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Autobiografie einer Pflaume - Roman

Titel: Autobiografie einer Pflaume - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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war mit Simons Mama gut befreundet, und ich habe ihr versprochen, dass ich mich um ihren Sohn kümmere, wenn ihr ein Unglück widerfährt. Und die Drogen, mein Kleiner, sind ein großes Unglück.»
    «Das große Unglück ist, wenn Sie ihn wegschicken. Wenn er nicht mit Ihnen zusammen ist, Geneviève, dann wird er unglücklich sein und wir noch mehr.»
    «Das werden wir überleben. Ich darf Simon nicht anders behandeln als euch alle. Dich hätte ich auch in ein anderes Heim geschickt, wenn Pauline dich und nicht Simon erwischt hätte.»
    Mir läuft es kalt den Rücken runter, als sie das sagt. Camille und meine Freunde für immer verlieren!
    Allein der Gedanke daran macht mich ganz unglücklich.
    «Komm, Icare, schau mich nicht so an, es geht nicht um dich, sondern um Simon. Und an meiner Entscheidung wird sich nichts ändern.»
     
     
    Ich gehe mit einem Herzen, das so schwer ist wie ein Stein, den man ins Wasser werfen will. Camille hat hinter der Tür auf mich gewartet, und sie muss mich nicht fragen, wie es bei Madame Papineau war, denn das sagt mein Gesicht deutlicher, als Monsieur Paul sein Diktat diktiert.
    Rosy, die gerade vorbeikommt, lächelt uns liebevoll an.«Meine Kinder», sagt sie. Mehr nicht. Sie weiß auch, dass es für Simon keine Chance mehr gibt.
    Sie setzt sich auf die Bank im Flur. Sie sieht aus, als wäre sie hundert Jahre alt.
    «So ein dreckiges kleines Flittchen, diese Petze», sage ich.«An
unserem Leben ändert das doch nichts, dass Simon über alles Bescheid weiß, Rosy, oder?»
    «Nein, das ändert daran nichts», sagt Rosy.
    «Du kannst nichts dafür», sagt Camille.«Du hast uns alle lieb. Du würdest nie einen von uns verraten.»
    «Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen! Und diese Pauline wird schon noch ihre Strafe bekommen, das könnt ihr mir glauben!»
    Voller Strom steht sie auf und geht zur Tür von Madame Papineau und klopft an.
     
     
    Man hört keine einzige Mücke summen, nur das Besteck auf den Tellern, aber Jujube ist der Einzige, dem es nicht den Appetit verdorben hat.
    Ich muss an mein erstes Frühstück denken, als Simon mir gedroht hatte, mir das Leben zur Hölle zu machen, wenn ich ihm nicht die Brote schmiere.
    Das ist schon fast acht Monate her.
    Von dem stolzen kleinen Hahn ist jetzt nicht mehr viel übrig.
    Er schaut niemanden an und dreht lauter kleine graue Kügelchen aus seinem Weißbrot.
    Ferdinand hat seinen Lieblingskuchen gebacken, Schokoladenmeringue, aber Simon lässt ihn links liegen, als wäre es Kalbskopf.
    «Simon, diese Köstlichkeit hat Ferdinand extra für dich gebacken! », sagt Rosy.
    Aber ihre Stimme klingt nicht fröhlich. Sie will nur ein Lächeln auf Simons Gesicht zaubern.
    «Ist mir scheißegal.»
    «Mir aber nicht», sagt Jujube und nimmt sich ein großes Stück.
    «Weg mit den Pfoten!», ruft Rosy.

    Und sie schlägt Jujube mit der Gabel auf die Finger.
    «Aua! Du hast mir den Finger gebrochen!»
    «Ganz genau, Jujube», sagt Simon.«Und wie steht’s mit dem Kopf, ist der noch ganz?»
    «Sicher nicht», sagt Alice.
    «Na gut, dann gehe ich auf die Krankenstation, wenn ihr hier alle gegen mich seid.»
    «Ja, richtig, gehYvonne besuchen», sagt Simon.«Dann haben wir unsere Ruhe vor dir.»
    «O ja», ruft Jujube,«aber wir haben bald unsere Ruhe vor dir!»
    Und er rennt wie ein Hase, den der Fuchs verfolgt.
    «Das ist nicht nett von ihm», sagt Ahmed und schnieft.«Ich will nicht, dass du weggehst.»
    «Aber Schätzchen, da muss man doch nicht weinen», sagt Rosy und fängt an zu schluchzen und steckt Béatrice und die Brüder Chafouin an, und mich kitzelt es in der Kehle und Camille auch, und Alice verschwindet unter dem Tisch, und Simon legt den Kopf zwischen seine Arme.
    Alle Mücken der Welt könnten jetzt herumsummen, aber unser Geschniefe würde sie übertönen.
    «Ich habe eine Idee», schluchzt Camille.
     
     
    Und schon sind wir auf dem Kriegspfad unterwegs, bereit, Pauline zu skalpieren, sollte sie uns über den Weg laufen. Wir trocknen uns die Tränen mit den Händen, und das hinterlässt Spuren auf unseren Backen, die wie die Kriegsbemalung der Sioux aussehen, und wir klopfen gar nicht erst an die Tür, sondern stürmen alle miteinander in das Büro der Direktorin.
    «Rosy, erklären Sie mir bitte, was das soll!»
    «Geneviève, wir wollen Sie bitten, Simon nicht wegzuschicken. »
    «Rosy!»

    «Ich weiß. Das geht mich nichts an, und in den dreißig Jahren, die ich hier bin, habe ich mich nie eingemischt. Aber auch wenn

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