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Autobiografie einer Pflaume - Roman

Titel: Autobiografie einer Pflaume - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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für mich, und ich frage mich, ob inwendig lernen vielleicht besser funktionieren würde.
    Bei inwendig denke ich an mein Herz, das in mir drinnen ist und für Camille schlägt.
    Boris sagt, wenn man ein Herz andersrum hält, sieht es aus wie ein Paar Pobacken, und Rosy findet das nicht lustig.
    Aber sich verkleiden, das ist super.
    Die Erzieher haben uns bei den Kostümen geholfen. Ich gehe als Terminator in der Aluminiumfolie von unserem Koch Ferdinand und mit einer Waffe, die Blitze aussendet und«Taratata»macht, und der Vater von Aziz hat mir gesagt, dass er die gleiche hatte, bevor er ins Gefängnis kam, und ich habe meine Boris gegeben, weil ich nicht hinter Gitter will, wo es nichts als Brei zu essen gibt.
    Béatrice hat sich als Vogel verkleidet, mit einer blauen Badekappe auf dem Kopf und Pfauenfedern um die Taille, und als sie sich hingesetzt hat, haben die Federn Rosy gekitzelt, und Rosy hat mit der Hand gewedelt, als wären es Mücken, die man wegscheuchen kann.
    Als Pauline zu mir gesagt hat, dass ich die Pfauenfedern aufheben helfen soll, habe ich gesagt:«Nein, danke, ich muss meine Hausaufgaben machen», obwohl das gelogen war, denn in Wirklichkeit hatte ich nur Angst, dass die Pfauen mich beißen könnten wie der Esel, der sich vor uns fürchtet.
    Die Brüder Chafouin haben sich in Cromagnon-Menschen verwandelt. Sie haben sich die Tierfelle von Pauline übergeworfen und haben sich ihre Perücken auf den Kopf gestülpt, und sie hauen sich mit der Keule, und es tut ihnen nicht mal weh.
    Jujube hat sich mit den Verbänden von Yvonne, der Krankenschwester,
als wandelnde Mullbinde verkleidet, und außer Augen und Mund ist nichts mehr von ihm zu erkennen.
    Ahmed wollte sich nicht verkleiden, und Camille ist der Schlafhase eingefallen. Rosy hat ihm zwei große Ohren aus Pappe aufgesetzt, und Simon hat gesagt, er sähe aus wie das Baby an sich, und Ahmed hat geantwortet, Simons Cowboykostüm sähe doof aus, und wenn er gewusst hätte, dass Simon als Cowboy geht, hätte er sich als Indianer verkleidet, um ihm die Füße zu verbrennen, und Rosy hat eingegriffen, bevor es zu einer Prügelei kam, und um sich zu rächen, hat Simon den Schlafhasen versteckt, und Ahmed hat geheult, und Simon hat den Hasen geholt, bevor Bescherung war, und Ahmed hat gesagt:«Danke, Cowboy», und Simon hat gelächelt, und sie haben sich wieder vertragen.
    Die zwei großen Flügel des Engels Camille sind mit Federn vollgesteckt, und es war sehr lustig, alte Kopfkissen dafür aufzuschlitzen. Nur Jujube hat die ganze Zeit niesen müssen.
    Mit einem Engel wie Camille würde man gerne in den Himmel gehen.
    Mit Camille würde ich überall hingehen.
    Ich habe Monsieur Paul gebeten, mir ein Gedicht über einen Engel herauszusuchen, und das Gedicht von Monsieur Prévert habe ich nur wegen Camille auswendig gelernt.
    Wie seltsam - ein Engel mit B ist ein Bengel, sagt der Engel
Wie seltsam - ein Esel mit B ist ein Besel, sagt der Esel
Das Wort gibt es nicht, sagt der Engel und zuckt die Flügel
Aber es ist seltsam, sagt der Esel
Und wenn ein Bengel ein seltsamer Engel ist
Dann ist ein Besel ein noch seltsamerer Esel
Ich bin ein Erzengel, du Esel, sagt der Engel und stampft
mit dem Fuß auf
Oder ein Erbsesel, du Bengel, sagt der Esel und fliegt davon.
    Ich steige auf die Bühne und habe einen Frosch im Hals und denke mir, dass ich es nicht schaffen werde. Ich wollte vor Camille angeben, und jetzt schlottere ich vor Angst, und ich sehe, dass alle herschauen, vor allem der Lehrer, der mich das Gedicht tausendmal hat aufsagen lassen.
    Er sagt:«Aber Pflaume, denk doch mal nach: Wie seltsam - ein Engel …»
    Und ich spreche weiter:«Wie seltsam - ein Engel mit B ist ein Bengel», und ich lasse Camille nicht aus den Augen und sage das Gedicht ganz langsam auf, ohne mich zu versprechen, als würde ich die Wörter vom Grün ihrer Augen ablesen, und ich sehe, wie ihre Hände mir Beifall klatschen.
    Ihre Tante, die Hexe, ist auch da, und sie muss sich nicht einmal verkleiden: Mit ihrem Mund ohne Lippen, ihren kleinen, gehässigen Augen und ihrer schwarzen Kleidung sieht sie noch bissiger aus als der Esel, und kein einziges Kind wagt sich in ihre Nähe.
    Und ich stelle meinen Engel Raymond vor, der einen schönen Anzug und eine Krawatte anhat, und ich freue mich, als er sagt:«Das ist aber ein hübscher kleiner Engel»und als Camille zum ersten Mal ganz rot wird.
    Raymond sagt auch, dass er mit Madame Papineau gesprochen hat und dass ich ihn für ein

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