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Auszeit

Auszeit

Titel: Auszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco von Münchhausen
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Fülle von innerem und äußerem Reichtum zu leben!

    |88| Fragen zum Nachdenken
Worin besteht mein innerer Reichtum?
Auf welche materiellen Güter möchte ich nicht verzichten, weil sie mein menschenwürdiges Dasein sichern?
Welche äußeren Dinge belasten mich dagegen eher, sodass ich mir vorstellen könnte, sie wie den Diamanten abzugeben?

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|89| Wie viel braucht man?
    Es war einmal ein armer Bauer, der kaum das Nötigste zum Leben hatte.
    Ein reicher Großgrundbesitzer hatte deshalb Mitleid mit ihm und bot ihm an, ihm so viel Land zu schenken, wie er in der Zeitspanne zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang zu Fuß umschreiten könne. Die einzige Bedingung: »Du musst bei Sonnenuntergang wieder genau an dem Punkt sein, an dem du morgens aufgebrochen bist.«
    Der arme Bauer war überglücklich, weil er bei weitem nicht den ganzen Tag brauchen würde, um so viel Land zu umwandern, wie er zu einem reichlichen Lebensunterhalt brauchte. So ging er frohen Mutes los, ohne Hast, mit ruhigem Schritt.
    Doch dann kam ihm ein Gedanke: Warum willst du diese einmalige Chance nicht ausnützen, um so viel Boden wie nur eben möglich zu gewinnen?
    Er malte sich aus, was er alles mit dem neu gewonnenen Reichtum anfangen würde.
    Er beschleunigte seinen Schritt und ging in einem großen Kreis weiter, um noch mehr Land zu erhalten, ohne allerdings die Sonne aus den Augen zu lassen, damit er rechtzeitig zurückkehren könnte.
    Da entdeckte er noch einen Teich und eine besonders |90| saftige Wiese und dort wiederum ein kleines Wäldchen, das er gern gehabt hätte.
    Sein Schritt wurde hastig, sein Atem keuchend, sein Herz jagte, der Schweiß rann ihm von der Stirn.
    Endlich, mit letzter Kraft und mit dem letzten Strahl der untergehenden Sonne erreichte er den Ausgangspunkt.
    Ein riesiges Stück Land konnte er sein Eigentum nennen , als er vor Erschöpfung zusammenbrach und starb.
    Was ihm blieb, ist jenes winzige Stückchen Erde, in dem er beerdigt wurde. Mehr braucht er jetzt nicht mehr.
    Wie viel braucht der Mensch zum Leben? Wie viel brauche ich selbst? Wie oft schon habe ich geglaubt, wenn ich dieses oder jenes hätte, dann wäre ich glücklicher, wenn ich mehr Geld und noch mehr Wohlstand hätte, würde es mir besser gehen. Und wie oft bin ich selbst wie der arme Bauer im Leben unterwegs und renne, um noch diese einmalige Chance und jenen Gewinn mitzunehmen. »Mehr Geld, mehr Glück« – ein weit verbreiteter Trugschluss, der unser Wirtschaftsleben und unser Leistungsstreben maßgeblich prägt. Es sind nicht wenige, die sich für ihren Beruf aufopfern und schinden und glauben, all ihr Stress werde zumindest durch Status, Macht und Geld kompensiert. Doch ein kaputtes Herz kann mit noch so viel Geld oder gesellschaftlicher Anerkennung nicht aufgewogen werden. Man muss sich doch nur umschauen, um überall wahrzunehmen, dass Glück und Zufriedenheit eben nicht mit dem Einkommen steigen – im Gegenteil, bei den meisten ist das Verhältnis sogar reziprok: Je weiter die Gehaltskurve nach oben geht, umso mehr gehen oft die Mundwinkel nach unten. Am Ende braucht man das Geld, um den ganzen Stress mit Frustkäufen zu kompensieren.
    Und warum macht Geld nicht glücklich? Warum lässt Glück sich nicht kaufen? Abgesehen davon, dass Zeit, menschliche Zuneigung, Gesundheit (allenfalls deren Reparatur) und Seelenfrieden |91| eben nicht käuflich zu erwerben sind, wird von vielen ein ganz einfacher Grundsatz verkannt. Es ist der ökonomische (!) »Grundsatz vom geringeren Mehrwert des zweiten Stück Kuchens «: Im Verhältnis zum Genuss des ersten Stücks Apfelkuchen nehmen die subjektiv empfundenen Genusseinheiten beim zweiten Stück ab. Lebensfreude lässt sich durch Wiederholung nicht einfach addieren. Das Gesetz der Gewöhnung sorgt dafür, dass der erworbene Lebensstandard mit fortschreitender Zeit als Quelle für Glück und Erfüllung ausscheidet. Das Mehr wird verhältnismäßig immer weniger. Erschreckend? Vielleicht, aber an sich ganz normal. Es ist ein natürlicher Mechanismus unseres Gehirns, bestimmte Reize, wenn sie wiederholt vorkommen, mit der Zeit auszublenden und unsere Aufmerksamkeit auf neue Ziele zu richten. Bei den positiven Dingen im Leben ist dies allerdings verhängnisvoll. Die große Gefahr ist, all die Reichtümer im Leben mit der Zeit für selbstverständlich zu nehmen, abzustumpfen, übersättigt oder ihrer gar überdrüssig zu werden. Dies sind die Qualitätskiller Nummer eins für unser

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