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Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Titel: Auszeit für Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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helfen.
    »Dick!«, sagte sie triumphierend. »Sehr schlecht. Ganz schlimm. Sehr schwer, dickes Haar glänzt nicht gut. Aber ich bin stark!«
    Ausgezeichnet.
    Sie wusch mir so energisch die Haare, dass ich nicht überrascht gewesen wäre, wenn meine Kopfhaut geblutet hätte. »Starke Hände«, sagte sie mit einem finsteren Grinsen und rieb mir dann vehement die Haare trocken.
    Als sie den Föhn anwarf – irgendwie musste ich dabei an einen Holzfäller denken, der sich mit einer elektrischen Kettensäge daranmacht, einen Baum umzusägen –, fragte sie mich, aus welchem gottverlassenen Nest ich käme, dass ich so schreckliche Haare hatte.
    »Irland. Ein Land in Europa.«
    »Europa«, wiederholte sie verächtlich, und es klang ein bisschen wie »Pah!«.
    »Und woher kommen Sie?«
    »Persien. Aber wir sind nicht Scheiß-Perser. Wir sind Bahai. Wir haben nichts zu tun mit Scheiß-Politik, wir lieben alle. NEIN!«, brüllte sie plötzlich und drehte sich zu einer jungen Frau um, die in der Tür stand. »Kein Termin heute! Alles VOLL!«
    Verdutzt zog die junge Frau wieder ab, und Reza fuhr unbekümmert fort: »Wir haben Respekt für alle Menschen. Reich, arm, schwarz, weiß. Kopf still halten! So schlechtes Haar!«
    Mehr als einmal musste ich in der nächsten halben Stunde mein Ohr flach an die Schulter pressen, während sie die Grobheit aus meinem Haar zerrte. Am Schluss, als sich mein Hals anfühlte, als wäre er mit einem Baseballschläger traktiert worden, stellte Reza den Föhn aus und drehte mich im Stuhl herum, so dass ich mich im Spiegel betrachten konnte.
    »Sie sehen!« Sie konnte ihren Stolz nicht verbergen. »Ist gut. Ich bin stark!«
    Und mein Haar sah wirklich gut aus. Nur mein Pony nicht. Er war fast zu einer Röhre gerollt. Doch schien es mir sinnlos, das zu sagen, denn sie hätte einfach meinem schlechten, dicken Haar die Schuld gegeben.
    Dann kam der heikle Moment, wo es ums Bezahlen ging. Sie war erstaunlich teuer. Vielleicht berechnete sie Extrakosten für schlimmes Haar wie meins.
    »In Ordnung«, seufzte ich und zog meine Visa-Card hervor – die sie energisch zurückwies. »Scheiß-Kreditkarten«, murmelte sie. »Nur bar.«
    Dann murmelte sie noch etwas von »Scheiß-Finanzamt«, und ich gab ihr das Geld und ging.
    Auf dem Weg nach Hause drückte ich mir den Pony an die Stirn und hatte das Pech, dass Ethan mich vom Haus aus entdeckte. Er riss ein Fenster auf und brüllte: »He, Maggie, dein Pony sieht ganz schön abgedreht aus.«
    Im nächsten Moment standen alle drei Jungen auf der Straße und begutachteten meinen Pony.
    »Du siehst aus wie Joan Crawford«, befand Curtis.
    »Und dein Ziegenbart sieht aus wie Zuckerwatte, nur dass ich zu höflich bin, das zu sagen«, erwiderte ich. Bevor ich mich meiner Ungehobeltheit wegen schämen konnte, brüllten sie alle vor Lachen, und Luis hatte schon einen Plan, wie mir geholfen werden konnte. »Du musst den Pony irgendwie flach halten. Komm mal mit rein.«
    Eine Besonderheit dieser merkwürdigen Post-Garv-Zeit bestand darin, dass ich anscheinend nicht die Kraft hatte, Dinge abzulehnen, die ich nicht tun wollte. So ging ich mit ihnen in ihr dämmriges, muffig riechendes Haus und erlaubte Luis, mir eine Strumpfhose so über den Kopf zu ziehen, dass der Gummizug fest über meinem Pony saß. Das einzig Gute war, dass es sich um eine neue Strumpfhose, direkt aus der Packung, handelte. Ethan sagte, sie hätten so etwas im Haus, falls mal einer von ihnen das Glück hatte, bei einem Mädchen zu landen.
    »Lass es so drauf, bis du heute Abend ausgehst«, empfahl Luis mir.
    Ich dankte allen dreien – was sollte ich sonst tun? – und
ging nach Hause, und die Beine der Strumpfhose baumelten mir vom Kopf. Als ich ins Haus kam, sah Emily von ihrem Laptop auf und sagte: »Himmel, jetzt ist Reza vollends durchgeknallt.«
     
    Und immer noch kein Anruf von Mort Russell. Emily hörte auf zu tippen und machte sich im Haus zu schaffen; friedlich vor sich hinsummend polierte sie die Spiegel, lackierte sich die Nägel. Zwischendurch machte sie von Zeit zu Zeit einen Satz auf das Telefon zu und kreischte: »Nun klingel endlich, du verdammtes Ding, mach schon, klingel, KLINGEL!« Dann summte sie wieder. Unterdessen überlegte ich fieberhaft, was ich zu der Party anziehen sollte, und erwog, nach Santa Monica zu fahren, um etwas zu kaufen, aber ich kannte das oberste Gesetz des Shopping und wusste, dass es aussichtslos war.
    »Warum ziehst du nicht den bestickten Jeansrock

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