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Autofab

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Titel: Autofab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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schwebte einen quälenden Moment lang in der Luft und krachte dann in den Schutthaufen, der einmal der Mount Diablo gewesen war. Dort lagen die Überreste des Schiffes, verbogene Metallplatten, die in der düsteren Stille vor sich hin qualmten.
    Aus dem Schiff kamen die Männer, sprachlos und erschüttert, um den Schaden zu inspizieren. Um mit der elenden, sinnlosen Arbeit von vorne zu beginnen. Vorräte zusammentragen, die Rakete flicken … Die alte Frau lächelte in sich hinein.
    Das war genau das, was sie wollte. Das paßte perfekt. Und dazu mußte sie lediglich – ein Kinderspiel – diese Sequenz wählen, wenn sie ihre nächste Reise machte. Wenn sie ihre kleine Geschäftsreise machte, am darauffolgenden Samstag.
    Crowley lag halb unter der schwarzen Asche begraben und befingerte schwächlich einen tiefen Riß in seiner Wange. Ein abgebrochener Zahn pochte. Dicke Blutbrühe tropfte ihm in den Mund, der scharfe, salzige Geschmack seiner eigenen Körperflüssigkeiten, die hilflos aussickerten. Er versuchte, sein Bein zu bewegen, spürte jedoch nichts. Gebrochen. Seine Sinne waren zu benommen, vor lauter Verzweiflung zu verwirrt, um noch zu begreifen.
    Irgendwo im Halbdunkel rührte sich Flannery. Eine Frau stöhnte; zwischen den Felsen und verzogenen Schiffsteilen verstreut lagen die Verletzten und Sterbenden. Eine aufrechte
    Gestalt stand auf, stolperte und schlug der Länge nach hin. Es war Tellman, der sich schwerfällig über die zerfetzten Überreste ihrer Welt hinwegschleppte. Er glotzte Crowley dümmlich an; seine Brille baumelte an einem Ohr, und ein Teil seines Unterkiefers fehlte. Plötzlich brach er zusammen und fiel kopfüber in einen qualmenden Haufen von Vorräten. Sein hagerer Körper zuckte unkontrolliert.
    Es gelang Crowley, auf die Knie zu kommen. Masterson beugte sich über ihn und sagte immer wieder etwas.
    »Ich bin in Ordnung«, krächzte Crowley.
    »Wir sind fertig. Erledigt.«
    »Ich weiß.«
    In Mastersons zerschlagenem Gesicht schimmerten die ersten Zuckungen der Hysterie. »Meinen Sie – «
    »Nein«, murmelte Crowley. »Das kann nicht sein.«
    Masterson fing an zu giggeln. Tränen zogen Furchen in den Schmier auf seinen Wangen; Tropfen von dickflüssiger Feuchtigkeit rannen ihm über den Nacken und in den versengten Kragen. »Das war sie. Sie hat uns hier festgenagelt. Sie will, daß wir hierbleiben.«
    »Nein«, wiederholte Crowley. Er verstieß den Gedanken. Das war unmöglich. Schlicht unmöglich. »Wir kommen hier weg«, sagte er. »Wir bauen die Überreste zusammen – fangen noch mal von vorne an.«
    »Die kommt wieder«, sagte Masterson mit zitternder Stimme. »Sie weiß, daß wir hier auf sie warten. Kunden!«
    »Nein«, sagte Crowley. Er glaubte nicht daran. Er zwang sich, nicht daran zu glauben. »Wir kommen hier weg. Wir müssen hier weg!«

    Nach Yancys Vorbild

    Stöhnend schob Leon Sipling seine Arbeitsunterlagen beiseite. In einer Organisation mit Tausenden von Angestellten war er der einzige, der nichts produzierte. Wahrscheinlich war er der einzige Yance-Mann auf Callisto, der seine Arbeit nicht richtig machte. Angst und das heftige Pochen der Verzweiflung brachten ihn dazu, den Arm zu heben und mit einem Wink die Sprechverbindung zu Babson, dem obersten Büroaufseher, herzustellen.
    »Hören Sie«, sagte Sipling heiser, »ich glaub, ich hänge fest, Bab. Wie wär’s, wenn Sie mir die gestalt mal raufspielen würden? Vielleicht krieg ich den Rhythmus mit …« Er grinste schwach. »Das Summen anderer kreativer Geister.«
    Babson überlegte einen Augenblick und griff dann nach der Impulssynapse; sein massiges Gesicht blieb teilnahmslos. »Halten Sie schon wieder die Produktion auf, Sip? Das muß bis um sechs in die Sendung integriert werden. Laut Zeitplan soll der ganze Krempel auf der Vorabendschiene über die Videoleitungen gehen.«
    Der visuelle Teil der gestalt nahm langsam Formen an; Sipling wandte seine Aufmerksamkeit dem Wandschirm zu, dankbar für eine Gelegenheit, Babsons eisigem Funkeln zu entgehen.
    Der Schirm zeigte ein 3-D von Yancy, die übliche Dreiviertelansicht des Oberkörpers. John Edward Yancy in seinem ausgebleichten Arbeitshemd, die Ärmel hochgekrempelt, die Arme braun und behaart. Ein Mann in mittleren Jahren, Ende Fünfzig, das Gesicht von der Sonne verbrannt, der Hals leicht gerötet, ein gutmütiges Lächeln im Gesicht; er blinzelte, weil die Sonne ihn blendete. Hinter Yancy ein Standfoto von seinem Hinterhof, seiner Garage, seinem

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