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Autobiografie einer Pflaume - Roman

Titel: Autobiografie einer Pflaume - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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und Camille und ich stellen uns vor, es wären Knochen von Gerippen, und es gruselt uns, aber lieber zertreten wir Knochen als die Blumen, die unter dem gro ßen weißen Teppich zu wachsen versuchen. Manchmal ist der Weg ganz eng, und wir müssen im Gänsemarsch gehen, und ich lasse Camille vor mir gehen.
    «Vorsicht, geht nicht zu nah an den Rand der Schlucht! Ihr könntet ausrutschen und runterfallen», sagt Eierkopf.
    Man sollte meinen, wir hätten Lust, ins Leere zu springen, um auszuprobieren, wie das ist.
    Die weiß angezogenen Tannenbäume und die weiß angezogenen Häuserdächer sehen hübsch aus, genau wie der ganze Schnee, auf dem nie jemand gehen wird und unter dem Gräser und Blumen auf den Sommer warten, um zu wachsen.
    Die Kälte konserviert Gräser und Blumen wie ein Tiefkühlschrank.
     
     
    «Komm, Pflaume, sonst verlieren wir die anderen aus dem Blick», sagt Camille.
    Ich schaue sie an mit ihren langen, ganz weißen Haaren, die unter der Mütze hervorlugen, und sie sieht aus, als würde sie beim Gehen alt.

    Ich kenne kein zweites Lächeln, das so hübsch ist: Es erleuchtet ihr ganzes Gesicht wie eine Lampe über ihrem Kopf, und es ist noch schöner als die Berggipfel und die weißen Tannenbäume, die bis ins Tal hinunterreichen.
    «Was ist los?», fragt Camille.
    «Ich kenne nichts, was so hübsch ist wie du», sage ich.
    Sie verzieht das Gesicht.«Unmengen Mädchen sind schöner als ich.»
    «Ach, ja? Und wo?»
    Und ich stelle mich dumm und sehe mich in alle Richtungen um.
    «Findest du mich wirklich hübsch?»Camille kreuzt die Füße und schaut auf den Boden, als könnte die Antwort aus dem großen weißen Teppich kommen.
    «Ja, am hübschesten von allen.»
    Ich küsse sie auf die Backe und schaue den Weg entlang, und da ist niemand mehr zu sehen -«Schnell, sonst werden wir ausgeschimpft»-, und wir beeilen uns, aber nicht zu sehr, damit wir uns kein Bein brechen, und die ganze Gruppe sitzt unter einem großen Baum, und der Bärtige schimpft uns aus.
    Wir marschieren weiter, und die Sonne verschwindet, und dicke weiße Wolken fressen das ganze Blau vom Himmel auf.
    «Beeilt euch, Kinder, wir sind schon fast bei der Hütte angelangt», sagt Michel.
    Wir sitzen alle in dem Holzhaus und essen unsere Brote, als es blitzt und donnert, dass wir alle erschrecken, vor allem Alice und Ahmed, die sich sofort unter dem Tisch verstecken.
    «Das hört bald wieder auf», sagt Eierkopf.
    «Übernachten wir hier?», frage ich ganz aufgeregt.
    «Dafür ist die Hütte nicht eingerichtet», antwortet Michel.
    «Sagst du das wegen Zahnbürsten und Seife?», fragt Simon kichernd.

    «Wir haben nicht genug zu essen dabei, und es gibt keine Betten, in denen ihr schlafen könnt.»
    «Müssen wir verhungern?», fragt Jujube mit vollem Mund.
    «Aber nein. So ein Schneesturm dauert nicht lange», sagt Michel.
    «Wir hätten den Wetterbericht hören sollen», sagt Eierkopf.
    «Hör auf zu jammern», sagt Michel.«Boris, hilf mir Feuer machen.»
    «Au ja, super!»
    «Darf ich auch helfen?», frage ich.
    «Ja, knüll die alten Zeitungen hier zusammen.»
    «Und was mache ich?», fragt Boris.
    «Das Gleiche.»
    «Und ich?», fragt Simon.
    «Nimm das Kleinholz und leg es auf die Zeitungen im Kamin. Ja, so ist es richtig.»
    Michel reißt ein Streichholz an, und alle scharen sich um das Feuer, bis auf Alice und Ahmed, die nicht aus ihrem Versteck rauskommen wollen.
    Michel schlägt uns ein Spiel vor.
    Das Spiel mit dem Satz, der immer länger wird.
    Es geht so, dass jeder alle Wörter wiederholen muss, die schon gesagt worden sind, und ein neues Wort hinzufügt, so dass ein ganzer Satz entsteht.
    Béatrice hat nichts verstanden, und als sie dran ist, vergisst sie, die anderen Wörter zu wiederholen, und scheidet aus.
    Dann fliegt Eierkopf raus, der das Wort«anorektisch»von Boris vergisst, und Jujube, der den«Badeanzug»von Béatrice und Simon unterschlägt, und dann Michel wegen dem Wort«anstelle».
    Bisher haben wir:«Madame Papineau hat einen anorektischen Bulimiekranken im lila Badeanzug aufgefressen, der damit
beschäftigt war, Pflaumen anstelle von Zwiebeln zu schälen, weil der Briefträger vergessen hatte, seine Mütze in den Briefkasten einzuwerfen.»
    Camille und ich sehen einander an.
    Ich warte darauf, dass sie aufsagt:«Madame Papineau hat einen anorektischen Bulimiekranken im lila Badeanzug aufgefressen, der damit beschäftigt war, Pflaumen anstelle von Zwiebeln zu schälen, weil der Briefträger vergessen

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