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Autofab

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Titel: Autofab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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maschinengeschriebene Liste, die Crowley ihr bei ihrem letzten Besuch gegeben hatte, dann zurück. »Ein paar davon waren nicht lieferbar. Ich hab sie nachbestellt. Der Berg von Metallen aus den Labors drüben im Osten – die meinten, vielleicht später.« Ein verschlagener Blick schlich sich in die uralten, grauen Augen. »Und die werden ziemlich teuer.«
    »Das spielt keine Rolle«, sagte Flannery und reichte ihr das Geld. »Sie können die ganzen Nachbestellungen stornieren.«
    Zunächst zeigte ihr Gesicht keinerlei Reaktion. Nur ein vages Unvermögen, zu begreifen.
    »Keine Lieferungen mehr«, erklärte Crowley. Eine gewisse Spannung fiel von ihnen ab; zum ersten Mal hatten sie keine Angst vor ihr. Das alte Verhältnis war beendet. Sie waren nicht mehr auf den rostigen roten Wagen angewiesen. Sie hatten ihre Lieferung; sie waren bereit zum Aufbruch.
    »Wir starten«, sagte Flannery mit starrem Grinsen. »Wir sind voll bis obenhin.«
    Langsam begriff sie. »Aber ich hab die Sachen doch bestellt.« Ihre Stimme klang dünn, düster. Gefühllos. »Die werden mir doch zugeschickt. Und ich muß sie bezahlen.«
    »Tja«, sagte Flannery leise, »was für ein verdammtes Pech aber auch.«
    Crowley warf ihm einen warnenden Blick zu. »Tut mir leid«, sagte er zu der alten Frau. »Wir können nicht hierbleiben – hier wird’s zu heiß. Wir müssen starten.«
    Das Entsetzen in ihrem verschrumpelten Gesicht verwandelte sich in wachsenden Zorn. »Sie haben die Sachen bestellt! Sie müssen sie nehmen!« Ihre schrille Stimme erhob sich zu einem wütenden Kreischen. »Was soll ich denn damit anfangen?«
    Während Flannery sich noch eine bitterböse Antwort zurechtlegte, fuhr Pat Shelby dazwischen. »Mrs. Berthelson«, sagte sie ruhig, »Sie haben eine Menge für uns getan, auch wenn Sie uns nicht durch das Loch in Ihre Zeit helfen wollten. Und dafür sind wir Ihnen sehr dankbar. Wenn Sie nicht gewesen wären, hätten wir nie genügend Vorräte zusammenbekommen. Aber wir müssen wirklich weg.« Sie streckte die Hand aus, um die schwache Schulter zu berühren, aber die alte Frau wich wütend vor ihr zurück. »Das heißt«, schloß Pat verlegen, »wir können nicht mehr hierbleiben, ob wir nun wollen oder nicht. Sehen Sie die ganze schwarze Asche? Sie ist radioaktiv, und es kommt immer mehr davon heruntergerieselt. Der Giftpegel steigt – wenn wir noch länger bleiben, wird sie uns langsam vernichten.«
    Mrs. Edna Berthelson stand da und umklammerte ihre Inventarliste. Sie machte ein Gesicht, wie es noch keiner von
    ihnen gesehen hatte. Der heftige Wutanfall war vorüber; jetzt überzog ein kalter, eisiger Glanz die alten Züge. Ihre Augen waren wie graue Felsen, ohne jedes Gefühl.
    Flannery ließ sich nicht beeindrucken. »Da haben Sie Ihren Zaster«, sagte er und streckte die Hand mit den Scheinen aus. »Zum Teufel damit.« Er wandte sich an Crowley. »Geben wir ihr den Rest doch noch dazu. Stopfen wir ihr damit das Maul.«
    »Halten Sie die Klappe«, bellte Crowley.
    Flannery sank grollend in sich zurück. »Mit wem reden Sie eigentlich?«
    »Genug ist genug.« Gequält und nervös versuchte Crowley, mit der alten Frau zu sprechen. »Mein Gott, Sie können doch nicht von uns erwarten, daß wir ewig hierbleiben, oder?«
    Es kam keine Reaktion. Jäh drehte sich die alte Frau um und marschierte schweigend zu ihrem Wagen zurück.
    Masterson und Crowley sahen sich beklommen an. »Die ist wirklich bekloppt«, meinte Masterson besorgt.
    Tellman eilte herbei, warf einen Blick auf die alte Frau, die in ihren Wagen stieg, und bückte sich dann, um in einem der Lebensmittelkartons herumzuwühlen. Kindische Gier überschwemmte sein hageres Gesicht. »Schauen Sie«, keuchte er. »Kaffee – fünfzehn Pfund. Können wir welchen aufmachen? Können wir eine Dose aufmachen, zum Feiern?«
    »Klar«, sagte Crowley tonlos, den Blick auf den Wagen geheftet. Mit gedämpftem Dröhnen machte der Wagen in einem großen Bogen kehrt und rumpelte die primitive Rampe hinunter auf die Asche zu. Er rollte in die Asche hinein, schlingerte ein kleines Stück und verschwand dann. Nur die öde Ebene, dunkel und sonnenüberflutet, blieb zurück.
    »Kaffee!« rief Tellman freudig. Er warf die glänzende Metalldose hoch in die Luft und fing sie ungeschickt wieder auf. »Wir feiern! Unser letzter Abend – die letzte Mahlzeit auf der Erde!«
    Es stimmte.
    Als der rote Lieferwagen mit metallischem Klappern die
    die Straße entlangzuckelte, sondierte Mrs.

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