Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Autofab

Autofab

Titel: Autofab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
Vom Netzwerk:
in der Geschäftswelt behauptete; sie hatte sich seine strengen Regeln und Prinzipien zu eigen gemacht. Und die befolgte sie nun.
    Flannery stand mit Patricia Shelby etwas abseits; Flannery hielt das Geld in der Hand, die Bezahlung für die Lieferung. »Also«, sagte er halblaut, »jetzt können wir ihr sagen, daß sie sich endlich den Mühlstein um den Hals hängen soll.«
    »Meinst du wirklich?« fragte Pat nervös.
    »Die letzte Fuhre ist da.« Starr grinsend fuhr Flannery sich mit zitternder Hand durchs schüttere schwarze Haar. »Jetzt kann’s losgehen. Mit dem Zeug hier ist das Schiff hochachtungsvoll. Unter Umständen müssen wir uns sogar platzen und jetzt schon was davon essen.« Er deutete auf einen prallvollen Pappkarton mit Lebensmitteln. »Speck, Eier, Milch, richtiger Kaffee. Vielleicht stopfen wir’s doch nicht in den Gefrierer. Vielleicht sollten wir ‘ne Orgie feiern: die letzte Mahlzeit vor dem Flug.«
    »Das wär schön«, sagte Pat sehnsüchtig. »Ist lange her, daß wir das letzte Mal so was zu essen hatten.«
    Masterson kam zu ihnen. »Bringen wir sie um und köcheln
    sie in einem großen Kessel. Magere alte Hexe – vielleicht gibt sie ein gutes Süppchen ab.«
    »In den Ofen mit ihr«, korrigierte Flannery. »Ein bißchen Lebkuchen, für unterwegs.«
    »Mir wär’s lieber, wenn ihr nicht so reden würdet«, sagte Pat ängstlich. »Sie ist so – na ja, vielleicht ist sie ja eine Hexe. Ich mein, vielleicht waren Hexen ja bloß… alte Frauen mit merkwürdigen Kräften. Wie sie – die auch noch durch die Zeit reisen können.«
    »Da haben wir ganz schön Schwein gehabt«, sagte Masterson.
    »Aber sie kapiert’s nicht. Oder doch? Ob sie weiß, was sie da tut? Daß sie uns alle retten könnte, wenn sie ihre Fähigkeit mit uns teilen würde? Ob sie weiß, was mit unserer Welt passiert ist?«
    Flannery überlegte. »Wahrscheinlich weiß sie’s nicht – oder kümmert sich nicht drum. Die denkt doch bloß an eins, Geschäfte und Profit – knöpft uns Wucherbeträge ab, verkauft uns das Zeug mit unglaublichem Gewinn. Und der Witz ist, daß Geld für uns völlig wertlos ist. Wenn sie Augen im Kopf hätte, wüßte sie das. In der Welt hier ist es doch bloß Papier. Aber sie ist in ihrem mickrigen, engstirnigen Trott gefangen. Geschäfte, Profit.« Er schüttelte den Kopf. »Die denkt doch bloß an eins, die mit ihrem schrulligen, jämmerlichen Spatzenhirn… und ausgerechnet die hat diese einmalige Kraft.«
    »Aber sie kann doch sehen«, beharrte Pat. »Sie kann sie sehen, die Asche und die Trümmer. Wieso begreift sie’s dann nicht?«
    Flannery zuckte die Achseln. »Sie bringt das wahrscheinlich nicht mit ihrem eigenen Leben in Verbindung. Schließlich ist sie in ein paar Jahren tot… die erlebt den Krieg in ihrer eigentlichen Zeit nicht mehr. Sie sieht ihn bloß so, als Region, die sie besuchen kann. So was wie ein Vortrag über Reisen in fremde Länder. Sie kann kommen und gehen – aber wir sitzen fest. Es gibt einem bestimmt ein verflucht sicheres Gefühl, wenn man von einer Welt in eine andere marschieren kann.
    Gott, was würde ich drum geben, wenn ich mit ihr zurückgehen könnte.«
    »Das war nicht der erste Versuch«, gab Masterson zu bedenken. »Tellman, dieser Schwachkopf, hat’s schon mal probiert. Und dann kam er zu Fuß zurück, von oben bis unten voller Asche. Er hat gesagt, der Wagen hätte sich aufgelöst.«
    »Na klar«, sagte Flannery nachsichtig. »Sie ist damit nach Walnut Creek zurückgefahren. Zurück ins Jahr 1 965.«
    Es war alles abgeladen. Die Angehörigen der Kolonie quälten sich den Abhang hinauf, schleppten die Kartons zum Kontrollbereich unterhalb des Schiffes. In Begleitung von Professor Crowley marschierte Mrs. Berthelson zu Flannery hinüber.
    »Hier ist die Bestandsliste«, sagte sie munter. »Ein paar Sachen konnte ich nicht auftreiben. Sie wissen ja, ich hab das in meinem Laden nicht alles auf Lager. Das meiste muß ich kommen lassen.«
    »Wissen wir«, sagte Flannery mit eisigem Vergnügen. Es wäre interessant, einmal einen Laden auf dem Land zu sehen, der Binokular-Mikroskope, Revolverdrehbänke, tiefgefrorene Antibiotika, Hochfrequenz-Funkgeräte und moderne Lehrbücher zu allen Fachgebieten führte.
    »Und deswegen muß ich Ihnen ein bißchen mehr berechnen«, fuhr die alte Frau fort, das ewige Ritual des Auspressens. »Zu den Sachen, die ich mitgebracht habe – « Sie kontrollierte ihr Bestandsverzeichnis und gab die zehnseitige

Weitere Kostenlose Bücher