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Autobiografie eines Lügners

Autobiografie eines Lügners

Titel: Autobiografie eines Lügners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Chapman
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daß der Einsatzleiter die Skier am Bauch des Fliegers befestigt hat!«
    »Ja. Ijörp!« vertraute John »Algy« Cleese seiner Kotztüte an, als wir klar zur Landung auf dem Fox-Gletscher waren. Tim und ich stiegen aus dem Flugzeug, hochgestimmt und zuversichtlich, und versanken in 1 , 3 Metern Schnee. Sonst geschah nichts. Oberst W. E. Grace rollte das Flugzeug herum, bis es wieder startklar war, ließ den Motor aufheulen und schoß beinahe wie ein Baßtölpel oder eine dumme Lumme ins Blaue mit weißen Stückchen drin.
    Wir schrien und stampften vor Entrüstung, so sehr, daß wir nochmal dreißig Zentimeter tief einsanken, und erregten, wie es der Zufall wollte, die Aufmerksamkeit von Sir Edmund Hillary und Uffa Fox, die seit mehreren Monaten in ihrem eingeschlossenen Ford Anglia Poker spielten und auf die Schneeschmelze warteten. Zunächst waren sie über unser Eindringen empört. Sie wollten allein sein. Die Atmosphäre war gespannt.
    »Entschuldigen Sie bitte, ahem, ahem, könnten Sie mir sagen, wie wir nach Timaru kommen?« rückte ich mit der Sprache heraus.
    Sie versuchten ihre Verlegenheit mit Smalltalk zu verbergen, während sie ihre Kleidung in Ordnung brachten. »Nun sieh dir diese Gangschaltung an«, während Reißverschlüsse Zip! und Daunenjacken Velcro! machten. Irgendwann bereitete uns das frisch angekleidete Paar wunderbare Gurken-Sandwiches mit Pfannküchlein und Sahneklümpchen zum Tee. Sie entschuldigten sich, weil es keinen Honig gab, und wir verbrachten drei ganz zauberhafte Monate mit geistvollem Smalltalk, während wir vornehm den Berghang hinab nach Timaru glitten.
    In Wellington, dem Hauptort der Insel, spielten wir praktisch auf königlichen Befehl, weil Sir Bernard Ferguson, der Generalgouverneur, zur Show erwartet wurde. Das ganze Publikum mußte stehen, bis er eintraf und die Nationalhymne verklungen war. Sobald er sich hinsetzte, durften sich alle anderen auch hinsetzen. Später erzählte er uns, daß er einmal unglücklicherweise zwanzig Minuten zu spät gekommen sei, daß das gesamte Publikum solange habe strammstehen und sich die Nationalhymne neunmal anhören müssen. Es war ihnen immer noch nicht klar, daß sie zu keinem Empire gehörten.
    Auckland ist eine größere Stadt als Wellington, und es gibt dort sogar ein Gebäude, das man als Restaurant beschreiben könnte. Vom allertollsten Nachtklub, der mit einer feinen Aussicht auf den Südpazifik prahlt und »The South Pacific« heißt, kann man den Südpazifik sehen. Soweit alles klar. Wir machten dort für was zu essen und zu trinken Kabarett. Die Kellnerinnen waren entsetzt, als wir fragten, ob wir möglicherweise Brötchen zur Suppe haben könnten. Dann versuchten wir es mit »Brot« oder »Toast«, und nach eingehender unbehaglicher Beratung kamen sie irgendwann mit einem halb leeren Paket altbackenen Schnittbrots an. Die übrige Mahlzeit war weniger wohlschmeckend.
    Es geschieht so wenig in Neuseeland. Die Beatles waren gerade da gewesen, Entertainment aus England war also der Renner. Und da wir das junge Ensemble einer beliebten Show waren, folgten uns eifrige Fans überallhin. Mein Fan war Mike Cormack, ein hübscher achtzehn Jahre alter Student. Er fuhr mich mit einem Auto, das er sich von seinen Eltern ausgeliehen hatte, in der Stadt herum und nahm vier von uns zum batch 40 (Schwung, Schub, Trupp, Stoß) seines Vaters am Taupo-See mit. Ich mochte ihn, aber ich wußte nicht, daß ich schwul war, und ich glaube nicht, daß er wußte, daß er schwul war. Und so habe ich meine erste echte Gelegenheit verpaßt, als wir zwei ganz allein zusammen waren und die Aussicht auf den Hafen von Auckland, einen schönen Sonnenuntergang und ein Herrenplumpsklo genossen.
    Ich vermute, die Angst davor, mich ganz und offiziell als Homosexuellen zu etikettieren, hat mich zurückgehalten. Es war gewiß niemand da, der uns sah, und ich war 12 . 000 Meilen vom Feldstecher meines Vaters entfernt. Mike, da bin ich sicher – inzwischen hat er mir geschrieben –, wäre sogar noch lieber zum Schuß gekommen. Aber elterliche sexuelle Unterdrückung und eine bigotte Regierung und das gesellschaftliche Klima (wahrscheinlich noch vom schlechten Essen beeinflußt) hatten bewirkt, daß wir zwei da standen, bebend, und keiner den ersten Schritt machen wollte. Ich tat, als ginge ich pinkeln, wir tauschten einige Kommentare über den Mangel an Glühbirnen in den Lampenhalterungen aus und fuhren schweigend nach Auckland zurück.
    »Was für eine

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