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Ausziehen!

Ausziehen!

Titel: Ausziehen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Greimann
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gegen fünf fuhr mich Elaine nach Haus. Wo Solberg wieder auf der anderen Straßenseite in seinem Käfer saß. Ich winkte zu ihm hinüber. Er wedelte gelangweilt mit der Hand zurück, und ich tapste ins Haus.
    Ich hörte das Telefon schon klingeln, als ich die Tür hinter mir schloss. Nach dem vierten Klingeln ging ich ran.
    »Chrissy?«
    »Mom«, antwortete ich, ließ mich auf einen Stuhl fallen und streifte mir die Sandaletten ab. Dank meiner Schlaflosigkeit und einer Frustration, die plötzlich über mich gekommen war, als hätte der Blitz eingeschlagen, waren meine Fußnägel nun neonpink lackiert. Ich bevorzuge es eigentlich, in Momenten der Frustration eine Schüssel Plätzchenteig aufzufuttern, aber dieses Mal hatte ich mich stattdessen für eine Pediküre entschieden.
    »Was ist passiert?« Moms Stimme klang streng, wie damals, als ich ihr erklärt hatte, dass ich wirklich die ganze Nacht bei Molly gewesen war und es mir im Traum nicht einfallen würde, mich hinauszustehlen und irgendwelche Jungs zu treffen.
    »Ich hab keine Ahnung, was du meinst.« Allein schon der Klang ihrer Stimme löste bei mir einen Schweißausbruch nach dem anderen aus, und ich war mir ziemlich sicher, dass auch meine Akne gerade wieder auflebte. »Es ist alles in bester Ordnung!«
    »Du hörst dich gestresst an.«
    Zwischen uns befanden sich mehr als dreitausend Kilometer, und trotzdem waren ihre mütterlichen Instinkte so scharf wie die eines Bluthundes. »Ich hatte nur einen langen Tag.«
    »Was war denn los?«
    »Nichts Ungewöhnliches.« Seit dem Frühstück jedenfalls. Ich drückte die Daumen und betete ein halbes Dutzend Ave-Marias.
    »Raus mit der Wahrheit!«, befahl sie mit einer so tiefen Stimme wie ein Boxer.
    »Meine Klimaanlage im Auto ist hinüber. Und das bei über dreiundvierzig Grad.«
    »Na ja.« Sie klang erleichtert, vielleicht weil meine Probleme so unbedeutend waren, vielleicht weil sie nun endgültig den Beweis hatte, dass sie mit ihrer Meinung in Bezug auf L.A. Recht gehabt hatte. »Bei uns ist es wunderbar. Angenehme vierundzwanzig Grad.«
    »In drei Monaten habt ihr fünfzig Grad unter null.«
    »Hält das ganze Gesocks fern. Du solltest besser wieder hierhin ziehen.«
    Über dieses Thema gerieten wir andauernd in Streit. Bisher hatte ich jedes Mal den Sieg davongetragen, aber es gab keine Garantie, dass das immer so bleiben würde. Ich war schließlich erst dreiunddreißig Jahre alt und noch nicht bereit dafür, mich um mich selbst zu kümmern - jedenfalls nicht, wenn man Connie McMullen fragte, die mit unfehlbaren Instinkten ausgestattet war.
    »Da ist doch noch etwas im Busch!«
    Verdammt.
    »Chrissy?« In ihrer Stimme schwang bereits die Androhung einer Strafe. Ich zuckte zusammen, aber just in diesem Moment klingelte es an der Tür. Vielleicht war meine Erleichterung etwas vorschnell, wenn man die derzeitigen Umstände in Betracht zog.
    »Tut mir leid, Mom, ich ruf dich zurück. Es hat an der Tür geklingelt.«
    »Wer ist es denn?«
    Es reizte mich, ihr mitzuteilen, dass ich eine Psychologin und keine telepathische Psychopathin war, aber mir fehlte der Mut, meiner Mutter gegenüber eine dicke Lippe zu riskieren. Da würde ich ja noch lieber Rivera die Stirn bieten, der zufällig genau in diesem Augenblick auf meiner Veranda stand.
    Er trug eine dunkle Sonnenbrille und schien auf den makellosen Vorgarten der Al-Sadrs zu starren, als ich ihm öffnete.
    Er nahm die Brille ab und drehte sich zu mir um. »Sind Sie Umweltschützerin?«
    »Was machen Sie hier?«
    »Versuchen Sie, Wasser zu sparen, oder hassen Sie Ihren Rasen?«
    Ich warf einen Blick auf die besagte Grünfläche, und sofort meldete sich mein schlechtes Gewissen. Als ich klein war, hatte mein Vater unseren Rasen gepflegt, als sei er der Golfplatz von Pebble Beach, und mir dringlichst nahe gelegt, es ebenso zu halten. »Ich hatte in letzter Zeit einiges um die Ohren«, gab ich zurück. »Mordverdächtigungen bezüglich potenzieller Vergewaltiger und Ähnliches, Sie wissen schon.«
    Riveras Mundwinkel zuckten, und ich fragte mich langsam, ob dies seine Version eines breiten Grinsens darstellen sollte. »Ein wenig Dünger würde helfen.«
    Ich versuchte, wach und aufmerksam zu bleiben, doch ich hatte wirklich einen langen Tag hinter mir. Mr. Osterman hatte mir mehrere Fotos von seinen Heldentaten auf dem Rad gezeigt. Seine Wampe war so bleich wie eine Zwiebel gewesen und ebenso rund. Die Vorstellung, er könnte als haarige Knolle an kleinen

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