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Autobiografie eines Lügners

Autobiografie eines Lügners

Titel: Autobiografie eines Lügners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Chapman
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anderen Menschen irgendeine Art physischer Aufmerksamkeit aufzwingen zu wollen ….
    John hatte ein stabiles, glückliches Zuhause gefunden, und in seiner neuen Schule hatte er bald einen Freundeskreis. Von meinem schlechten Einfluß abgesehen, insofern, als meine Trinkgewohnheiten ihn einmal dazu ermunterten, zuviel zu trinken, glaube ich, daß David und ich ganz gute Arbeit geleistet haben. Wir sind sehr stolz auf ihn.

KAPITEL ELF
Ein Gewalt-Kapitel
    Der Mann mit der herausgerissenen Zunge. Miss Finsbury. Detektive in der Naßzelle
    Das Mädchen, das sich »Miss Finsbury« nannte, rief an, um zu fragen, ob ich bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung behilflich sein könne, indem ich während einer Lustbarkeit für alte Leute die Tombola übernehme. Die alten Leute erwartete etwas ganz Besonderes: eine von Einheimischen aufgeführte Pantomime, dann eine Tombola mit jemandem, von dem man ihnen gesagt hatte, er sei berühmt, und dann eine Tasse Tee und anschließend ein paar Kekse. Ich mußte nur die Lose ziehen, das klang simpel genug, und ich sagte Miss Finsbury zu.
    Der Tag kam, und ich begab mich ins Rathaus von Finsbury. Da waren eine Menge Rentner, die sich eine Pantomime ansahen, und ein sehr schönes Geschöpf, das eine Schärpe trug, auf der »Miss Finsbury« geschrieben stand, stellte sich als Anna vor, die Miss Finsbury vom Vorjahr. Sie war attraktiver als die meisten Schönheitsköniginnen, die ich bisher gesehen hatte, und was mich betraf, so hatte sie offenkundig ihre Hausaufgaben gemacht und einen heimlichen Vorrat an Dosenbier angelegt, da das einzige andere erhältliche Getränk Tee war. Ich lenzte ein paar Dosen und verteilte die Preise bei der Tombola mit großer Geschwindigkeit und lauter Stimme, so daß die alten Leute kaum Zeit hatten, »Werissndas?« zu fragen, ging dann hinter die Bühne, um mir noch ein paar Biere zu gönnen, während die Organisatoren den Tee und die Kekse loswurden. Es war alles sehr schlicht, und ich hatte einen sehr angenehmen Plausch mit der extrem angenehmen und intelligenten Miss Finsbury.
    Ein paar Wochen später rief sie mich wieder an und sagte, diesmal wäre es wieder eine ähnliche Wohltätigkeitsveranstaltung, aber, wie sie meinte, »unterhaltsamer«, weil Diskotanz für jüngere Leute. Alles, was ich »tun« müsse, wäre wieder eine Tombola. Ich sagte: »Ganz prima. Wo findet das statt, und wie komme ich dahin?« Sie sagte: »Machen Sie sich darüber keine Sorgen, ich hole Sie am Dienstag«, dem soundsovielten, »ab.«
    Gegen acht kam Miss Finsbury am Dienstag, dem soundsovielten, mit einer wesentlich älteren Dame an, und ich bat die beiden auf einen Drink herein, bevor wir zu der großen Kneipe aufbrachen, in der der Diskoabend stattfinden sollte. Ich stellte den Fußball im Fernsehen ab, sagte, der interessiert mich nicht so, weil ich Rugby gespielt habe, und ich erinnere mich, wie die alte Dame sagte, ihrer Meinung nach sei Rugby eher ein Männer sport, Fußball eher was für Muttersöhnchen, und Interesse an breiten Schultern und fleischigen Oberschenkeln äußerte. Sie hätte leicht Miss Finsburys Mutter sein können, aber ich fragte nicht. Die zwei waren sich, was Männer betraf, definitiv einig. Nach ein paar Gin-Tonic machten John, ich und die beiden Damen sich und uns zu der Kneipe irgendwo an der North Circular Road auf. Miss Finsbury war eine ergötzliche Gesellschaft, und auf dem Weg dorthin schwatzten wir froh, und als wir ankamen, war die Disko im Saal hinter der Kneipe in vollem Gange. Nach ein paar Drinks ging ich auf die Bühne und tombolierte. Weil die Tombola alten Leuten zugutekommen sollte, hatte ich für die Tombola ziemlich viele Bücher gekauft und John ebenfalls. Am Ende hatte er zwei Hauptgewinne abgekriegt. Ich war für den Abend mit der Arbeit fertig und sagte deshalb Miss Finsbury, ich würde sie am Tresen treffen und ihr einen Drink ausgeben.

    »Ich besorge Ihnen die Getränke, Graham«
    Mit John am Tresen versuchte ich, die Aufmerksamkeit des Kellners zu erregen. Der Mann, der neben mir stand, sagte: »Ich besorge Ihnen die Getränke, Graham.« Ich sah ihn an. Er war etwa eins achtzig groß, nehme ich an –, breit, nicht dick, aber eindeutig breit und massiv, die Sorte Figur, die mich an eine viktorianische Tür erinnert, stark, hart und nicht so einfach zuzuknallen.
    Ich sagte: »Nein, vielen Dank, ich hole eine Runde für jemand anderen.« Ich bemerkte, daß genau hinter ihm ein geringfügig kleinerer Mensch stand, der mich

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