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Autobiografie eines Lügners

Autobiografie eines Lügners

Titel: Autobiografie eines Lügners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Chapman
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nichtsdestoweniger an die Sorte Mensch erinnerte, die leicht ein Mittelgewichtsboxer hätte sein können –, nicht unbedingt groß, aber ein Kraftpaket. Dieser Mann sagte nichts, schien aber eindeutig zu dem Mann zu gehören, der aussah wie die viktorianische Tür.
    »Nein, nein, nein«, sagte die viktorianische Tür. »Ich bestehe darauf, Graham. Was möchten Sie?«
    Ich sagte: »Einen großen G und T für mich, das Gleiche für John, ach, und für Anna wollte ich eine Bacardi-Cola holen, wissen Sie, für Miss Finsbury.«
    Er bestellte die Drinks und sagte: »Es ist nur fair, daß ich die Drinks besorge, Sie haben schon genug zum Gelingen des Abends beigetragen, stimmt’s?«
    Ich dankte ihm und bestand darauf, die nächste Runde auszugeben.
    Dann sagte er, nicht sehr, aber deutlich drohend und, wie es schien, wohlüberlegt: »Sie mögen Anna, stimmt’s, Graham?«
    Ich spürte eine andere Bedeutung dahinter, sagte aber, weil ich unschuldig war: »Ja, ja, ich mag Anna.«
    War der Mann gewachsen? Er sah auf jeden Fall größer aus …. »Das dachte ich mir«, erwiderte er leise und wägte die Wirkung jeden Wortes ab. »Sie ist ein nettes Mädchen.«
    »Ja, sie ist ein nettes Mädchen, sehr, sehr angenehm ….«
    »Nun, dann werden Sie dies brauchen«, sagte er, und aus einer inneren Brusttasche zog er das dickste Bündel Zehnpfundnoten, das ich je gesehen hatte.
    Ich sagte: »Was ist das denn?«
    »Das sind tausend Pfund für Sie.«
    Ich sagte: »Nein, sind es nicht.«
    »Doch, Graham. Nur zu, nehmen Sie sie.«
    »Wofür? Die haben doch nichts mit mir zu tun.«
    »Die gehören Ihnen, stimmt’s?« Er sah noch größer aus ….
    »Nein, die gehören mir nicht. Ich habe nichts getan, um sie mir zu verdienen.«
    »Sie gehören Ihnen, behalten Sie sie.« Die straffen Muskeln seines Freundes kräuselten sich sichtbar.
    »Sehen Sie, ich will das Geld wirklich nicht, vielen Dank. Ich verdiene selbst Geld. Was ich heute abend getan habe, war für einen wohltätigen Zweck. Ich will das Geld nicht, vielen Dank.«
    »Nun, jetzt werden Sie’s brauchen, stimmt doch, oder?«
    »Nein, werde ich nicht.«
    »O doch, das werden Sie.«
    »Warum, warum sollte ich es brauchen?«
    »Na, Sie werden sich doch jetzt um Anna kümmern, stimmt’s?«
    Mir drehte sich das Hirn …. »Nein, nein, ich werde mich nicht …. Ich werde mich nicht um Anna kümmern.«
    »Sie mögen sie aber doch, stimmt’s?«
    »Ja, ich mag sie, aber das ist alles, ich habe sie vor heute abend erst einmal gesehen.«
    »Sie hat oft von Ihnen gesprochen, Graham. Los, nehmen Sie’s, Sie werden es gebrauchen können.«
    »Nein, danke ….«
    Der wie ein Boxer aussehende Herr hinter ihm sagte immer noch nichts.
    »Dann nehmen Sie dies«, sagte er und zog ein weiteres Banknotenbündel hervor, das genauso aussah wie weitere tausend Pfund. »Los, die gehören Ihnen, stecken Sie sie ein, nehmen Sie sie einfach, sie gehören Ihnen.«
    Ich weiß nicht, warum, aber irgendwas irgendwo in meinem Hinterkopf sagte mir, wenn ich dies Geld annehme, gestehe ich eine Schuld ein, und dann wird mir irgendwo im weiteren Verlauf des Abends der Hals umgedreht. Vielleicht übertrieb mein Hinterkopf, aber ich wollte es nicht drauf ankommen lassen. So bestimmt, wie es mir unter den Umständen gelingen mochte, sagte ich: »Ich möchte nichts von Ihrem Geld, vielen herzlichen Dank. Jetzt lassen Sie mich Ihnen diesen Drink besorgen. Ich muß sehr bald fort.«
    Ich versuchte, bei dem Barmenschen eine Runde Drinks zu ordern, aber der hatte gerade begonnen, das eiserne Gitter vorne am Tresen herunterzuziehen, um die Bar zu schließen. Ich flehte durch die sich senkende Absperrung hindurch: »Könnten wir nur noch eine schnelle Runde haben, bitte?«
    »Nein, die Polizeistunde ist längst vorbei, wir schließen.«
    »Bitte, eine kleine Runde tut doch keinem weh.«
    »Nein, wir sind dicht.« Schepper.
    Dann sagte diese Tür von einem Menschen: »Keine Sorge, Graham, ich kümmere mich drum«, und verschwand durch die Tür neben dem Tresen. Ein paar Momente später kam er zurück, der Barmensch ebenfalls. Der Barmensch sah sehr bleich aus und zitterte, als er mit den Riegeln und Bolzen herumstümperte, um die Bar wieder zu öffnen. Die Bar war wieder offen, und Bestellungen wurden entgegengenommen. Der Mittelgewichtsboxer stand da und sagte immer noch nichts. Wir tauschten Nettigkeiten über die Unterhaltungsindustrie allgemein und speziell den heutigen Abend aus, und wie nett es doch von Anna

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