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Autobiografie einer Pflaume - Roman

Titel: Autobiografie einer Pflaume - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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ich.«Victor wollte noch einmal fahren, und da hat er uns Geld gegeben, damit Camille und ich uns Eis kaufen.»
    «In so einem großen Vergnügungspark darf man zwei Kinder nicht allein lassen!», sagt Rosy.«Ihr hättet euch verlaufen oder sogar entführt werden können!»
    «Ich bin doch nicht doof. Wenn ein Unbekannter zu mir sagt, ich soll ihm folgen, dann tue ich das nicht. Und mit dem Judokurs vom Mittwoch lege ich ihn aufs Kreuz.»
    Und ich verpasse dem Kissen von Rosy einen Hieb.
    Die Direktorin muss lachen, und die Heimwehstreuerin fährt zusammen.

    «Und was hat Raymond gesagt, als er erfahren hat, dass du mit dem Gewehr geschossen hast?», fragt die Psychologin.
    Ich lüge, dass sich die Balken biegen:«Oh, er war schrecklich wütend, schrecklich wütend! Er hat zu mir gesagt, dass ich solche Dummheiten nicht machen darf und dass er uns nie wieder aus den Augen lässt.»
    «Und wie ist er zu dir und Camille, wenn er nicht wütend ist?»
    «Supernett! Er hat uns Zuckerwatte gekauft und Hamburger und ganz viele Fahrten und hat uns auf seinen Schultern sitzen lassen und an der Hand gehalten, und am Abend hat er uns ganz fest gedrückt, bevor wir eingeschlafen sind.»
    «Und Victor?»
    «Er hätte gern einen Bruder und eine Schwester wie uns, aber ich weiß nicht, wo er sich die besorgen kann.Vielleicht gibt es Supermärkte für Kinder, wo die Mamas einkaufen gehen, aber Victor hat ja keine Mama mehr, und deshalb glaube ich, dass er da keine Chance hat.»
    «Gut», sagt die Heimleiterin lächelnd,«am nächsten Samstag kannst du Raymond besuchen, aber diesmal ohne Camille. »
    «Warum?», frage ich ganz enttäuscht.
    «Weil ihre Tante sie besuchen kommt.»
    «Kann die Hexe uns nicht in Ruhe lassen?»
    «So spricht man nicht über Erwachsene, Icare.»
    «Die hat nichts von einer Erwachsenen, Madame Papineau, denn so, wie sie mit Camille spricht, sprechen Erwachsene nicht mit Kindern. Und sie können Monsieur Paul und Raymond fragen, was die von der Hexe halten, da werden Sie staunen!»
    «Das muss ich sie nicht fragen, sie haben es mir von sich aus gesagt. Aber das geht dich alles nichts an, und schließlich bist du nicht dabei, wenn die beiden miteinander reden.»

    «Ich bin nicht dabei, aber Camille erzählt es mir hinterher, und dann ist es kein Unterschied. Rosy sagt, dass Kindermund Wahrheit kundtut. Die Hexe ist kein Kind, und aus ihrem Mund kommen nur Lügen, und das tut Camille weh. Und was Camille wehtut, das tut mir auch weh.»
    Madame Papineau steht auf und geht zum Fenster. Ich habe keine Ahnung, wohin sie schaut, und man könnte fast meinen, sie wäre gar nicht mehr da.
    Rosy zwinkert mir zu, und ich lächle sie an.
    Die Psychologin liest die Papiere auf dem Tisch der Direktorin; es gehört sich nicht, so etwas heimlich zu tun.
    «Darf ich gehen?», frage ich.
    Die Direktorin dreht sich um.«Ist dir an Simon nichts aufgefallen? »
    Misstrauisch sage ich:«Nein.»
    «Wunderst du dich nicht, dass er so vieles weiß?»
    «Ich verstehe Sie nicht.»
    «Hast du dich nie gefragt, woher Simon alles über euch andere weiß?»
    Und weil ich keine Petze bin und Simon nichts einbrocken will, antworte ich:«Nö, weil wir ihm ja alles erzählen.»
    «Gut, du kannst jetzt gehen», sagt Madame Papineau.«Aber ich möchte dich bitten, Simon nichts von unserem Gespräch zu sagen. Kann ich mich auf dich verlassen?»
    «Klar», sage ich und kreuze die Finger hinter dem Rücken.
     
     
    Und ich laufe bis zu unserem Zimmer und erzähle Simon alles, auch dass ich es ihm nicht sagen darf.
    «Das ist nicht in Ordnung, dass du nicht gehorchst», sagt Ahmed.
    Simon sagt gar nichts, und sein Schweigen ist komisch.
    «Warum sagst du nichts?», frage ich beunruhigt.
    «Das geht dich nichts an», antwortet Simon.

    Und er schmeißt den Schlafhasen von Ahmed aus dem Fenster.
    «Scheiße, Scheißdreck», sagt er, bevor er die Tür zuknallt.
    Aber der Knall ist nicht so laut wie das Geheul von Ahmed.

Am Mittwoch wird Béatrice neun Jahre alt.
    Camille malt den Geburtstagskuchen mit Kerzen in allen Farben, und wir schreiben unsere Vornamen auf den Kuchen und kleben das Bild mit Tesafilm in der Küche an die Wand und schauen es bei jeder Mahlzeit an, und wir können kaum erwarten, dass es Mittwoch wird und den Schokoladenkuchen von Ferdinand, dem Koch, zu essen gibt.
     
     
    Manchmal, wenn wir mindestens eine Woche lang brav waren (was nicht leicht ist, weil wir, wie Pauline es ausdrückt,«hysterische Blagen»sind), dürfen wir

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