Autobiografie eines Lügners
Majestät nach Deren Rundgang durch die neuen Gebäude zusammen mit weiteren Vertretern der Studentenschaft zum Tee beizugesellen. Die Königinmutter hatte einen ausgezeichneten Teint und war überaus reizend. Ich war sehr erfreut, als ich erfuhr, daß Sie darum gebeten hatte, Ihren Tee mit den Studenten und nicht mit lauter alten Zauseln in roten Talaren und mit dummen Schlapphüten einnehmen zu dürfen.
Während des Tees erklärte ich Ihrer Majestät, daß ich das Angebot hatte, als Ensemblemitglied des Cambridge Circus , einer Revue, nach Neuseeland zu gehen, was aber bedeuten würde, daß ich sechs Monate mit dem Medizinstudium aussetzen müßte. Die Königliche Person sagte: »Ein himmlisches Fleckchen Erde, da müssen Sie hin.« Ich verwendete diese Bemerkung bei meinen Eltern, als wäre sie ein königlicher Befehl gewesen, und es funktionierte. Meine Mutter war nun in der Lage, zum Schlachter zu gehen und zu sagen: »Och, die Königinmutter hat gesagt, er muß hin.«
Zehn Minuten später 39 saß ich in einem Flugzeug nach Christchurch.
John Cleese hatte in Karatschi geduscht, seine Uhr verloren und das Flugzeug eine Stunde warten lassen, während er sie suchte. Mir machte die Verspätung nicht so übermäßig viel aus, weil ich neben einem ziemlich hübschen Seemann aus irgendeinem Commonwealth-Land saß.
Wir kamen um »sivun tin« in Sydney an und nahmen das nächste Flugzeug nach Christchurch um »twilve twunty«. Christchurch war ein Kackloch von einem Kaff, und daß wir England im Frühling verlassen hatten und dort im Herbst ankamen, machte es noch schlimmer. Es schiffte wie sonstwas, noch dazu kalt. Wir wurden zu einem Temperenzlerhotel gebracht, welches aus Holz hergestellt war. Nach einer entsetzlichen Mahlzeit wurden uns unsere Zimmer gezeigt. Meins war so kalt und feucht, daß Mehltau auf der Bettdecke wuchs. Um das Zimmer anzuwärmen, drehte ich den Heißwasserhahn auf und entfachte ein Feuerchen im Aschenbecher. Am nächsten Morgen beschwerten wir uns alle über die Feuchtigkeit und Kälte und verlangten Wärmflaschen für die nächste Nacht.
Frühstück wurde von acht bis neun in einem klammen Saal von der Größe einer feuchten Scheune serviert. Wir versammelten uns alle um einen Tisch, uns wurde aber befohlen, daß jeder an dem seiner Zimmernummer entsprechenden Tisch zu sitzen habe, andernfalls erfolge keinerlei Bedienung. Das bedeutete, daß wir neun an separaten Tischen saßen, die mal hier, mal dort über den Saal verstreut waren. Es gab nur zwei weitere Hotelgäste. Wir riefen einander durch den Saal zu, wenn sich das nicht bessere, würden wir ausziehen.
Ich sah die Speisekarte an. Der erste Gang hieß »Porridge oder Cremona«. Ich fragte die Kellnerin, was Cremona ist, und sie sagte: »Porridge.« Ich konnte es kaum glauben und sah den zweiten Gang an, der aus »Obst oder Dörrpflaumen« bestand. Ich fragte, was das Obst war, und sie sagte: »Dörrpflaumen.« Als wir in jener Nacht von der Probe zurückkehrten, fanden wir in unseren Betten Wärmflaschen vor. Unglücklicherweise waren sie undicht, was den Mehltau freute, nicht aber uns. Wir zogen aus.
Die ganze Gruppe zog in ein aus Ziegeln errichtetes Hotel, welches den Gästen Getränke servierte. (Dabei darf man nicht vergessen, daß die Lizenzgesetzgebung zu jener Zeit in Neuseeland besagte, daß Bars nur von 17 : 30 Uhr bis 18 : 00 Uhr geöffnet waren. Dies bedeutete natürlich, daß die Straßen um 18 : 10 Uhr voller weißer Neuseeländer waren, die Maoris verdroschen, oder umgekehrt, je nach dem, wem es gelungen war, sich am schnellsten am gründlichsten zu besaufen.) Wir fühlten uns mit unserem Zugang zu Getränken und warmen Betten sehr privilegiert und schliefen fröhlich bis zwölf Uhr mittags am folgenden Tag. John Cleese und ich beschlossen, im Hotel zu Mittag zu essen, weil wir nachmittags und abends Vorstellung hatten und wahrscheinlich nichts zu essen kriegen würden. Ich bat um ein Drei-Eier-Omelette. Die Kellnerin war erstaunt und sagte: »Was?« Ich sagte: »Ein Drei-Eier-Omelette«, und zeigte auf den Text der Speisekarte, welcher »Drei-Eier-Omelette« lautete. Sie sagte: »Ein Drei-Eier-Omelette?« ich sagte: »Jawoll«, und zeigte wieder auf die betreffende Textstelle. Fünf Minuten später kam sie mit einem großen Omelette mit drei Spiegeleiern obendrauf an. Sogar drei Tische weiter übergaben sich die Menschen.
Wir flogen nach Dunedin, eine Stadt im Süden der Insel, nach einer Mischung aus
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