Autobiografie einer Pflaume - Roman
hatte, seine Mütze in den Briefkasten einzuwerfen, denn Monsieur Paul hat die Tomaten im grünen Speicher des roten Pfaus versteckt», und dann vergesse ich absichtlich das«grün»vor Camilles Speicher, und Camille hat gewonnen und ist die Beste, und ich bin stolz auf das, was ich getan habe.
«Der Sturm hat sich gelegt», sagt Eierkopf zufrieden.
Mit dem Ärmel von meinem Pullover wische ich die beschlagene Fensterscheibe ab. Draußen ist alles weiß, sogar den Weg hat der Schneesturm zugeweht. Ich spüre, dass sich eine Hand in meine stiehlt, und drehe mich um.
«Können wir nach Hause gehen?», fragt Alice leise.
«Ja, Alice, wir können nach Hause gehen.»
Und ich spüre, dass ihre kleine Hand meine Hand ganz fest drückt.
Es ist ein komisches Gefühl, nach den Ferien im Schnee wieder in Fontaines zu sein. Vor allem mit dem Regen, der den großen weißen Teppich ersetzt, und weil wir nicht mehr im Wald spazieren gehen dürfen wegen der Löcher, in denen wir«ertrinken»könnten, wie dieser Angsthase Eierkopf behauptet.
Als hätten wir keine Ahnung vom Schwimmen, obwohl wir
jeden Dienstag im Schwimmbad sind, bis auf Ahmed natürlich, der immer seinen Schwimmgürtel anhat, damit er nicht untergeht.
Außerdem fürchten wir uns kein bisschen vor irgendwelchen blöden Löchern, aber Eierkopf hat keine Lust, seine schönen neuen Schuhe schmutzig zu machen, und seinetwegen können wir nicht spazieren gehen, und das ist gemein.
Und deshalb klauen Simon und ich Ferdinand, dem Koch, den Ketchup und gießen ihn Eierkopf über die Turnschuhe, und das geschieht ihm recht.
Aber Eierkopf verpetzt Simon und mich bei der Heimleiterin, und zur Strafe bekommen wir die ganze Woche keinen Nachtisch, aber das macht uns nichts aus, denn Ferdinand kann Eierkopf nicht leiden und steckt uns heimlich Äpfel zu.
Aber dann erleben wir alle unser blaues Wunder, und schuld daran ist Pauline.
Sie lässt in Fontaines ihre Unterlagen liegen und überrascht Simon um zwei Uhr nachts dabei, dass er ihre Aufzeichnungen liest.
Pauline weckt das ganze Haus, als hätte Simon versucht, sie umzubringen - oder was auch immer - und ihr die Unterlagen zu stehlen.
«Ich habe diesen Lausebengel dabei erwischt, wie er in meinen Sachen gestöbert hat.»
Das stimmt gar nicht, denn er hat nur in ihren bescheuerten Heften gelesen.
Die Brieftasche hat er nicht einmal angerührt.
Was sollte er auch mit den Fotos von Paulines Verehrern anfangen?
Rosy ist völlig aus dem Häuschen.
Sie macht sich Vorwürfe, dass sie Simon nicht gesehen hat, als sie den Schlüssel versteckt hat.
Sie sagt:«Wenn ich den Schlüssel in meiner Tasche behalten hätte, wäre das alles nicht passiert.»
Jetzt wissen war, wie es kommt, dass Simon alles über uns weiß.
Ich kann keine Geheimnisse für mich behalten. Ich muss sie immer sofort loswerden, als würden sie mir die Zunge verbrennen.
Aber diesmal geht es nicht um«Treppendienst»oder keinen Nachtisch, selbst wenn es für ein ganzes Jahr wäre. Simon kommt mit einem ganz schrecklichen Gesichtsausdruck aus dem Büro der Direktorin und sagt:«Ich bin gefeuert.»
Ich gehe zu Madame Papineau, um für Simon zu bitten.
«Geneviève, das können Sie nicht tun. Simon ist ein lieber Junge, und die Brieftasche von Pauline hat er nicht einmal angerührt. »
«Ich freue mich, dass du mich zum ersten Mal Geneviève nennst, aber so ein Verhalten kann ich nicht straflos durchgehen lassen. Simon kommt in ein strengeres Heim, und ich hoffe, dass ihm das eine Lehre sein wird. Die Notizen über euch sind vertraulich. Ich weiß, dass er nichts aus der Brieftasche genommen hat - zum Glück, kann ich nur sagen!»
«Aber Sie haben Simon doch gern, ich weiß, dass er zu Ihnen nach Hause kommt, um Monsieur Mozart zuzuhören.»
«Was du nicht alles weißt, mein Kleiner!»
«Sagen Sie nicht Kleiner zu mir, schon gar nicht, wenn Sie uns Simon wegnehmen wollen. Ich lese nicht in den Unterlagen, aber ich habe gute Ohren. Und wenn Sie nicht so herzlos wären, dann würden Sie so etwas nicht tun. Pauline gehört bestraft, weil sie jeden Dienstag, wenn wir im Schwimmbad sind, den Monsieur an sich rumknutschen lässt.»
«So, so.»
«Ja, sie schämt sich nicht, ihren Rock hochzuheben und den
Mund ganz weit aufzureißen, damit der Monsieur mit seiner Zunge rein kann.»
«Schon gut, darum kümmere ich mich später. Icare, du musst verstehen, dass Simon ein Kind wie ihr alle ist. Seine Eltern sind beide tot. Ich
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