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Autobiografie einer Pflaume - Roman

Titel: Autobiografie einer Pflaume - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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es nicht meine Kinder sind, ist es doch so, als wären sie es, und ich kann es nicht ertragen, ihren Kummer mit anzusehen. »
    «Aber Sie wissen doch genau, dass Simon das, was er getan hat, nie und nimmer hätte tun dürfen.»
    «Frau Direktorin», jammert Ahmed,«wenn Simon weggeht, will ich auch nicht hier bleiben. Ich gehe dann mit dem Monsieur nach Amerika und bin der unglücklichste Junge der Welt, und das ist dann deine Schuld.»
    «Ahmed, was redest du denn da, es ist doch nicht schlimm, bei seinem Vater zu sein.»
    «Das ist nicht mein Papa», sagt Ahmed trotzig.
    «Ich habe niemanden», sagt Alice,«und wenn Sie Simon rauswerfen, werde ich nie mehr lächeln. Aber wenn Simon bleiben darf, dann binde ich meine Haare zurück und zeige Ihnen mein allerschönstes Lächeln.»
    «Bitte, Madame», bettelt Boris.«Und wir schwören, dass wir nie mehr Dummheiten machen.»
    «Und ich würde Ihr Büro putzen», sagt Antoine.«Schauen Sie nur, wie staubig es ist.»
    Er fährt mit dem Finger über eine Etagere, und der Finger ist ganz schwarz.
    «Simon weiß mehr, als in den Unterlagen steht», sagt Camille.«Aber mit dem, was er von uns weiß, tut er uns doch nicht weh. Wenn uns ein Bruder weggenommen wird, das tut uns weh. Als wären wir nicht schon unglücklich und verwaist genug.»
    «Das stimmt», sage ich.«Das darfst du nicht tun, Geneviève, und vor allem musst du nicht glauben, dass wir darüber hinwegkommen würden. Wir werden alle todkrank, und das ist dann deine Schuld.»

    Und alle unsere Stimmen vereinen sich zu einem«Bitte, bitte!», und es ist eigenartig, dass unsere Münder alle dasselbe rufen und dann tiefe Stille das Büro erfüllt.
    Madame Papineau dreht einen Bleistift zwischen den Fingern.
    Wir schauen alle den Bleistift an, und das dauert endlos lange.
    Dann sagt Madame Papineau:«Gut, ich denke darüber nach.»
    Und wir stürzen uns alle auf die Direktorin, um sie mit unseren Küssen zu ersticken, und Rosy drückt Simon fest an sich, und ich glaube, dass sie weint, weil ihre Schultern zucken.

Rosy sagt, ich hätte mich erkältet, als ich im Regen Fußball gespielt habe.
    Simon und Ahmed und alle anderen sind in der Schule.
    Ich muss im Bett bleiben, und wenn ich aufzustehen versuche, wird mir ganz komisch, und alles dreht sich wie beim Karussell, und ich muss mich am Tisch festhalten, um nicht hinzufallen.
    Yvonne, die Krankenschwester, sagt, ich soll mir ein Thermowasweißich zwischen die Lippen klemmen, und hinterher sagt sie, ich hätte Fieber, während sie das Stäbchen im Lampenlicht anschaut, und ich frage sie, ob ich sterben muss, und sie sagt:«Du lieber Himmel, wie kommst du denn auf so eine Idee! Du bist bloß erkältet», aber ich glaube ihr kein Wort.
    Ich denke mir: So, das war’s, jetzt muss ich in den Himmel, obwohl ich gar nicht Harfe spielen kann, und Bierchen mag ich auch keine, und vor allem will ich nicht von Camille weg.
    Hinterher stürze ich ein Glas Wasser mit irgendwas drin runter und verziehe das Gesicht und lege meinen Kopf auf das
Kopfkissen und schaue zur Zimmerdecke und sehe dort Engel mit großen schwarzen Flügeln, und dann weiß ich nichts mehr.
     
     
    Ich muss wohl ein bisschen gestorben sein, denn ich habe nicht gesehen, wie Rosy sich mit einem Buch in den Händen auf meine Bettkante gesetzt hat.
    «Wie geht es dir, mein Schatz?»
    «Ich dachte, ich wäre gestorben.»
    «So etwas darfst du nicht sagen. Du hast dich nur erkältet.»
    «Ja, und Fieber habe ich auch.»
    «Die Medikamente senken das Fieber, warte nur ab. Mach dir keine Sorgen.»
     
     
    Ich weiß nicht, ob es an ihrer Stimme liegt oder an ihren Augen, aber wenn Rosy bei mir ist, habe ich keine Angst mehr zu sterben.
    Mit Yvonne und ihrem ganzen Brimborium verhält es sich anders. Ihre Wassergläser mit irgendwas drin mag ich nicht besonders, denn sie riechen nicht mal nach Sirup, und hinterher geht sie weg, weil sie woanders tausend andere Leute betreuen muss, und ich bleibe ganz allein mit meiner Erkältung und meinem Fieber, und das ist nicht in Ordnung. Man sollte meinen, ich würde bestraft, und meine Freunde und Camille sind auch nicht da.
    Das einzig Gute, wenn man krank ist, das ist, dass man sich beklagen kann, ohne ausgeschimpft zu werden, und dass alle supernett zu einem sind. Sogar Madame Papineau hat mich besucht und wollte wissen, wie es mir geht, und ich habe sie traurig angeblickt, und Madame Papineau hat gesagt:«Armes Schätzchen»und hat eine Hand voll Süßigkeiten auf den

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