unsere Schutzengel sich frei genommen hatten und wir zur Zeit von zwei Aushilfen bewacht wurden, die keinen Stolz bei der Ausübung ihrer Arbeit empfanden. »Sie machen nur das Nötigste. Sie sorgen dafür, dass wir unsere Hand nicht in einen Fleischwolf stecken, aber das ist auch schon alles.«
    »Wie heißt mein richtiger Schutzengel?«
    »Basil.«
    »Basil?«
    »Oder Henry.«
    »Henry?«
    »Wie wär’s mit Clive?«
    »Ist es ein Junge?«
    »Nein, nein, sie sind geschlechtslos.«
    »Wie ist er so?«
    »Er riecht nach Zuckerwatte und ist rosa.«
    »Rosa?«
    »Mit grünen Punkten.«
    »Du nimmst das nicht ernst.«
    »Entschuldigung. Wie heißt meiner?«
    »Penelope.«
    »Lieblingsessen?«
    »Gemüsebrei aus Mohrrüben und Pastinaken.«
    »Was kann er als Schutzengel am besten?«
    »Dabei helfen, das richtige Kleid und die passenden Schuhe für die Weihnachtsfeier zu finden. Und Clive?«
    »Er findet verlorene Ohrringe ganz schnell wieder.«
    Aber manchmal konnten wir uns auch nicht trösten.
    An einem schlechten Morgen schlüpfte sie neben mir ins Bett, und wir lagen beide auf dem Rücken und starrten unglücklich an die Decke. Nach einer Weile sagte sie: »Ich glaube, wir machen es für uns gegenseitig nur schlimmer.«
    »Ich glaube, du hast Recht«, stimmte ich ihr zu.
    »Ich gehe wieder in mein Bett, ja?«
    »Ist gut.«
    Im Gegensatz zu mir ging Anna manchmal aus dem Haus – allerdings nur, wenn Shane sie anrief. »Er sagt, er will mit mir ›reden‹.«
    »Und was ist dagegen zu sagen?«
    »Was er meint, ist, dass er mit mir schlafen will. Die letzten drei Male war es so. Dann fange ich an zu hoffen, und danach fühle ich mich noch schlechter.«
    »Vielleicht solltest du nicht mehr mit ihm schlafen«, schlug ich vor.
    »Vielleicht«, sagte sie vage, aber sie meinte es nicht so.
    »Vielleicht solltest du dich auch nicht mehr mit ihm treffen.«
    Aber als er das nächste Mal anrief und sagte, er wolle sie sehen, war sie einverstanden.
    »Mach dir keine Sorgen«, versprach sie mir, »ich schlafe nicht mit ihm.«
    Als ich an dem Abend ins Bett ging, war sie noch nicht zurück. Allerdings war es auch kaum Viertel nach neun, und sie war erst eine halbe Stunde zuvor gegangen.
    Irgendwann mitten in der Nacht wachte ich in der Dunkelheit auf. Ich überlegte, was mich geweckt hatte – und dann hörte ich es, ein Geräusch, das ich von damals, als wir Teenager waren, gut kannte: das Tasten und Kratzen an der Haustür. Eine meiner Schwestern – in diesem Fall Anna – hatte Schwierigkeiten, den Schlüssel ins Schloss zu stecken. Sie probierte so lange, bis ich schon aufstehen und ihr aufmachen wollte, doch dann bekam sie die Tür schließlich doch auf, und ich hörte das beruhigende Poltern, als sie gegen den Tisch im Flur krachte und ihn umstieß, und kurz darauf roch ich den widerlichen Geruch von Baked Beans aus der Dose, die sie in einem Topf warm machte. Wie früher, dachte ich schläfrig und schlief wieder ein. Heute ist gestern …
    Kurz darauf schreckte ich hoch: Der Rauchmelder piepte aufgeregt, und auf dem Flur sprang Dad in seinem Schlafanzug wie wild herum und rief ganz aufgeregt: »Wie kriege ich das verdammte Ding wieder aus?«
    Grauer Rauch kringelte sich durch den Flur, die Bohnen und der Topf waren verkohlt, und Anna lag mit dem Kopf auf dem Küchentisch und schlief tief und fest.
    Wir brachten sie zu Bett, doch eine Weile später kroch sie in mein Bett; sie hatte eine dermaßen starke Fahne, dass ich ohnmächtig geworden wäre, wenn ich wach gewesen wäre. Aber so hatte ihr Atem die Wirkung von Riechsalz und weckte mich auf.
    Ein paar Stunden später wachte der gesamte Haushalt noch einmal auf, diesmal von einem gewaltigen Poltern, das klang, als wäre eine Decke eingestürzt. Als wir der Sache nachgingen, stellte sich heraus, dass die Ursache weit weniger aufregend war. Anna hatte versucht, zu Helen ins

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