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Autofab

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Titel: Autofab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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anderen Seite des Loches zu »sondieren«. Sie hatte gewußt, daß es dort Kunden gab… und raste Hals über Kopf durch die Spirale, um als erste da zu sein. Sie lächelte selbstzufrieden… sie hätte sich nicht zu beeilen brauchen, hier gab es keine Konkurrenz. Eigentlich waren die Kunden derart darauf versessen, mit ihr Geschäfte zu machen, daß sie praktisch alles getan hatten, was in ihrer Macht stand, um ihr die Dinge zu erleichtern.
    Die Männer hatten ein provisorisches Stück Straße gebaut, das in die Asche hinausführte, eine Art hölzerne Rampe, über die der Wagen nun dahinrollte. Sie hatte sich eingeprägt, wann genau sie nach »drüben« gehen mußte; in dem Augenblick nämlich, wenn der Wagen an dem Entwässerungskanal vorbeikam, eine Viertelmeile hinter der Einfahrt in den Nationalpark. Hier, »drüben«, gab es den Kanal zwar auch… aber es war kaum noch etwas von ihm übrig, nur ein undeutliches Wirrwarr von Steintrümmern. Und die Straße war völlig verschüttet. Unter den Rädern des Wagens krachten und rumpelten die rohen Bretter. Es wäre ärgerlich, wenn sie jetzt eine Reifenpanne hätte… aber ein paar von ihnen könnten sie beheben. Sie arbeiteten unentwegt; eine kleine zusätzliche Aufgabe würde da nicht viel ausmachen. Sie konnte sie jetzt sehen; sie standen am Ende der hölzernen Rampe und erwarteten sie ungeduldig. Hinter ihnen lag das Durcheinander von stinkenden, primitiven Hütten und dahinter ihr Schiff.
    Sie machte sich große Sorgen wegen des Schiffes. Sie wußte, worum es sich handelte: gestohlenes Army-Eigentum. Sie schloß ihre knochige Hand fest um den Knauf des Schaltknüppels, legte den Leerlauf ein und ließ den Wagen ausrollen. Als die Männer näher kamen, zog sie langsam die Handbremse an.
    »Tag«, murmelte Professor Crowley; mit scharfem, stechendem Blick spähte er auf die Ladefläche des Wagens.
    Mrs. Berthelson brummte eine unverbindliche Antwort. Sie mochte nicht einen von ihnen… schmutzige Männer, die nach Angst und Schweiß rochen, deren Körper und Kleider vor Dreck starrten, in uralte Verzweiflung gehüllt, die sie niemals loszulassen schien. Wie verschüchterte, bemitleidenswerte Kinder drängten sie sich um den Wagen, machten sich erwartungsvoll an den Paketen zu schaffen und waren schon dabei, sie herunter auf den schwarzen Erdboden zu zerren.
    »Schluß jetzt«, sagte sie mit schneidender Stimme. »Laßt gefälligst die Finger davon.«
    Ihre Hände zuckten zurück, als hätten sie sich verbrannt. Mrs. Berthelson kletterte ungerührt aus dem Wagen, schnappte sich ihre Inventarliste und stapfte zu Crowley hinüber.
    »Schön warten«, sagte sie zu ihm. »Die müssen erst abgehakt werden.«
    Er nickte, warf Masterson einen Blick zu, leckte sich die trockenen Lippen und wartete. Sie alle warteten. So war es immer gewesen; sie wußten, und sie wußte, daß dies die einzige Möglichkeit war, an Vorräte zu kommen. Und wenn sie keine Vorräte bekamen, Lebensmittel, Medikamente, Kleidung, Geräte, Werkzeug und Rohstoffe, wären sie nicht in der Lage, ihr Schiff zu starten.
    In dieser Welt, im »Drüben«, gab es solche Dinge nicht. Und wenn, konnte niemand sie benutzen. Ein flüchtiger Blick hatte ihr das verraten – sie konnte die Trümmer mit eigenen Augen sehen. Sie waren nicht sehr sorgsam umgegangen mit ihrer Welt. Sie hatten alles zerstört, es in schwarze Asche und Trümmer verwandelt. Nun ja, das war deren Sache, nicht ihre.
    Die Beziehung zwischen dieser und ihrer Welt hatte sie nie
    sonderlich interessiert. Es genügte ihr zu wissen, daß beide existierten und daß sie von der einen in die andere und wieder zurück gehen konnte. Und sie war die einzige, die wußte, wie man das machte. Des öfteren hatten Menschen aus dieser Welt, Mitglieder dieser Gruppe versucht, mit ihr »dahin zurück« zu gehen. Es war jedesmal mißlungen. Wenn sie den Übergang vollzog, blieben sie zurück. Nur sie hatte die Fähigkeit, die Begabung. Eine Begabung, die sie mit niemandem teilte – darüber freute sie sich. Und für jemanden, der Geschäfte machte, war das eine durchaus nützliche Begabung.
    »In Ordnung«, sagte sie forsch. Sie stellte sich dorthin, wo sie sie im Auge behalten konnte, und fing an, jede Kiste abzuhaken, die vom Wagen geschafft wurde. Sie arbeitete mit Präzision und Bestimmtheit; das war ein Teil ihres Lebens. Solange sie denken konnte, hatte sie Geschäfte auf resolute Art und Weise abgewickelt. Ihr Vater hatte ihr beigebracht, wie man sich

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